Im Krieg von 1943-1945
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Zerstörung
Einberufung nach Dänemark
Infanterieausbildung
An der Front
Heimatschuss
Wieder in Hamburg
Mich steckten sie in die 4. Kompanie
Zerstörung
Ein zuhause hatt ich ja nich mehr. Mutter waa inzwischn zur Schwegerin nach Leipzich. Meine Schwester bei einer Kusine, auch in Leipzich. Vater bei de Polizei un ich wohnte in Luftschuzzkeller inne Firma un musste mich selbs beköstign. Die Wesche wusch ich in Waschraum. Schlimmer waa, das ich mit meine Lebnsmittlkaaten klaakomm'n musste. Hatte manchma ganz schön Kohldamf. Brot waa schnell alle un was drauf kam noch schneller.
Nach etlichn Wochn fant Vater eine Wohnunk in Haaburch, wo Mutter un Schwester denn hinkomm'n konntn. Stader Strasse 132, gegnüber von Eissndorfer Ferdeweech. Der Abeizkollege dem die Wohnunk gehörte wurde eingezogn un die Frau mit Kint in Süddeutschland. Die hattn alles da gelassn. Alle Möbl un inne Schrenke un Schubladn waa alles was man brauchte. Inne Schrenke hink das ganze Zeuch un zwischn de Anzüge auch die braune Naziuniform.
Manchma fuhr ich an Wochnende rüber. Paama umsteign un lange laufn. Blieb ich lieber bei de Kumpls in Altona. Bis eines Tages eingrosser Angriff auf Haaburch stattfand. Fraachte ich wieder mein Meister ob ich rüberfaahn könnte un kuckn was los is. Klaa, konnt ich.
Strassnbaan un Eisnbaan fuhrn nich weil die Gleise unnerbrochn waan. Bin ich gleich nachn Hafn runner denn den Wasserweech kann man nich kaputtschmeissn. Der Haaburger Damfer brachte mich nach Rein in nechstn Zuch un nach Moorburch. Da waa derzeit noch ne Anlegestelle. Der Ponton waa heil aber an Lant alles umgeflücht vonne Bombn. Es brannte un kwalmte überall. Kesslwagn vonne Güterbaan lagn zerrissn, übernanner, nebnanner, umgekippt oder Rehder nach obn auffe kaputtn Gleise. Auffe Strasse musste ich umme grossn Bombntrichter rumlaufn. Ich tipplte ganz allein zwischn de ausgebranntn Öltanks vonne EBANO, ein schemisches Tanklager un es stank entsezzlich. Endlich kam ich anne Baanlienje Haaburch Neugrabn überwech, un ich waa inne Stader Strasse.

Da saah ich viele Leute aussn Konzentrazionslager mit ihre blauweiss gestreifte Kleidunk, un ihre ausgemergeltn Gesichter. Konntn sich kaum auf ihre Beine haltn. Die musstn jezz die Bombnkrater auffe Strasse zuschaufln un Mauerbrockn vonne Heuser wechschleppn. Mir waa richtich zun heuln, so elendich saah das aus. Die Wachleute hattn alle 'n Gewehr inne Hant un kucktn mich misstrauisch an. Bin aber zwischn durch gegangn. Gink nich anders.

Ja, un denn stant ich entlich vor unsre Wohnunk. Waa wech. Die linke Haushelfte, wo die Eltern wohntn, waa zusamm'ngefalln. Nur noch Mauerbrockn un Möblteile. Danebn ein grosser Bombnkrater, der das Haus zun Einsturz gebracht hatte.
Ich wusste, meine Eltern gingn in ein Rohrbunker wenn Alarm waa. Der laach 50 Meter weiter wech. Aber da waa ein grosser Trichter vorn Eingank, schon halb mit Wasser gefüllt. Die Stahltür zun Bunker stant auf. Inne ganze Gegnt kaum ein Mensch zu sehn. Still waa es aber nich. Nee, da lagn Bombn mit Zeitzunder rum un hin un wieder gink eine davon hoch. Hatts schon 'n dickes Fell un hat keine Angst mehr gemacht.

