Die Jugendzeit

Die Jugendzeit von 1936-1940

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Unser Kajak
Musikanten
Olympiade 1936
Die Post
Schornsteinfeger
Ascheimertag
Aufnahme ins Jungvolk
Wäsche waschen
Gas Ablesen
Der Kohlenhänder
Radioverrückt
Fahradtourn durch Schleswig-Holstein
Trauriges Erlebnis
Kriegstage
Kinderlandverschickung

 

Unser Kajak

In sein leern Ladn bei uns an Torweech kam denn ne Wescherei mit grosse Maschin'n. Da waa ich gleich Laufjung zun Wesche austragn für 2 Stunn an Nachmittach. Dazu krichte ich 'n Gestell mit Korb an mein Faaradlenker. Da kam'n die Pakete mitte Plettwesche rein. Das hab ich jaahrelang gemacht für 3 Mark inne Woche. Viel Gelt für mich. Aber bei Mutter musste ich'n Teil abliefern. Nu waa ich langsam auch schon 13 Jaah alt gewordn. Dauerte nu nich mehr lange bis zun Anfank vonne Lehre.

In unsre Klasse hatte ich'n gutn Freund. Oft fuhrn wir nachmittachs, wenn die Schulabeitn fertich waan mitn Rad los. Runter zun Hafn, durchn altn Elbtunnl, Reiherdamm runter, Ellerholz vobei, Kraftwerk Neuhof immer an Zollzaun lenks bis an Trajekt. Das gink alle halbe Stunde übern Köhlbrand nach Wallershof. Drübn, an Deich lenks, waan alles Schrebergertn. Büschn weiter kam Maakndamm un Maaknwerder Hafn. Da hattn mein Freund seine Eltern 'n Gartn mit ne Holzbude. Glasweranda, Küche un Schlafstube mit Bettn übernander. Grade obn an Deich. Von da konnz schön übern ganzn Maaknwerder Hafn kuckn. Von Deich gingn weisse Brückn in Wasser. Daran machtn die Ewer fest für Übernacht oder wenn sie auf Ladunk waateten.

Inne Mitte von Hafn waa ne Reihe Duckdalbn. Da laach eines Tachs 'n grosser Segler mit 5 Mastn. Hiess "Kapitän Hilgendorff" un waa grün gestrichn. Hier wurdn die Schiffsjungs für die Handlsmarine ausgebildet. Von unsern klein Strant konntn wir da drübn alles be obachtn. Auch wenn sie obn an Deck standn un das Winkn mit Flaggn lern'n musstn. Konntn wir auch un habn mitgelesn was der Maat gegebn hatte un rübergegröhlt. Waan die natürlich sauer. Obn an Deck stant einer Wache an'n Niedergang. Das waa ne Treppe, die lief aussnbords an'n Schiffsrumf runter auffn klein Pontong. Da stant noch einer Wache. Waa ja fix langweilich für de Jungs un denn habn wir beide den'n was rübergewinkt. Natürlich auch Schiet un sie drohtn uns mitte Faust. Die Ausbilder hattn das auch gesehn un gröhltn was.

 

 

Nu hattn wir auch 'n Boot. 'N Zweier Kajak. Konnz aber nur mitte Badehose rein weil es immer leck waa un alles voll Teer von repariern. Laach obn in Gartn hinner de Forte. Wolltn wir paddln, liessn wir das Boot den Deich runnerrutschn. Ersma ne Runde um Hafn, sehn ob irgntwo was angetriebn waa, was wir gebrauchn konntn. Das brachtn wir denn in Schilf. Wonder Hafn zuende waa, waa'n grosses Schilf. Wir wusstn genau wo man laufn konnte un nich einsackte. Da bautn wir jedes Jaah ne neue Hütte. Rundrum laach allerhand was wir ausse Elbe gefischt hattn. Ins Schilf gink auch 'n kleiner Fluss rein, Vielleicht 3 Meter Breit. Waa aber nur voll wenn Flut waa. Denn musstn wir mittn abgebrochennen Riem'n rüberspringen. Bei Ebbe
waa alles nur Schlick un das Blechwrack waa frei was vor de Mündunk laach. Für uns waas der Mississippi.

 

 

Wenn jemant hinter uns her waa, un das kam öfter vor, denn verschwandn wir in Schilf. Spehter,auffn annern Ende wieder raus, übern Deich un rein inne Tageskolonie Köhlbrand. Da gabs schneeweissn Santstrant un waan oft Schulklassn da. An'n Maaknwerder Höft ginks wieder übern Deich, zwischn de Ewer in Wasser un denn schwamm'n wir rüber nach Athabaskahöft. Hintn durche Schreebergartnkolonien un von Hintn bei uns in Gartn. Denn habn wir uns ersma nich mehr gemuckst. Uns hat auch nie nich einer gekricht.

 

 

Wenn wir von lengere Tuur kam'n, hattn wir nich mehr viel Kraft das Boot den Deich hoch,in Gartn zu bringn. Denn holtn wir 3 Rolln zun unterpackn. Aber musstes trozzdem ganz schön an rumreissn. Die Schiffsjungs musstn auch pulln lern'n. Mit 12 Mann inn Kutter un ein Maat. Waan denn hinter uns her wenn wir vonne Elbe kamfn. Gleich ab in Schilf. Mit ihrn Boot konntn sie nich rein.

 

 

Sonnabenz un Sonntachs waan wir immer da. Die Eltern seltn, un nur über Tach. Flanztn Gemüse oder erntetn. Wir beide schliefn in de spakign Bettn. Abenz inn Dunkln gingn wir ersma los zun Firsich, Äppl un Beern klaun fürn nechstn Tach. Unsre Maggisuppn kochtn wir inne kleine Küche auf offenen Feuer. Für Feuerholz musstn wir immer sorgn, für seine Eltern mit. Die Küche waa lanksam 'n kleines Seemannsmuseum gewordn. Anne grösste Want hattn wir ne Karte von Hamburger Hafn angepinnt un mit unsre vier Winkflaggn dekoriert. Aussn fingerdickn Stropp hattn wir alle Knotn gemacht die wir kanntn un hingn rundrum. Die Eltern habn nix dazu gesaacht.

Bei Flut liefn bei uns untn an Strant hin un wieder 'n Ewer auf, un fiel denn Trockn. Nu waa der Schipper dabei un teerte den Rumf. Wenn Mittachspause waa kletterte er auffe Leiter hoch, an Deck. In den Moment klautn wir ihm den Teereima von Feuer. Ab in Schilf. Nechstn Tach waa der Ewer schon die Elbe runter un wir konntn denn Eima hinter unsre Bude bringn.

Waa an nechstn Wochnende schönes Wetter machtn wir in Gartn wieder 'n Feuer un kochtn den Teer wieder flüssich. Ich glaup das waa wohl mehr Bitum‘n. Un denn rauf damit auffs Dach un mittalte Stükke Dachpappe un Teer machtn wir das Dach wieder dicht fürn Winter. Manchma waa auch der Nachbaasohn da, machte bei uns mit un schlief mit in unsre Bude. Gefiel ihm gut un er tat sich mittn anneren Jungn zusamm'n, büschn weiter lenks. Sie kauftn sich 'n Kanu zusamm'n un so fuhrn wir zu viert herum. Dauerte nich lange un sie hattn sich verkracht. Un denn habn wir 3 das Kanu durchgeseecht, hintn Holz vorgenaglt un mit Teer dicht geschmiert. Nu hatte der Nachbaasohn sein eichnes Boot un konnt mit uns unnerweechs. Die annere Helfte von Boot leechtn wir in den annern sein Gartn zurück.

 

 

Unser Boot waa balt ganz kaputt. Damit habn wir dann unsre Maggisuppn gekocht. Seitdem sint wir mit 3 Mann in das halbe Kanu. Das Wasser waa bis ziemlich obn an Rand.