Einberufung nach Dänemark
Nu bin ich zur Staatswerft nachn Haaburger Hafn gelaufn wo Vater wieder abeitete. Er waa da un hatte Mutter in ein Transport sezzn konn'n der organisiert waa, Ausgebombte auffs Land zu bringn un Obdach zu gebn. Wohin wusste er auch nich. Meine Schwester waa inzwischn in Flichtjaah als Kinnermedchn un mit der Familje in Bad Homburch bei Frankfurt. Nu waa ich beruhicht.
Auffe Staatswerft hatte Vater schon ein paa Möbl untergestellt für unser neues Plattnhaus (Behelfsheim) in Willemsburch. Die Möbl waan in Schuppen abgebrannt un das Haus auch kaputt. Leute ausse Umgebunk habn gleich das Material wegeschleppt. Waa nix mehr da.
Weihnachtn waa jéder von uns woanders. In Januaa krichte ich in meine Luftschuzzkellerwohnunk Bescheid. Einberufunk zur Wehrmacht. Meine Gesellnprüfunk hatte ich ja schon bestandn, nach 2 l/4 Jaahn Lehrzeit, aber den Gesellnbrief gabs ers jezzt, ein halbes Jaah spehter.
Bein Wehrbezirkskomanndo traf ich mein'n altn Freund von Wallershof wieder. Beide hattn wir die Hoffnunk das wir zusamm'n nache Marine komm'n. Er ja, Torpedomixerschule in Rostock. Ich bekam ne Kaate fürs Grenadier Ersazz-Battaljon 376, Rendsburch. Wusste ich, das waa Infanterie un ich muss wohl ganz blass gewordn sein. Wenichstns saachte mein Freund so. Anne Front waa Stalingrad schon gewesn un die Rote Ammee stiess nach Westn auf Deutschland zu.
Einkleidunk un Waffnemfang in Rendsburch un ab nach de Westküste in Dänemark. Infanterieausbildung inne Dühn'n un gleichzeitich Küstenschuzz. Wir waan alle nich ganz gesund un alle untergewichtich."Hamburger Hungertürme"habn sie zu uns gesaacht. Nu solltn wir gleichzeitich aufgepepplt werdn zun bessern Kemfn.
Am Tage krochn wir nur noch auffn Bauch in Kusselgelende un inne Dühn'n rum. Nachts Wache schiebn. An Strant Patrulje laufn oder Jachtkomanndo. Dann musstn wir nachts mit Faahrehder inne Gegnt rumfaahn un den Feind suchn. Das musstn alle mitmachn. Aber jede 3. Nacht sollte man durchschlafn könn'n. Da brauchtn sie nur ein paa Mann zun Streife laufn. Die wurdn von ein Unteroffizier bestimmt. Fiel einer auf, schrieb er ihn gleich in sein Buch.“Strafstreife," saachte er nur. Der Kerl konnte mich nich leidn, weil ich manchma laut stänkerte über irgentein'sinnlosn Kram. Als ich 6 oder 8 Straf streifn hinternander gelaufn hatte, fraachte ich ihn frech, wieviel ich denn noch nachhette. Kuckte er in sein Buch un saachte 12. Fraachte ich ihn warum un wofür. Das schreib ich nich auf, ich mach nur ein Strich. Dem waa man einfach hilflos ausgeliefert. Nu konnte es nich schlimmer komm'n un hab ich mich danach benomm'n. Hetts 3 Tage Bau gekricht, hetts wenichstns ma richtich‘ne Nacht durchpennen könn'n.

Infanterieausbildung
Inne Ausbildunk wurd ich 18 Jaahre alt un eines Tages suchtn sie Freiwillige für die Unteroffiziersschule. Wollte keiner hin, sondern alle zusamm'nbleibn, auch wenn die jezzt anne Front komm'n. Musstn aber welche von uns hinschickn un habn denn bestimmt, un ich mit raus. Annern Morgn ginks schon zun Baanhof. Mitn Güterwagn nachts durch Hamburch un in 2 Tagn ausgeladn in Freiberch in Sachsen. Nu gink dasselbe inne Unteroffiziersschule wieder los. Infanterieausbildunk. Jezzt schliffn sie uns aber in Frost un Schnee un dazu gabs schlechtes Essn. Musstn uns Löcher grabn un reinhockn, damit ein Panzer über uns wechrolln konnte. Solltn uns an das Gefühl gewöhn'n. Dazu Ausbildunk an russische Beutewaffn, damit wir die spehter auch benuzzn konntn.


Mein Bettnachbaa hatte sich rechzeitich krankgemeldet un kam inne Kranknstube. Ich konnt mich an Abend vorher noch ein paa Minutn bei ihm verabschiedn. Er saachte, er is gaanich krank un makiert bloss. wir musstn nechstn Morgn inne Güterwaggons ohne ihn. Er is aber nie wieder nach Hause gekomm'n. Keiner weiss was mit ihm geschehn is. Der ältere Bruder waa derzeit schon gefalln. 2 Söhne hattn die Eltern nur.
An der Front
Draussn waa alles tiefverschneit. Anners als ich es von Hamburch kannte, un ne Hundekelte. Sie hattn uns dicke Faarermentl verpasst, weil sie keine annern mehr hattn. Darin konnz überhaupt nich laufn. Hingn bis auffe Hackn.
Inne Gegnd von Gleiwizz, Hindnburch, in Kohlngebiet von Oberschlesien habn sie uns ausgeladn. Denn sind wir nachts rummaschiert, am Tage Feindberührunk, un nachts wieder weiter. Die ganze Kaserne von Freiberch waa auffn Weech.

Heimatschuss
Bei Oppeln solltn wir die Russn nu entgültich aufhaltn. An Ufer vonne Oder. Da krichte ich mein Heimatschuss vonne Granate in rechten Ellbogn. 2 Splitter reichtn. Mein Kumpl ein'n in Schenkl. Sint wir beide zurück auffn Hauptverbandsplazz, wo wir getrennt wurdn.