Am Tage habn wir obn auffn Deich gesessn un mitn altn Fernrohr die Gegnt abgekuckt. Habn uns denn alles gemerkt für abenz wennz Dunkl waa. Ein Tach laach 'n Ewer mit Decksladunk da. Kistn mit Flaschn. Abenz, waa schon ziemlich frisch un wir dick angezogn, fuhrn wir in Stockedüstern los, ma sehn was inne Flaschn waa. Einer krabbelte an Deck die Flaschn holn, der zweite hielt das Boot fest un nahm die Flaschn an un der dritte leechte sie einzln zwischn de Spantn. Plözzlich fiel eine Flasche auffass eiserne Deck un das dröhnte wie ne Kirchnglocke durchn ganzn Schiffsrumf. Da wurde das aber lebennich untn. Rein in Boot un wech in Schilf. Ersma de Flaschn versteckt. An Himmel waan de Suchscheinwerfer vonne Luftwaffe un suchtn suchtn Übunksfluchzeuch für de Flak. Auch zun Übn. Habn wir ne zeitlank beobachtet un denn wieder rein ins Boot. Als wir halp übers Wasser waan hattn sie entlich 'n Fluchzeuch inne Kegl. Wir drei kucktn nach obn un saan nich die hohn Welln die vonne Elbe in unsern Hafn liefn. Das Boot kippte nach links, wir schmissn uns alle drei nach rechts un schon waan das Boot kielobn. Schwümm'n konntn wir, aber mit lange Hosn, Pullower un Schuhe waa nich so einfach. Das Boot liessn wir nich los un kam'n entlich an Strant. Boot leergekippt un rein in Gartn damit.

 

 

Wir zogn uns inne Bude aus un drehtn vor de Tür mit zwei Mann das Wasser ausse Hosn, hingn alles auf un gingn zu Bett. An nechstn Morgn, Sonntach, goss es wie aus Eimern. Den ganzn Tach. Waa nix mit Trocknen inne Sonne in Gartn. Nachmittachs zogn wir die nassn Klamottn wieder an un fuhrn nach Haus. Meine Mutter hat nie gefraacht was los waa. Denn hätte sie hinterher bestimmt keine Ruhe mehr gehappt wenn ich unnerweechs waa.

Ein Wochnende spehter habn wir die Flaschn aufgemacht. Konnz nich riechn was da drin waa. Durchsichtich un dünnflüssich. Etiketts gabs auch nich. Da habn wir sie alle in Schilf vergrabn.

Wenn mein Freund seine Eltern ma da,waan, musstn wir für frisches Wasser sorgn. Jeder nahm ein Glasdemijong un ab zur Pumpe. Die volln Dinger waan schwer un wir musstn sie mit beide Hende übern Kopf festhaltn. Bei sonne Gelegnheit gink ma 'n Ehepaa vor uns. Nu konnte mein Freund Steine mitte Zehe aufhebn un schmeissn. Dabei traf er den Mann inn Genick. Der drehte sich blizzschnell um. Aber wir hattn schwer zu tragn un keine Hand frei. Hatt er denn nochma gemacht. Aber danebn. Der Mann wieder rum. Nix. Nu suchte er die Heckn links un rechts von Weech ab. Wir beide ganz ernst an ihn vorbei, waa uns aber doch ganz schön mulmich.

 

 

Klaa lebtn wir genau mit Ebbe un Flut. Bein Damferanleger Övelgönne kucktn wir an Strant wie hoch das Wasser waa. Dennn nache Tonne inne Elbe ob ab- oder auflaufend Wasser waa. Danach musstn wir uns richtn was wir unternehm'n konntn. Bei richtich ablaufend Wasser konnz nich gegnan paddeln. Auch bei auflaufend Wasser hatts grosse Mühe von Köhlbrand, Stück auffe Elbe, in Maaknwerder Hafn rein. So musstes astn un waas gans kaputt. Die Ecke hattn wir Kap Horn getauft.

Nach'n starkn Sturm fandn wir 'n Beiboot von'n Ewer in Schilf. Beiboote hattn sie alle in Schlepp. Richtich schwere Dinger un Seetüchtich. Habn wir denn Rolln untergeleecht un mitn altn Riem'n rausgeheblt in Wasser. Annern Tach, an Sonntachmittach, habn wir unsre Sachn reingeschmissn un sind mit ein'n Riem'n losgewriggt. An'n Plattgatt, hintn an Boot, is ne Dolle rausgeschnittn un wurd der Riem'n reingeleecht. Konnt nur immer einer wriggn. Rüber über de Elbe un bei Övelgönne anne Kaimauer bein Kühlhaus. Inne Mauer waan Eisnleitern eingelassn. Habn uns ersma verpustet. Denn die Leiter hoch un kuckn. Vonne Strasse konnz da nich hinkomm oder kuckn. Ja, un da standn weisse Kühlwaggongs vonne Baan un wurdn entladn. Habn wir denn die Menna beobachtet die mit'ne Schweinehelfte auffn Rückn rauskam'n un damit in Kühlhaus gingn. Das dauerte immer lange bis sie wieder kam'n. Habn noch'n paa ma abgewaatet un denn hin. Finnmesser ausse Hose un damit Ohrn un Schwenze abgeschnittn. Denn die Leiter wieder runner un wech mittn Boot elbaufwerz, nache Hafnpolizei anne Lannungsbrückn. Mittlerweile waa Stauwasser gewesn un fink nu an zu ebbn. Habn gewriggt wie die Kulis. Anne erste Brücke das Boot angebunn'n, Klamottn raus, Brükke hoch auffe Strasse. Da hab ich denn gewaatet mit de Schweineohrn un Schwenze unner de Traininksbluse.

Mein Freund musste nu alles erzehln un seine Adresse angebn. In Boot waa hintn tief eingeschnizzt: K. Dölling, Assel. Das issn klein Ort un Hafn anne Unnerelbe, Südseite. Paa Wochn spehter kam der Schipper zu mein Freund nach Haus un brachte 30 Maak Finderlohn.

 

 

Unterwegs

Ich wollt die Schweineohrn nich mit nach Hause nehm'n. Hat seine Mutter denn Erbsnsuppe auf gekocht.

Inne Dreissiger Jaahn waa natürlich auch immer Dom auffn "Heilign". Bein Hochbaanhof Feldstrasse stant noch die alte Windmühle ohne Flügl. Vonne Plünnallee liefn wir zu Fuss. Schussee, Schulterblatt, anne alte Flora vobei, un übern Ferdemaakt. Da konnz denn schon das Gedudl vonne Karussells höhrn un Schmalzgebackenes riechn. Umme Ecke rum denn die vieln Lichter. Die grösstn Fahrgescheffte, von Schippers van der Ville, waa die Achterun Wasserrutschbaan. waan insgesamt 'n paa Strassn mit Budn un Karussells. Wir Göhrn durftn viel kuckn un paama faan. Wennz nach Hause gink krichtn wir jeder ne Zuckerstange, Mutter'ne Tüte mit Hirschhörnchen un Vater'ne Tüte rote un weisse Kokusflockn. Das waa auffn grossn Dom.

Denn hattn wir noch'n klein'n Dom. Der waa auffn Plazz zwischn Düpplstrasse un Abeizamt "Eisn un Metall" inne Kieler Strasse. Dahin brauchtn wir nur unsre Plünnallee zu Ende laufn un konntn die Musik schon höhrn. Auch ohne Gelt gingn wir da jedn Tach hin. Waa auch so ne schöne Abwexlunk un immer zwischn de grosse Domzeit.

Anne Ecke vonne Kieler Strasse, ganz dieht bein Eimsbüttler Maakplazz, stant 'n grossn Holzschuppn. Da waa'n festinstalliertes Karussell in. Konnz auf Ferde sizzn, inne Wiege oder Kaffeemühle gehn. Wennz da reinginks, kamz sterbnskrank wieder raus. Denkst dir reisst der Kopp ab. Das ganze waan 'n Treffpunkt für junge Leute. Sie standn alle wind un regngeschüzzt untern Dach. Die Musik dudelte un das Karussell waa meist leer.

Auffe annere Seite vonne Kieler Strasse waa wildes Gelende un'n paa Schrebergertn. Anne Ecke von Haferweech wolltn sie Wohnheuser baun. Als die Keller fertich waan standn sie bis obnhin voll Wasser. Das Wasser waa dick voll Wasserflöhe. Die Leute kam'n mit Ketscher un Eima. Dreima durch und der Eima waa voll. Den Haferweech rauf gingn unsre Eltern mit uns sonntachs oft spaziern. An 'n Ziegeleiteich vobei wo nur noch der Schornstein aussn Wasser kuckte. Die Fabrik waa untergegangn. Obn auffe Eisnbaanbrücke machtn wir Pause un liessn uns vonne unterdurch faanden Lokomotiwn einnebln. Rundherum waa noch einsame Gegnt. Nur ein Gebeude konnz von überall sehn. Die Steinway Pianofabrik.

 

 

Mittn Rad fuhrn wir spehter da an vobei nachn Winzberch, kurz vor'n Altonaer Volkspaak. Bein Winzberch waa auch noch ne Ziegelei ingange. Rundrum waa alles ebmemn glatt inne
Landschaft. Wo sie den gelbn Sant abgebaut hattn. Das waa unsre Wüste un kunnz toll in spieln. Feuer machn ohne das ein Mensch meggerte weil keiner in der Nehe waa. Da wo sie aufgehört hattn den Sant abzutragn waa der Abhang bestimmt 20 Meter hoch. Sah aus wie ne Dühne. Gink schön steil mittn Faarad runter, voll auffe Hinterradbremse un denn laufn lassn.

Abenz un an Wochnende kam'n mehr Leute. Die liessn von da obn ihre Seglfluchzeuge fliegn. Fürn paa Fennich holtn Jungs sie ausse Wüste un schlepptn sie den Berch wieder hoch. Manchma kam inne Woche 'n Feuerwerker. Der schoss von ein Dreibein verschiednfaabige Leuchtkugln inne Luft un machte denn Notizn. Er waa wohl ein Prüfer von einer Fabrik. Wir durftn nich weit ran, denn drohte er uns mitte Faust.

Dicht dabei waa die Fischfabrik Pallasch die entsezzlich stank. Wenn der Wint richtich wehte, denn konnz das sogaa in Eimsbüttl riechn. Wusste jeder woass herkam.

 

 

Musikanten

In unsre Hinterhöfe kam viel faahndes Volk. Die meistn machtn Musik damit die Anwohner das auch hörtn. Die Leute ausse Hinterheuser kucktn denn vorne raus un die ausse Vorderheuser hintn ausse Küchnfenster. Wenn der Künstler denn fertichiwaa, schmissn die Leute 'n paa Fennich in Papier eingewicklt, in Hof. Wir Kinder sammltn alles auf un gabn es dem Musikantn. Einer kam mitn vierrehdrign Wagn. Da stant 'n Klavier un Hocker drauf un denn haute er inne Tastn. Oft waas verstimmt un tat weh inne Ohrn. So auch bei ein Ziehhamonikaspieler mit seine Frau. Die sang so gottserbermlich, das die Leute schon gleich Gelt runnerwarfn. Die Künstler, wohl alles Abeitslose, hattn uns Göhrn in Schlepp. Wir gingn 'ne ganze Weile mit von ein Hof zun annern. Denn kam ein Mann mit ne kleine Leiter un stellte sie auf. Drei kleine Hunde musstn hinternander auf stehn. Denn fink der Mann an auffe Mundhamonika zu spieln "Waldesluhuhust" un die Hunde jaultn dazu.

Danach stellte er sich die Leiter auffe Stirn un balangzierte die drei Hunde un spielte wieder ein Lied wozu die Hunde jaultn. Spehter kam er mit 6 Hunde unne Karre. Da hatte er 'n Papphaus auf, mit aufgemaltn Fenstern aus denen Flamm'n schlugn. Die Hunde krichtn kleine Feuerwehrhelme auf un denn stellte er sie anne Pumpe zun Wasserpumpn. Danach musstn sie mit 6 auffe Leiter un wieder Musik un Jauln. Kannz sehn, bei uns waa immer was los. Un alles live.

 

 

Olympiade 1936

1936 waa Olümpiade in Berlin. Alle hattn wir ne Olümpiafahne an Faarad. Sonntachs in Kino, inne Wochnschau, habn wir denn Jesse Owens un Nurmi kenn'n gelernt. Nu fingn wir auch das Renn'n an. Einma um Heuserblock, einer links, der annere rechts rum un wer denn als erster wieder vor de Haustür waa. Da standn die annern un schrien:?"Zieh, zieh!" So hiess das Anfeuerunkswort auch inne Schule inne Turnstunde.

Stabhochsprunk fandn wir auch gut. Bei'n Möblgeschefft auffe Schussee holtn wir uns zwei Meter lange Lattn. Damit waan die Möbl verpackt wenn sie angeliefert wurdm. An die Lattn wickltn wir Lappn als Griffe. Nu konntn wir damit übern Sprinktau vonne Medchen springn. Schiet waa nur, wenn die Latte 'n Knast hatte. Da knackte das Ding denn balt durch un floochs auffn Grand un de Kniee kaputt.

 

 

Die Post

Nu will ich noch vonne Post erzehln. Das Postamt 19 waa anne Ekke vonne Emiljenstrasse. un Fruchtallee. Die Postfaabe waa damals auch gelb, nur 'n büschn anders. Spehter maltn sie die Briefkästn ers blau un dann wieder rot an. Gelb konnz aber viel besser sehn. Also, die gelbn Postautos waan schön vierkantich un hattn alle Elektromotore. Anne Seite untn konnz ‘ne grosse Gliederkette sehn die nachn Hinterrad lief. Manchma floogn die Fettklütn davon. Der Motor machte 'n ganz eignaatiges Gereusch.

Die Postbotn gingn alle zu Fuss un wer seine Tuur hatte, der gink sie meist bis zu de Pangsonierunk. Unser Postbote, Herr Steffn, sortierte seine Briefe un Kartn nach 1, 2, 3, usw. Darum musste er immer übere Strasse laufn. Un denn traf er überall die Hausfraun bein Einholn. Den'n gab er schon die Post auffe Strasse. Waa er die schon ma los. Manchma gab er die Post auch ner Nachbarin un saachte: "Nimmz mit für Frau Meier?" Gink eine nach Hause, gab er ihr die Post fürs ganze Haus mit, wenn sie selbs in 4. Stock wohnte. Krichte einer Geburtstachskartn un stant drauf: " senden Dir Onkl Max un Tantee Erna" schrieb er dahinter" und Steffen ". Waa schon ‘n Unikum un nettn Kerl. wusste alles vonne Familjen un intressierte sich wenn einer inne Lehre kam un was er lernte.

1943, nachn Bombnangriff, als unsre Strasse wech waa, traf ich ihn wieder. Nu truch er seine Post inne Beljanksstrasse aus. Das waa das lezzte mal. Vergessn kann ich ihn nie. Bei uns lief er bis Nummer 35, denn von 36 bis 60 waa ja Altona. Da kam ein anderer Brieftreger. Denk mir, das is noch heute so. Ersd 1937 kam Haaburch, Wanzbek, Altona un Bergedorf zu Hamburch. Viele Strassn musstn umbenannt werdn, denn sie hattn alle den gleichn Nam'n. Dauerte lange ehe man sich umgewöhnt hatte un noch heute fällt mir immer ers der alte Name ein.

 

 

Schornsteinfeger

Un nu noch zwei Geschichtn um die Zeit, wo ich zu Schule kam. Einma in Halpüaah stant auffe untere Stufe in Treppnhaus "Sottsche" mit Kreide. Denn wusstn wir: Morgnfrüh ruft der Schornsteinfeger durchs Haus “Sottsche" Hatte er ne richtige Melodie für,un kannte jeder.
Ein paa Minutn spehter waa er auffn Dach. Vonne Schlafstube konntn wir ihn sehn.Er kam ausse Dachluke mitn Stropp um Hals. An Ende von Stropp waa der Besn un’ne Eisnkugl. Bevor er Kugl un Besn in Schornstein runnerliess, machte Mutter schnell 'n nassn Feul übers Schiebeblech übern Ofn. Sonnz flooch der Sott überall inne Küche rum. An Poltern konntn wir hörn durch welchn Schornstein die Eisnkugl nach untn sauste. Büschn spehter kam er anne Haustür un wollte den Sott aussn Loch übern Ofn krazzn. Den Krazzer hatte er übere Schulter un den Sottsack inne Hant. Mutter saachteä "Nee, mach ich selber." Saachte er? "In Orthnunk." Mutter puhlte dann den blank gepuzztn Messinkdeckl ausse Want un schauflte mitn Esslöffl den Sott ganz vorsichtich inne Aschieblade. Mitn Stück Zeitunk zugedeckt gingsgleich runter zun Ascheimer inn Hof. Machtn die meistn
Fraun so. Kostete nehmlich 30 Fennich. Klaa wollt ich spehter auch Schornsteinfeger werdn.

 

 

Ascheimertag

Zweima inne Woche kam der Ascheimawagn. Büschn vorwech gingn drei bis vier Menna. Die musstn die volln Eima ausse Hauskeller schleppn oder sie vonne Hinterhöfe, durche Torwege, an Strassnrand trudln. Der Wagn der denn kam hatte nur den Faarer un zwei Mann. Die musstn die volln Eima hochhehm, an zwei Hakn hengn un denn hochstemm'n. Durchn Loch fiel der Schiet un die Asche in Wagn. Waa wie ne grosse, horizontal geleechte Tonne. Wenn nix mehr reingink wurde die Tonne halp rumgedreht. Gaab immer 'n bösn Lerm von Motor. Hintern Wagn kam'n wieder drei Mann un trudltn die Tonn' anne altn Plezze. Alles schwere Abeit weil die Tonn'n aus Blech waan.