Ich waa gehfehich un musste nachts auf ein Lastwagn. Der fuhr uns in bitterer Kelte zu irgentein Baanhof. Da standn Güterwagn mit ein gebaute Bettn. Die kam'n aus Poln un waan voll Verwundete. Wir musstn zwischn de Bettn sizzn. In jedn Waggon stant 'n eiserner Ofn un ein Saniteter musste heizzn un kochn un gleichzeitich die Verwundetn betreun. Hielt der Zuch, gink er nach vorne zu de Lokomotiwe un holte grasse Kohlnbrockn für sein Ofn. Die Verwundetn stöhntn un wimmertn un wir halfn ihn'n wo wir konntn.
lrgentwann, früh am Morgn kam'n wir in Dresdn an. Die Gehfehign musstn raus un nache Strassnbaan laufn. Viele wurdn gestüzzt, weil sie schwarze, erfrorne Zehe hattn. In Dresdn ginks in eine Schule. Die Klassnzimmer waan mit Stroh ausgeleecht wo wir schlafn konntn. Natürlich mit volle Uniform. Hatts ja nix mehr bei dir. Keine Seife, Hanttuch un Zahnbürste schon gaanich. Machte nix, denn ich saass so wieso voller Läuse. Irgentwo aufgesackt,wo ich gelegn hatte. Gewaschn hatte ich mich bestimmt'ne Woche nich mehr.
Schon am nechstn Tach saass ich mit cirka weiteren 30 Gehfehign inne Strassnbaan un fuhrn zun Baanhof. 2 Unteroffiziere mit unsern Papiern als Reisebegleiter. Ein Zuch kam un waa übervoll von Flüchtlingn. 20 Mann von uns un die Unteroffiziere waan drin un der Zuch fuhr ab. Wir waatetn auf den nechstn Zuch un stiegn ein un fuhrn hinterher. Auf jedn Baanhof habn wir gekuckt. Nix. Dann sint wir irgent wo bei Aussig in der Tschechei ausgestiegn. Bin mit ein Gefreitn zu de Baanhofskommandantur un gesaacht, wir müssn in irgentein Lazarett. Saachtn die:"Haut ab, weiter inne Tschechei, hier is jedes Lazarett voll." sinn wir wieder auffn Baansteich zwischn de vieln Menschn zu unsre Gruppe.
Als der nechste Zuch auffe annere Seite einfuhr, vonne Tschechei nach Dresdn zurück, bin ich rüber un rein. Nachmittachs stant ich da wieder auffn Baanhof. Stiech in den Zuch nach Leipzich. Als ich dort ankam waas schon speht un dunkl. Wie nu durche Sperre? An jeder stant die Militeerpolizei. Die hattn 'n Stahlhelm auf un 'n Schild um Hals an 'ner Kette. Nanntn wir "Kettnhunde". Wie nu an den'n vobei. Die kontrolliertn jedn in Uniform. Brawuhr siecht, dachte ich. Ausser Soldbuch hatte ich keine weiteren Papiere bei mir. "Draussn, ausserhalb der Halle, steht ein Verwundetntransport un ich soll zun Rotn Kreuz zun Verbindn." Da stant ich nu. In mein langn Faahrermantl, einleern Erml un ohne Müzze. Nickte er mitn Kopf un ich waa durch un verschwannt in Dunkln.

Die Strassnbaan fuhr nich. Leipzich waa eine Nacht vorher bombadiert wordn. Nu lief ich anne Strassnbaanschien'n lenks un fraachte auch ma jemant. Gegn Mitternacht waa ich da. Das grosse Holztor vor dem Torweech waa abgeschlossn. Vor dem Haus 'n grosser Bombntrichter, mit dünne Rohre abgesperrt. Hab ich ein von genomm‘n, mit ein Aam hochjongliert un an Fenster geklopft. Reichte grade bis inne 1. Etaje. Oma kam un schloss auf. Opa stant obn in der Tür un saachte: "Komm rein Helmut." Das waa sein Sohn, der seit der Invasion in Frankreich vermisst waa. Ich hab nix gesaacht.
Nechstn Morgn hat er's wohl gemerkt. Ich hab mich endlich gewaschn, rasiert un gekemmt un den Tach dort verbracht. Er fink auch an zu redn, das der Feind nu bald mitte Vergeltunkswaffn bestraft wird. Zwaa waa ich ers 18 Jaahre alt, aber über soviel Unverstant konnt ich innerlich nur mittn Kopf schüttln. Gesaacht hab ich nix. Hattn ja Respekt vor Grosseltern.