Unsre halbe Strasse hoch standn die zwei Grenzfehle Hamburch- Altona. Da drehte der Wagn um. Von Altona kam nehmlich 'n annerer Wagn. Das waa 'n Tregger mitn offnen Anhenger. Wenn die Eima mit Asche vonne Kohln un Briketts reingeschüttet wurdn un waa büshn Wint, denn flooch die Asche gleich wieder inne Gegnt un inne Augn vonne Leute. Morgns auffn Schulwech konntn wir das sehn un sind immer schnell abgehaun. Ascheimamann wollt ich aber nie werdn.

 

 

Aufnahme ins Jungvolk

Wir waan inne 5. Klasse un zwischn 10 und 11 Jaare alt. Ein Tach musstn wir wehrend der Schulzeit vor ein anres Klassnzimmer waatn. Drinn waan 5 Tische aufgebaut un sassn 5 H.J.Führer an mit Formulare vor sich. Nu musstn 5 Schulkollegn rein, sich vor ein Tisch aufbaun un strammstehn. Die Uniformiertn fraachtn uns nach Namen un Adressn. Schriebn sie auf un musstes unnerschreibn. Denkma, 10 jehrige musstn unnerschreib "Krichs Bescheid" sachtn sie. Konnte sich keiner vor drückn denn der Lehrer passte auf. Wer fertich waa gink in unser Klassnzimmer zurück. Un so sint wir in Jungvolk vonne Nazis gekomm'n. Konnze nix gegn machn.

 

 

Denn krichtes Bescheid zun Heimabnd zu komm'n. Nachmittachs um 4 Uhr, Tornquiststrasse, bein Rein-Müller-Sportplazz. Da waan grosser freier Plazz mit 6 Holzheuser. Inne Mitte aufgeteilt in 2 Stubn un eingerichtet wien Klassnzimmer. Wir solltn ja was von Politik lern. Draussn aufn Plazz ersma exeziern lern. Rechz um, links um, ganze Abteilunk kehrt. Machtn wir Blötzinn, denn: hinlegn, Sprunk auf marsch, marsch. Führer waan nur immer welche ausse Realschule un hattn entlich ma was zu saagn. Kanntn wir kein ein von.

Irgntwann gink der Sport los. Einma inne Woche zu ne Turnhalle weit von zu Hause wech. Un einma Heimabnd die Woche. Habn wir 'n paa ma gemacht un denn nich mehr hingegangn. Denn kam'n die Führer aber nach Hause un sabbltn die Eltern was vor. "Mensch, geh' doch blos ma wieder hin," saachtn die. Da kam mir aber zupass, das ich meine Laufstelle bei de Wescherei anfink. Kam doch der Führer da hin un sabblte mit den Besizzer. "Ja, ja," saachte der zu ihm un hinterher zu mir" Kann ich Dir nich verdenkn das Du da nich hingehst. Faa man lieber meine Wesche aus!"

Hab'ich so 'n paa Jaahre hingekricht. Ma hin un 'n paama nich.

Denn wurdn wir 14 Jaah alt un musstn von Jungvolk inne Hitler Jugnt. Konnz nu sagn wohin du willst. Waa eingeteilt wie bein Militeer. Gaab Flieger H.J. -Motor H.J. - Braune H.J. — un Marine H.J. Mein Freund un ich: Marine H.J. Kanntn wir ja an meistn von.

 

 

Da schicktn sie denn unsre Papiere hin un krichtes wieder Bescheid. Ersma gingn wir nich hin. Un schon waa so ein Führer wieder bei uns zu Haus. Wir denn hin. Dienstachs Politikabnd habn wir die meiste Zeit gefehlt. Freitachs waa Seemanschaft. Aber denn!

Die Führer wolltn uns Knotn, Spleissn, Winkn un Morsn, Faawasserbetonnunk un Lichterführunk vonne Schiffe beibringn. Stanndn vor uns in ihre poliertn Uniform‘n un nahm'n nich ma die Müzze ab wegn den Respekt den wir habn solltn.

 

 

Nu habn wir beide den'n denn gezeicht wie Winkn un Morsn gemacht wird un Knotn von den'n sie noch nix gehört hattn. Un erzehlt was auffe Elbe los is. Die Elbe kanntn die nur von Sonntachsausfluch mitn Feehrdamfer von Blankenese nache Lühe rüber. Von den'n habn wir uns nix mehr saagn lassn. Waan jezzt ganz ruhich un unsicher gewordn. Darum lasn sie alles aussn Buch vor. Um nix falsch zu machn. Nu konntn wir hintn schön Blötzinn machn.

Solche Heimabnde waan immer in ein Keller in ein Mietshaus inne Treskowstrasse. Wir sassn auf hohe Eisnstühle wie Barhocker. Die stammtn aussn altn Schiff un waan früher an Bodn festgeschraubt. Aber hier ja nich. Uns waa bein Vorlesn immer langweilich. Die Tür waa immer auf zun Korridor wegn frische Luft. Alle Fenster waan zugemauert wegn de Verdunkelunk, denn waa ja schon Kriech.

 

 

So, un nu rutschte einer lanksam von sein Sessl, kroch anne Erde lenks auffn Flur un schraupte die Sicherung raus. Waa alles stockfinster wie draussn auffe Strasse. Un nu kipptn wir die Stühle um un hautn inne Gegnt was wir trafn. Als alle schön ingange waan, wir raus auffe Strasse. Drinn waa ein Geschrei, Gehaue un Gefluche. Die Sicherung waa schon weit wech inne Büsche von Vorgartn. Ersazz hattn sie nich un so waa der Heimabnd vobei. Als alle draussn waan saachtn wir: Nee, das machn wir nich wieder mit, das is ja lebnsgefeehrlich hier.

Wennz ma wieder losgink, musstn wir zun Kaifu maschiern. Das waah grosser Plazz zun Schleifn. Hinlegn, Sprunk auf, marschmarsch. Wie gehabt. Vorne maschiertn denn die mitte Uniform un hintn die in Ziwil wie mein Freund, ich un noch soh paa Tüpn wie wir. Einer von uns waa Lehrlink bei ein Kremer. Der brachte ne Flasche Schnaps mit un 'n Eierbecher. Habn wir bein maschiern hintn abwexlnt ein'n getrunkn. Die leere Flasche wurde ann Kantstein gestellt. Denn gink das Schleifn los. Bein "Hinleegn" habn wir uns hingeleecht un kaputtgelacht. Mit uns konntn sie nix anfangn un habn uns nich geschafft.

1940 Eines Tages kam einer vonne richtige Marine un suchte Nachwux für die Funkerei. Dieser "Wehrfunk" waa an Altonaer Baanhof, Museumsstrasse. Zweima die Woche 2 Stunn. Habn uns gleich gemeldet un gedacht: Jezzt kommz zwischnraus aus den Verein. Gehs ersma nich hin. Aber wie sonnz, kam'n sie schon wieder inns Haus.

 

 

1941 Inzwischn hatte ich meine Lehre begonn'n als Werkzeugmacher, in Altona, Streesemannstrasse. Bei de Luftschuzzwachn waa ich oft freiwillich. Die dauertn eine ganze Woche lang. So, nu konntn meine Eltern sagn: "Er is nich zun Wehrfunk gekomm'n, weil er immer Luftschutzwache hat."

Habn die von Wehrfunk uns beide wieder nache Marine H.J. zurückversezzt. Krichtn wir Bescheid, gingn aber nich hin. Nu kam aber ein Brief von "Bann". Das waa die oberste Dienststelle von ganz Hamburch. Mit Ausweis am 23. Juli meldn. Konnte nix Gutes bei rauskomm'n, konnz aber nix bei machn. Also hin.

Meine Mutter gink mit. Die "Wache", so`'n uniformierter Schnösl von 16 Jaahn stant vor de Haustür. "Sie bleibn draussn" saachte er zu Mutter. Die waa sowieso gallich auf den Verein, konnte aber nix sagn. Ich denn nach obn. Stant wieder einer vor de Tür. Ausweis un Einladunk angekuckt un Zimmer gezeicht. So, in mein Ausweis hatte ich die lezztn 10 Monate kein Stempl vonne H.J. oder von Wehrfunk. Hatte ich nu reingeschriebn: WF, WF, unsoweiter. Fraachte ein hoher Führer wer das gemacht hat. Saachte ich: "Die von Wehrfunk un ich bin noch immer dabei." Saachte er nix zu, nur:"Das werdn wir jezzt prüfn un denn gibs wieder Bescheid". Dann waa ich draussn un fuhr mit Mutter nach Hause.

Das waa auffn Freitach. Annern Tach waa ich wieder inne Firma zur Luftschuzzwache. Abenz kommt denn der grosse Bombnangriff auf Hamburch un Altona. Innerlich hatte ich'ne ganz kleine Hoffnunk. Ein Abeitzkollege wohnte inne Nehe von Bann. Ich bat ihn: "Geh' doch ma Munsburger Damm 26 vobei ob das Haus noch steht." Annern Tach kommt er un saacht: Steht nich mehr. Komplett ausgebrannt un zusamm'ngefalln." Da waa ich dem Tommy aber dankbar, das er geholfn hat mein Ausweis un auch meine Akte zu verbrenn'n. So, un seit dem hatte ich Ruhe vor dem Verein. Weehr aber beinahe schiefgegangn.

 

 

Mein Vater waa ja in Staatsdienst. Natürlich habn sie ihm auch zugesezzt er soll inne Partei. S.A. oder NSDAP. Is er vorher schnell in Soldatnbund Kiffheuser un ein annern Verein gegangn. "Wir wolln unsre Kolonien wieder habn" waa das Motto. Er wusste, waa alles Quatsch, aber er krichte 'n Abzeichn für de Jacke un das hatte wenichstenz kein Haknkreuz.

Dauernd musste geflaggt werdn. Bei jede Gelegnheit hink aus fast jede Wohnung oder jedn Balkon'ne Haknkreuzfahne raus. Unser Nachbaa un wir hattn keine. Nur 2 Papierfahn'n mitn grossn Eisernen Kreuz auf un inne Mitte 'n kleines Haknkreuz wie auffn Orden EK 1. oder 2. Die Faahn waan wohl von Kiffheuser. Diese Papierfaahn machte er innen anne Fensterkreuze. Die SA Menna liefn durch de Strassen un konntn gleich sehn wo keine Fahne hink. Denn kam'n sie anne Wohnunkstürn un wurdn frech. Saachte mein Vater: "Wird gleich geennert." Gink hin machte sie ab un knack, knack, waan sie kaputt. Bei uns waan sie nu zufriedn. Un klingltn bei Nachbaan. Meine Eltern standn auffn Flur un hörtn das Gepöbl mit an. Denn kam der Nachbaa raus un schmiss die beidn die Treppe runter. Jezzt passiert was un sie holn ihn ab habn wir gedacht. Die SA-Leute habn wohl nix weitergesaacht um sich nich zu blamiern. So, un wir habn nie mehr was rausgehengt.

Wir Jungs sint manchma inn Dunkln anne Heuserwende hoch, auffe Balkongs, habn die Fahn'n abgemacht, zusamm'ngeleecht un denn bei de Leute in Treppnhaus unner de Fussmatte geleecht. Habn viel son Schiet gemacht aber nie nix kaputt.

 

 

Wäsche waschen

Will ma erzehln wie Mutter inne Dreissiger die Wesche fürn 4. Person'nhaushalt gewaschn hat. Da gink 'n ganzer Tach bei drauf. Nich nur bei unsrer Mutter, bei den meistn Hausfraun auch. Die Wesche nache Wescherei bringn konntn nur wenige Leute. Ich weiss ja zu wen ich die Wesche als Laufjung gebracht hab "Komm rein un leech das Paket auf die Ottomane." Was wusste ich was ne Ottomane waa. Hattn wir zuhause bestimmt nich.

Gut, nu hatte Mutter Wesche. Ein Abnd vorher kam vieles inne Balje mit kalt Wasser un Henko-Einweichsoda. Stant denn über Nacht inne Wohnküche un konnz kaum noch laufn. Morgns stant Mutter ganz früh auf un machte 'n grosses Kohlnfeuer in unsern gemauertn Küchnherd. Alle Ringe von Feuerloch runter un den grossn Waschtopf auf. Der waa schwer, aus Blech, verzinkt un untn voll Sott. Drin laach 'n gewölbtes Blech mit Löcher in, damit wohl die Wesche nich anbrannte. Nu kam sie ausse Einweichbrühe inn Waschtopf un wurde mit Seifnpulwer gekocht. Hin un wieder den Deckl hoch un umgerührt un von obn nach untn gedrückt. Hin un wieder den schwern Topf beiseite geschobn un Kohln in Feuer geschauflt. Stank denn nach Kwalm ” un die Feuchtichkeit lief anne Wende runter.

 

 

Wenn gekocht waa stelte sie 'n Eimer auffn Herd un füllte ihn aussn Waschtopf. Damfte mechtich dabei, un waa ne grosse Hizze inne Küche. Eima für Eima wurde gefüllt un inne Waschbalje gekippt die auffn Stuhl vorn Fenster stant. Die Waschruffl rein un denn ginks los. Ruffln kostete viel Kraft. Was zu schietich waa wurde mit grüne Seife eingeschmiert un mit'ner Bürste beabeitet. Die gewaschne Wesche wurd'ausgewrungn un in Eimer geworfn. Wenn denn die Balje auch von Seifnwasser leergeschöpft waa, kam kalt Wasser rein zun Spüln. Die Hende waan schnell eiskalt un balt kraftlos von wringn.

 

 

In Winter kam die Wesche auffn Bodn über uns, nebn Kohlnhaufn. Musstes vorsichtich Kohln einschaufln wenn Wesche auffe Lein'n hink. In Sommer waan vor de Schlafstubnfenster solche Recks mit Weschelein'n. Grosse Stücke die der Wint gegn de Want schluch, waan wieder dreckich. Oder kam Sott ausse Schornsteine von obn. Hink Mutter in Winter ma was raus, denn holte sie Vaters lange, gefroane Unterhose rein un stellte sie anne Want. Hattn alle ihrn Spaass an. Sott waa immer das Schlimmste. Alle Wohnungen hatten nur Kohlnheizungn un die Schornsteine waan immer an kwalm'n.

Oberhemdn un Blusn wurdn inne Küche getrocknet. Übern Ofn hatte Vater 'ne Sonne angemacht. Das waan runde Holzsteebe un gespreizzt wie Finger anne Hant. Dauerte nu noch 2 Tage bis alles trockn waa un denn kam noch das Plettn. Unser Zeuch, Bettwesche un Tischdekkn waan damals aus Lein'n, Baumwolle, Wolle un Seide. Alles Naturprodukte so das das meiste geplettet werdn musste. In Winter kam'n die Pletteisn auffe heisse Herdplatte un in Sommer auffe offene Flamme auffn Gasherd. Der Holzgriff jedesma abgeklinkt.

Mit Gas wurde aber sehr gespaat. Kostete zuviel. Dafür waan auf alle Korridors Zähluhrn. Musstes obn 'n Groschn reinsteckn un denn hatts ersma wieder 'n Kubikmeter Gas. Waa oft Pech wenn das Essn halb fertich waa un Gas gink aus. Schnell 'n Groschn nachschmeissn. Hattes kein in Pottmanee, denn musstes in nechstn Ladn renn'n un sagn: "Ein Groschn für die Gas," un packtes zwei Fümwer oder Fennige hin.

 

 

Gas ablesen

Einma in Monat kam der Gasmann. Er schloss die Zähluhr auf, zählte die Groschn, schüttete sie inne Tasche un schrieb den Zählerstand auf, spehter liessn sie die Uhrn auf. Nu konnz die Groschn drinlassn bis er kam oder immer den selbn Groschn nehm'n. Denn musstes natürlich alles aussn Pottmanee holn.

Oh ja, Gelt waa knapp. Vater hat immer alles abgegebn un nie was vertrunkn. Trozzdem musstn wir Kinner donnerstachs zu unsern Kremer mitn Zettl, ohne Gelt. Ohne Gelt mochtn wir Kinner nich in Ladn. Nüzzte aber nix. Alle Geschefftsleute hattn Bücher zun "anschreibn".