Annern Abnd in Dunkln wieder zun Haupbaanhof. Klaa, das ich nur nach Hamburch wollte. Die Russn waan ja schon in Oberschlesien un stiessn auf Berlin vor. Konnz in Wehrmachtsbericht in Radio hörn wo schon Kemfe waan. Nur wech von Berlin.
An dunkln Eingang vonne Baanhofshalle stant ich unentschlossn rum un saah die Kettnhunde stehn. wusste nich was ich machn sollte. Kommt ein fremder Unteroffizier auf mich zu un fraacht: "Sint Sie Angehöriger der Deutschn Wehrmacht?" Scheinbad saah ich nich mehr danach aus. "Jawoll, Herr Untefoffizier." Nu is der Ofn aus dachte ich. "Komm'n Sie mit," un geht mit mir in Dunkln zu 'ne Kellertreppe. "Meldn Sie sich da untn." Ich geh' runner, kuckn was da los is. Is'n kleines Schild mitn Rotn Kreuz anne Tür. Geklopft un rein. Saacht einer in weissn Kittl: "Schon wieder einer."
Wehrend ein Sani meine Ellbognwunde mit Krepppapier verband, musste ich zwei weiteren Leutn erzehln wo ich herkomm un hin will. Einer sezzte sich anne Schreibmaschine un schrieb 'n Marschbefehl nach Hamburch aus. Der andere gab mir Reisemarkn für Lebnsmittl für die nechstn 8 Tage. All das hab ich einklich nie begriffn. Denn als ich nach obn kam, waa der Unteroffizier nich zu findn. Da bin ich denn auffe Sperre los, Marschbefehl vorgezeicht un durch. Leider ‘ fuhr der Zuch ers an annern Morgn um 5.30 Uhr. Hab ich inn Waate saal in ein umgekipptn Tisch geschlafn. waa 'ne böse Luft von'n paa Hunnert Menschn. Die meistn auffe Flucht nach Westn mit all ihre Habselichkeitn un Kinner. Nur Elend rundrum.

Wieder in Hamburg
Endlich raus auffn Baansteich. Der Zuch wurde gestürmt un gink zulezzt kein Mensch mehr rein. In Vorort von Machdeburch waa die Faaht zu Ende. Alles aussteign. Gleise sint zerbombt un die Stadt brennt an alln Eckn. Von Südn nach Nordn durche Stadt, nach Neustadt laufn. Ab da gehn wieder Züge. 15 km hattn alle zu tippln. Hab ich ein altes Ehepaa geholfn ihrn Bollerwagn mit ihrn lezztn Besizz bis dahin zu ziehn. Unnerwechs hab ich ihn'n erzehlt das Hamburch genauso aussieht wie jezzt Machdeburch.

Der Zuch der da stant waa mehr als voll. Trittbretter un Decher ebnfalls besezzt. Ich fant ein'n Plazz un sezzte mich auffn Puffer, zwischn de Waggongs. Das machtn annere junge Kerle gleich nach. So furn wir bis Stendal. Da krichte ich drinn'n ein Plazz, weil Leute ausstiegn. An den Tach kam ich bis Wittnberge. Auffn Baanhof, inne finstere Ecke, hab ich die Nacht verbracht. Viele annere Leute um mich rum. Paa Leute gröhltn inne absolute Dunklheit: "Nieder mitte Nazis, nieder mit Hitler." Scheerte sich keiner drum. Weit nach Mitternacht kam ein Zuch von Berlin nach Hamburch. Nix wie rein inn warmn Zuch un einschlafn. Auffn Haupbaanhof hat mich einer wachgeschüttlt.
Paa Minutn spehter stant ich auffe Kirchnallee. Ich waa über ein Jaah von Hamburch wech un krichte richtich Trehn'n inne Augn. Die U-Baan brachte mich nach Wansbek-Gaatnstadt, zun Reserwelazarett 5. Da habn sie mir nur die Splitter rausgenomm'n weil ich gesaacht hab: "Ja, Unterkunft in Hamburch hab ich bei mein'n Eltern." Hatt ich ja gaanich. Bin einfach zu meine Firma wieder in Luftschuzzkeller.