Wenn einige Leute nich mehr bezahln konntn, denn gingn sie woanders hin. Waan ja genuch Gescheffte inne Gegnt. Da machtn sie wieder dasselbe. Wie die Taklerfrau bei uns in Haus. Zulezzt schickte sie nur noch Kinner zun Einholn. Aber denn fraachtn die Geschefftsleute: "Für wen holst Du ein?" Wir waan denn ehrlich. Solltn immer die Waaheit sagn. Denn nahm'n sie uns das Gelt wech un schicktn uns raus aussn Ladn. Nu zu de Taklerfrau un gesaacht: "Schön'n Gruss un fehlt immer noch was." Na, kannz dir denkn wie giftich die waa. Saachte sie dann: "Wenn Du nechstes ma gehs, denn saachs, das is für Deine Mutter." Das habn wir natürlich zuhause erzehlt. Is Mutter wütnt runter un hat der ersma tüchtich Bescheid gesaacht un das wir nix mehr für sie einholn dürfn. Hat die sich denn immer an nere Kinner gesucht un wir habn uns gefreut. Die Frau wohnte in Paterr un wenn die das Fenster aufmachte, denn schmissn sich alle Göhrn anne Erde hinter de Gartnzeune un machtn kein'n Mucks mehr bis das Fenster wieder zu gink.

 

 

Der Kohlenhändler

Bei uns wohnte'n Kohlnhendler. Seine Frau waa lange tot. Er hatte 5 Söhne un eine Deern. Alle zwischn 20 un 30 Jaah alt. Die Deern hatte 'n Kint. Der kleine waa mein Freund un so alt wie ich. Die Deern musste für de ganze Familje kochn un saubermachn. Die Jungs abeitetn als Kohlntreger un Möbltransportöre bei Vater in Geschefft. Jeder machte alles un gab oft Streit. Werner, mein Freund, un ich konntn immer schön zuhörn.

Einma bein Essn ginks wieder los un der Alte wurde fuxteuflswild. Pöblte ers furchbaa rum, gink an Küchnherd, fasste vorne anne Stange un riss die ganze eiserne Herdplatte hoch. Die Töpfe rutschtn in das offne Feuer un zischte mechtich. Denn stellte er die Herdplatte hochkant vorn Herd un der Sott un Asche floogn inne Küche 'rum. Das waa vielleicht 'n Schweinkram. Es waa Sommertach un die Fenster überall auf. Meine Mutter waa auffn Balkong, stant inne Sonne un hörte ers das Gepöbl un konnt denn alles mitansehn.

 

 

Ich waa gerne da. Mein Freund un ich konntn oft mitfaan. Entweder auffn Ferdewagn mit zwei grosse Ferde vor, oder 'n klein Wagn mitn klein Ferd "Pudl" vor. Manchma auch in Auto bein Wohnunksumzuch. So kam'n wir ganz schön in Hamburch un Altona rum.

Meist aber mitn Ferdewagn. Wir sassn obn auffe Kohlnsecke, die irgentwo in Keller oder auffn Bodn ausgeschüttet wurdn. Wennz nich 3. oder 4. Etaje waa. Denn wurde nemmlich "gesteckt". Einer vonne Treger truch den Sack in Treppnhaus un gab ihn ein vonne Brüder auffn Rückn. Der truch ihn zun 1. Stock.

 

 

Da nahm der nechste den Sack un wieder eine Etaje hoch. Bis zun Bodn. Das waa das "steckn".

Die grossn Heuser, 5. Etajen un der Bodn waa der 6. Stock, hattn ne grosse Luke am Dach nache Strasse zu. Vorne waan Galgn dran mitn Rad über das 'n Tau geleecht wurde. Untn auffn Wagn wurdn die Kohln in Körbe geschauflt un nachn Seil getragn. Waa immer 'n gutn Zentner in. Der Korb wurde an Seil gehengt un von 2 Mann hochgezogn. Die sprangn immer abwexlnt an Seil hoch. Obn nahm einer den Korb ab, zooch ihn in Bodn un gleich 'n leern wieder runter. Obn musste er den Korb in ein Holzverschlach ziehn, den jeder Mieter in Haus hatte, un auskippn. Die wusstn was sie abenz getan hattn. Waa meist ne grosse Lieferunk.

Bei ‘ne kleine Lieferunk von 10 bis 20 Zentner kam einer vonne Jungs mitn klein Ferdewagn. Die truch er denn allein irgentwo in Keller. Auffn Rückweech, zu Feierabent, fuhr er denn bei uns vorn Torweech. Da stant denn der Wagn mit unsern klein "Pudl". Bonsche mochte er gerne un nickte mitn Kopf wenn wir ihn fraachtn ob er ein habn wollte. Der Kutscher blieb nu zuhause un sezzte uns beidn auffn Kutschbock. Pudl roch Feierabent un sein'n Stall inne Eimsbüttler Strasse. Er gink mit uns beidn 10 jehrign die Strasse rauf un fink an zu galoppiern, links rum un denn den Berch runter. Mein Freund Werner kurblte die Bremse an so fest er konnte. Das waan nur Holzklözze auffe Eisnrehder. Nu machte Pudl alles allein. Mit Karacho den Berch runter, scharf rechtsrum in ein'n Torweech. Wir beidn klammertn uns anne Eisnstangn von Sizz fest das wir nich runterfloogn. Komisch das der Wagn nie anne Hauswant geknallt is. Hintn auffn Kohlnhof blieb er denn stehn.

Nu habn wir ihm das Geschirr abgenommßn un in Stall getragn. Pudl gink allein rein un krichte von uns sein Hafer un Wasser. Manchma habn wir uns mit seine Äppl geworfn.

 

 

Übern Stall waa der Heubodn. Gink ne Leiter rauf. Obn konnz schön spieln un tobn. In Stroh waan mehrere Kazzn, oft auch mit Junge. Mit 30 Fennich musstn wir zu 'ne Fischreucherei un Bruchbückl holn. Die brachtn wir nahn Heubodn rauf. Ers aassn wir die Rücknstücke un das annere krichtn die Kazzn. Hunger hatts ja immer.

Um de annern beidn grossn Ferde bin ich in grossn Bogn rumgegangn. Die hattn schon den Altn un ein vonne Jungs getretn un seitdem humpltn sie beide. Hatte ich grossn Respekt vor.

Auffn gleichn Hof stant 'n altes Haus in dem 'ne Bohnerwaxfabrik waa. Da sammlte sich viel Pappe un altes Papier an. Das durftn wir uns holn un bein Plünnhöker verkaufn. In eine Umzuchskiste leechtn wir altes Band lenks un quer, die Endn obn lose raus. Denn stopptn wir das Papier rein un sprangen drauf herum. Zulezzt bandn wir das Band zusamm'n, kipptn die Kiste auffe Seite un zogn das Paket raus. 3 Stück davon krichtn wir auffe Schottsche Karre. Die paa Groschn die's gab teiltn wir ehrlich. Der Plünnhöker woog jedes Paket.

Einma staach uns der Hafer. Wir packtn 2 Mauersteine inne Mitte. Das hat er bein wiegn gemerkt un das Paket aufgeschnittn un in rumgewühlt. Klaa, hat er die Steine gefundn. Solltn wir das Papier wieder mitnehm'n. Nee, lieber nich. Sind wir denn ohne Gelt un mit de leere Karre nachn Hof zurück.

 

 

Radioverrückt

Inne 7. Klasse hattn wir in Naturlehre über Strom un Stromerzeugunk. Auch über Radiowelln. Das intressierte uns sehr. Viele Leute hattn noch alte Radios. Das waan 4 grosse Teile. Eine Anode, Akku, Lautsprecher un das Radio. Die Röhrn standn offn obn auf, nebn de Spuhlnschwenker un Drehkondensatorn. Da wurdn die Sender mit gesucht. Den Akku musste man alle 2 Wochn wieder aufladn lassn. Dafür gabs extra Gescheffte. Die leern Anoden wurdn in Ascheimer geschmissn. Neugierich habn wir die Bitum'nvergussmasse aufgehaun un fandn viele kleine, von Säure zerfressene, Battarien aus Zink un Kohle.

 

 

Aber Ende der Dreissiger Jaahre kam die "Goebbelsschnauze" auffn Maakt. Das waa nur noch ein Kastn, nur, damit krichtes 3 deutsche, natürlich vonne Nazis kontrollierte Sender. Mehr nich.

Einige Leute hattn noch Radios mit Kopfhörer oder Teile davon auffn Bodn. Die holtn wir uns überall zusamm‘n, manchma auch aussn Ascheimer. Ein Elektrikerlehrling hat uns denn noch'n büschn schlauer gemacht.

 

Detektorradio 

 

Von Zigarrnhöker holtn wir uns leere Zigarrnkästn un darein un darauf bautn wir die Teile. Spule, Drehkondensator un den Detektor. Machtn wir auf unsern Bodn mit Vaters Werkzeuch. Der Antenndraht kam anne lange Leiste ausse Dachluke. Nu ticktn wir mit dem Draht vom Detektor auf ein Stück Kristall, bis wir die richtige Stelle trafn. Da gabs Musik un wir freutn uns das es funkzionierte.