Paa Tage spehter wieder zun Verbindn nach Wansbek. "Die Verwundetn solln vonne Strasse. Morgnfrüh inne Boehnkaserne, Rahlstedt, meldn." Kam'n mit 12 Mann, alle Waffngattungn durchnanner, in eine Stube. Viele Arm un Beinamputierte dabei. Ein Feldwebl an Krückn sollte uns alle in Panzernahbekemmfung unterrichtn. Der fant das wohl selber blöd un waa froh, das einer 'n Koffergrammofon un Plattn mit Tanzmusik mitbrachte. Auch englische un amerikanische Negermusik. So bezeichnetn die Nazis die flotte Musik von Big Bands. wir schlugn den Tach tot. Abenz aber, verschwandn alle ein nach'n ander. Bloss ich waa noch inne Stube. Alle hautn ab nach Hause un kam'n morgns wieder. Hintn in Gelende fehlte plözzlich ein Stück von Zaun. Da krabbltn sie morgns denn wieder durch. Vorn Tor standn aber die Postn un musstn jeden der rein oder rausgink, kontrolliern. waa schon zun lachn.
Balt konnt ich mein Aam wieder bewegn un krichte mein'n erstn Genesungsurlaub. Die 2 Wochn verbrachte ich bei Mutter, in Neetzhdorf bei Dahlnburch, hinter Lüneburch. Da lernte ich denn einklich ein erstes Medchen kenn'n mit der ich mich in Gedankn mal intensiver befasste. Zu mehr als'n Schmazz auffn Flur kam es nich.
Der Urlaub gink zu Ende un ich musste zum Ersazzhaufn zurück. Das waa wieder Uffz.schule Freiberch. 2 Tage spehter mitn paa Mann nach Berlin Döberitz. Da wurde Deutschlands lezztes Aufgebot zusamm'nge stellt. Einklich hette ich vorher noch inne Schreibstube gemusst, um Gefreiter zu werdn un mein Verwundetnabzeichn abzuholn. Das waa die Regl nache erste Verwundung. Nache zweite wurds dann Unteroffizier. Konnte ich leicht auf beides verzichtn. An meine Uniformjacke musste ich sowieso das Band von Kriechsverdienstkreuz mit Schwertern tragn.

Mich steckten sie in die 4. Kompanie
Mich stecktn sie inne 4. Kompanie. Das waan schweres Maschin'ngegewehr un Granatwerfer. Alle die ers kam'n waan Offiziersschüler un Unteroffiziersschüler. Dann kam die Mannschaft oder das Fussvolk. Alles junge Kerle von 16 Jaahn, mit 6 Wochn Ausbildunk. Ich waa nu deren Stubneltester mit Fronterfahrunk. Hab ich ihre Angst zerstreut un sie beruhicht. Paa Tage spehter musstn wir Ferde von Baanhof holn. Mit meine 5 Stück hab ich mich schön blöde angestellt. Vor Hunger un Durst waan die ganz wild. 2 habn sich losgerissn un sint ab inne Felder. Waa ich richtich froh. So'n Offizier hat mich zusamm'ngebrüllt, waa mir aber schnurzegal. Eines Morgns ginks mit Ferdewagn un Waffn zun Baanhof. Verladn un ers nachts fuhr der Zuch los. Es floogn nemmlich schon überall die amerikanischn Jabos (Jachtbomber) un schossn auf jedn Zuch.

In Schummern wurde wieder ausgeladn. Hurraah, wir waan in Harz. Also gegn den Ami. So lernte ich denn die Stedtchen Blanknburch, Schierke un Wernigerode un die Umgebunk kenn'n. Aber nur nachts bein rum maschiern. Am Tage verstecktn wir uns wegn de Jabos in Wald. Hab schön auf mich aufgepasst un bin heil inne Gefangnschaft bein Ami gegangn.
Kam ich denn in 3 Hungerlager Remagn, Koblenz un Wieckrath-Berg. Schummlte 'n büschn bei der Entlassunk un wurde als Landwirtschaftlicher Abeiter vorzeitich nach Lüneburch entlassn. Die Adresse stant in mein Soldbuch.
Nach 3 Tagn auf englische Lastwagn, bekam'n wir unsren Entlassunksschein auffn Abeitsamt in Lüneburch. Ein annerer Lastwagn brachte mich nach Neetzndorf inne Gefangnschaft waa ich nu schon 19 gewordn.
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