Danach bautn wir uns Morsekästn mit'ner Faaradbirne un Taschnlampnbatterie. Dabei lerntn wir schon ma das Morsealfabet un konnt ich ja spehter bei de Marine H.J. zun Respektverschaffn, gebrauchn.

 

 

Fahradtourn durch Schleswig-Holstein

Sonst basteltn wir an unsre Faarehder rum. Die Gummilösung waa äusserst knapp. Die altn Schleuche hattn schon 10 Flickn rundum un waan porös. Die Mäntl hattn kaum Profil un manchma Löcher. Ein alter Mantl von Ascheimer wurde zerschnittn und das Stück unnergeleecht. Bei jede Umdrehunk gabs ein Stoss inn Lenker aber das Rad fuhr wieder. Es waa ne schwere Abeit die Wulstreifn wieder auffe Felge zu kriegn. Ich hatte als einziger Drahtreifn an mein Ballonrad.

Sonntachs machtn wir weite Tuurn nach ausserhalp. Zun Beispiel nach Aansburch, Bergedorf, inne Vierlande un Blankenese. Ich hatte viel Werkzeuch mit un waa unnerwechs immer an repariern. Nich an mein Rad von'n Meechmannssohn. Das waa gut in Schuss. Aber die Reder vonne annern waan zum Teil von Ascheima zusamm'ngebaut. Eines Tages hab ich Draht von ein Zaun in Haaburch abgeknickt un ne Kette damit repariert. Bis nach Eimsbüttl musste ich das noch 'n paa ma wiederholn.
Nee, da hatte ich nu keine Lust mehr zu. Ich fuhr lieber allein los un die Tuurn wurdn grösser. Veddl, Willemsburch, Haaburch bis Hausbruch un denn in Wald. Konnz schön in dickn Laub vonne Berge runnerfaan. Wie von Winsberch. Hintn bremsn un vorne laufn lassen. Machte riesiegn Spaass. Morgns um 7 halb 8 waa ich unnerwechs.

An Lenker un Stange hink ein Brotbeutl mit Kuchn den Mutter jah relank backte. Jedn Sonntach den selbn. Konnt ich schon nich mehr sehn. Den ahs ich bein Faahn ausn Beutl. 'N Wasserhahn oder Hüdrant fand man anne Strassn. Obst gabs anne Beume, vor allem nach Barchteheide raus. Da standn viele Obstbeume direkt anne Landstrassn.

Ein Tach waa ich denn in Segeberch auffn Kalkberch. Wolltn die Kollegn mir natürlich nich glaubn. Waan von uns cirka 100 Kilometer. Aber wie sollt ich das beweisn. Hin un her natürlich.

 

 

Ein älterer Junge wollte mit mir ‘ne grössere Tuur machn. Als ich ihn sonntachmorgns abholn will, kommt er in Nachthemt anne Haustür un saacht: “Ich daaf nich." Schiet. Ich sezzte mich auf mein Rad un fuhr umme Ecke inne Fruchtallee. Da stant 'n Schild: Lübeck 65 Km.

Ich denk, fährs ma immer de Schilder nach. Wirrs schon sehn wie weit du heute kommz. In 5 Stundn stant ich an Holstntor. Zwanzich Fennich hatte ich nur in Pottmanee. Dafür kaufte ich an eine Holzbude 1 Postkarte mitn Holstntor auf un ein Stocknagel. Drehte um un fuhr zurück. Diesma in 6 Stundn nach Hause. Absteign konnt ich nich mehr. Das Bein gink nich mehr übern Sattl. Da hab ich das Rad anne Erde legn müssn un denn ein Schritt anne Seite.

Abenz kuckte Vater auch ungleubich. Nichma die Karte un der Stock nagl konntn ihn überzeugn. Den Stocknagl befestichte ich anne Stange zwischn Sattl un Lenker un mir waa egal ob mir jemant glaupte oder nich. Ich wusste: Ich waa da un welche Schinderei der Rückweech waa. Gegnwint, weiss Bescheit?

 

 

Ein Spiel inne Stadt hattn wir noch. Kam ein Lastwagn umme Ecke, konntn wir mitn Rad startn un uns hintn anhengn. Die Faahrer hat das nich gekümmert. Einer von uns hink links un beiner rechts hintn, un kam drauf an wer zuers losliess. Gink manchma schön weit wech. Radrenn'n um Block, wie bein Laufn, wurd auch oft gemacht.

Wenige Leute hattn nur ein Auto. Zwei Heuser von uns waa ne Tankstelle. Eine Tankseule stant auffn Santstreifn an Kantstein. Die waa rund un konnz zwei Tührn aufmachn. Untn waa der Pumpnschwengl un obn zwei Glasbehelter. 5 Liter wurdn in den erstn reingepumt. Was zuviel waa, lief durch'n Überlaufrohr wieder ab. Denn wurde ein Hebl rumgeleecht un das Benzin floss durchn Schlauch in Tank. Derweil konnz das zweite Glas vollpumpn. Hebl nache annere Seite, un rein mitte 5 Liter. Roch rundherum alles nach Benzin. Die Autos hattn alle 'ne Kwalmwolke hinter sich. An'n Taxnstant waa bei jeder Abfaaht alles blau. Einklich müsstn wir davon alle schon tot sein.

 

 

Trauriges Erlebnis

Nu kommt noch ne traurige Geschichte. Auffe Schussee waan zwei Schlachter. Der bei uns waa vieln Leutn zu schmuddllich. Weiter obn , nache Fruchtallee zu, gingn die Leute lieber. Die Besizzer waa ne jüdische Familje. Nur die Frau sah jüdisch aus. Alle waan lieb un nett. Bei den'n hat Vater mal den Ladn sonntachs gemaln. Un seitdem waan wir gut bekannt. Sie kam'n ma zu uns un unsre Eltern gingn dort hin. Mienchen Kremer, die Tochter, zwanzich Jaah alt un sehr hübsch, stant immer in Ladn. Mutter half mit,un der Vater stant an Block.

Als sie vonne Nazis gezwungn wurdn den Ladn aufzugebn, habn die alten Kremers ihr Mienchen umgehend zu Verwandte nach London geschickt. Sie sollte dableibn weil hier die Judn drangsaliert wurden. Balt musstn die beidn Altn den gelbn Judnstern an Mantl tragn, alle ihre Wertsachn abgebn un in ein Haus umziehn wo nur Judn wohntn.

 

 

Das waa inne Rellinger Strasse. Sie krichtn nur ein Zimmer. Die richtige Wohnunk mit Möbl wurde wechgenommn. Dann holtn sie auch die Radios ab damit sie von aller Welt abgeschnittn sein solltn. Sie hatten uns schon lange gebetn nich in ihr Haus zu komm'n. Nur Frau Kremer traute sich noch aus dem Haus. Wenn sie zu uns kam hatte sie sich vergewissert, das keiner ihr folgte. Hätte auch für uns unangenehm werdn könn‘n un das wollte sie auf kein'n Fall. Sie kam immer ganz schnell umme Ecke, hielt ihre Handtasche vor den Judnstern, damit keiner von unsre Nachbaan was sah, un freute sich, wenn wir Kinner zu ihr liefn un Gutn Tach saachtn.

Einma weinte sie dabei. Bin ich mit ihr die Treppn raufgegangn un hab still inn unsre Küche nebn ihr gesessn als sie mit Mutter sprach. Saachte, sie kommt zun lezztn ma. Sie müssn morgnfrüh zun Sternschanzn Bahnhof mit klein Gepeck un komm'n nach Litzmannstadt. "Von da komm'n wir nich wieder. Kommt keiner wieder," saachte sie un weinte. Ich waa ganz stille. Nach den sie gegangn waa habn wir nie was von ihnen wieder gehört. Sie versprach noch, uns irgentwie zu schreibn, wusste wohl, das das garnich möglich sein wird.

Das kann man sein ganzes Lebn nich vergessn auch wenn man 14 oder 15 Jaah alt ist.

Anfank von Kriech hatte Mutter noch'n gutes Radio gekauft. Damit konnz noch auslendische Sender hörn. Waa jezz streng verbotn, un drohte die Todesstrafe wenn man London hörte. Ein Abend hattn wir, ohne es zu merkn, englische Nachrichtn in Deutsch, un uns schon gewunnert. An Ende saachte der Sprecher: "Hier is London" un da nach das Pausnzeichn: Bum-Bum-Bum Bummm. Nechstn Abend habn Mutter un ich das Radio auffn Scheeselong gestellt, Wolldecke übern Kopf un wieder die Nachrichtn abgehört. Zulezzt saachte der Sprecher: " Nu stelln Sie Ihren deutschn Sender wieder ein. Die Gestapo kann uberraschnt reinkomm‘n un kontrolliern welchn Sender sie zulezzt gehört habn." Oder "Gehn Sie leise zur Haustür, kuckn durchs Schlüsselloch, ob nich einer Ihrer Nachbaan an Ihrer Tür lauscht un Sie denn anzeicht."

Habn wir noch oft gemacht, aber Vater nix davon erzehlt.

 

 

Kriegstage

Waa ja schon ein Jaah Kriech un wir fix am Siegn. Überall. Aber kam‘ auch schon ma 'n feindliches Fluchzeuch über Hamburch un schmiss paa Bombn ab. Das waa natürlich'ne Sensazion un viele Leute strömtn dahin, sich das anzukuckn. Die wusstn da noch nich was ihn'n ein paa Jaahre spehter blühn sollte. Nachts gabs öfter Alarm un musstes in Luftschuzzkeller. Das waa oft nur ein leerer Ladn. Da saass man denn 'ne Stunde oder mehr, mittn inne Nacht. Morgns musstes zur Schule un die Leute zur Abeit. Alle totmüde. Viele Leute sind bald in ihre Wohnungn un auch in Bett gebliebn. Ers wenn die Flak richtich ballerte sind sie aufge standn.

 

 

Von erstn Kriechstach an waa gleich Verdunklunk. Musste alles stockdunkl sein. Bei de Autos un Strassnbaan wurdn die Lampn mit schwarzn Papier zugeklebt. Die Schlizzgrösse waa genau vorgeschriebn un das Licht durfte nur noch 3 Meter weit schein'n. Inne Strassenbaan drinne branntn nur wenige Glühbirn'n un die waan blau an gemaln. In den Licht saan die Leute ganz krank aus. Auch alle Faaradlampn musstn so verdunklt werdn.

Anne Wohnunksfenster musstes überall ganz dichte Rollos habn oder de Birn rausdrehn. Schien es anne Rollos ma 'n büschn durch, gröltn welche vonne Strasse gleich: "Licht aus." Kuckte jeder schnell nach ob er gemeint waa. Bald gingn de Rollos kaputt un Ersazz konnz nich kriegn. Also noch mehr Birn'n raus.

 

 

Als ich inn lezztn Schuljaah waa gink ich eines Morgns zu mein'n Freund. Viele Leute hattn die Fenster auf denn die Sonne schien noch schön warm. Auf einige Fensterbenke standn die "Goebblsschnauzn" un andre Radios mitn Lautsprecher nache Strasse. Solltn die Leute machn denn kommt gleich 'ne wichtige Sondermeldung. Der Führer will dem deutschn Volk was mitteiln. Ich blieb auch stehn un hörte mit annere Leute auffer Strasse, die Kriechserklärunk an Russland. Das einzige was ich sah waan kopfschütteln bei einige un denn gingn alle still weiter.

 

Kinderlandverschickung

Wir gingn nu inne lezzte Klasse un wurdn gefraacht wer inne Kinnerlandverschickung will. Wegn de Fliegeralarme. 8 Mann aus unsre Klasse meldetn sich. Mein Freund un ich auch. Die annern wolltn zuhause un bei unsern Lehrer bleibn. Wir 8 kam'n nach Strasskirchen bei Straubing anne Donau.

Über ein Gasthof waa ein Tanzsaal mit Bühne. In den Saal hattn sie 80 Bettn, immer 3 übereinander, gestellt. Da schliefn wir denn alle. Inne Mitte standn Tische, wo unsre Koffer auf lagn. Inne Ecke ein einzign Ofn un 2 Tolettn für alle. Mit 14 Jaahn waan wir die Ältestn, die Jüngstn waan 10. Für unsre Blechwaschschüssln hattn sie auffe Bühne Sizzbänke gestellt. Inne Ecke waa 'ne Schwenglpumpe anne Want. Musste einer immer orndlich pumpn, damit das Wasser von Bach nach obn kam. Das schietige Wasser kipptn wir in ein

 

 

Ausguss büschn weiter lenks. Das Rohr gink untn anne Want wieder in Bach zurück. Unser Zeuch un nasse Hanttücher hingn über de Bettn an Fuss un Kopfende. Das Hanttuch wurde nie trockn, denn es waa immer kalt. Drin'n anne Want waa oft Frost, denn es waa Winter un morgns draussn bis 20 Grad Kelte. Der eine Ofn nüzzte gaanix. Nur wenn ganz dicht ranginkst. Eimer von uns Schüler machte den Heizer. Er stant auch nachts nochma auf un stoppfte den Ofn voll Holz. Wesche waschn konnz nich un de Hanttücher waan balt steif wie'n Brett. Auch badn waa für uns 4 Monate nich. Waa immer bösn Mief in Schlafraum. Fenster konnz wegn de Kälte nich aufmachn. Vor allm wenn welche in Bett gemacht hattn. Aber volles Rohr. Wenn die morgns nich aufstandn, wussten wir schon Bescheit. Waan richtiges Schweinelager.

Unsre Aufsichzperson waa der Lagerleiter Lehrer Görler ausse Isestrasse. Er hatte seine Frau un 2 Kinner dabei un wohnte inne kleine Wohnunk in unsern Gasthof. In seine Naziuniform mitte Haknkreuzarm binde lief er den ganzn Tach rum. Dazu noch 2 annere Lehrer. Wir ältestn Schüler hattn Lehrer Schumann ausse Osterstrasse. Der spielte am liebstn Schach mit uns in jede Stunde. Sonnz las er uns Geschichtn von Jack London vor. Viel Schule waa nich. Die 3 unterrichtetn uns an Vormittach. Danach kümmerte sich keiner mehr um uns. Hauptsache alle waan zun Essn da un machtn umschichtich Küchndienst mit aufdeckn, abdeckn un abwaschn.

Abgewaschn wurde in eine Waschbalje mit einma heiss Wasser. Nach 80 Teller un Schüsseln waa das Wasser kalt unne dicke Fettschicht an'n Wann'nrand. Striffn wir mitn Finger ab un klatschtn es wieder rein un hattn unsern Spaass. Gekocht habn 2 einheimische Fraun untn inne Gaststubnküche. Musstn wir nach obn schleppn un austeiln.
Einklich habn wir alles selbst gemacht.

 

 

Ab Mittach konntn wir machn was wir wolltn bis Aahmbrot. Wer nach mittachs kein Kaffee un trocknen Kuchn wollte, kam nich.

Das Positiwe kommt jezzt. Es waa jedn Tach alles dick verschneit, wie wir es nich kanntn. Die Strassn knüpplhart gefaahn. An Ortsausgank waatetn wir mit Schlittschuhe anne Füsse. Kam ein Lastwagn hingn wir gleich mit 3 oder 4 Mann hintn dran, un liessn uns bis zun nechstn Ort mitziehn. Meistns bis Irlbach anne Donau. Mittn nechstn Wagn ginks wieder zurück. Immer auffn Teich in Kreis laufn waa zu langweilich.

 

 

Ein Tach waan Soldatn auffn Lastwagn. Die erzehltn uns, das sie die Donau absperrn solltn. Das Eis der Donau sollte von Stukas mit Bombn aufgesprengt werdn, damit es weiterfliessn konnte. Na, das waa ja was für uns. Also, so dicht ran wie möchlich. Un denn kam'n tatsächlich die Stukas mit ihrn tüpischn Sireengeheul runnergestürzt. Vittl Stunde un der Spuk waa vobei. Die Soldatn hautn ab un wir hin, auffe Donau. Wo Löcher in Schnee waan, lagn Bombnsplitter unter. 'N büschn suchn un hatts ihn. Die grössern Splitter schmollzn 'n Stück in Eis un wir picktn sie mitfn hintern Ende von Schlittschuh los.

Wegn de Konfamazion musstn wir 14jehrign in März nach Hamburch zurück. Wir gingn noch'n paa Tage inne alte Schule. Bis Freitach. Sonntach waa Konfamazion un Montach musste ich bei Th. Rose (Herose) inne Streesemannstrasse, Altona, meine Lehre als Werkzeuchmacher beginn'n.

Lesen Sie weiter im nächsten Kapitel: Meine Lehrzeit