Neuanfang

Neuanfang von 1945-1950

Auf dieser Seite

Neuanfang
Endlich Arbeit
Unser neues Heim
Endlich die Währungsreform
Schlaganfall
Freundschaftsbande gelöst
Alles mit dem neuen Rad
Verlobung und...

 

Neuanfang

Mutter waa nich mehr auffn Bauernhof. Der Bauer hatte die neue Adresse. Wieder in Eimsbüttl, Bismarckstrasse 40. An den Tach konnte ich sowieso nich mehr weiter. Ersma bekam ich gut zu Essn. Oma schnitt nochma 4 Scheibn Brot ab, wenn ich die erstn auf hatte. Natürlich bevor die andern zun Essn kam'n. In der Gefangnschaft hatte ich nemmlich 25 Fund abgenomm‘n un wooch noch 100 Fund. Auffe Rippn konnz tatsechlich Klawierspieln.

Na, un mit dem Medchen wollte ich auch Kontakt aufnehm'n un sehn, was weiter wird. Aber die Mutter waa wie ein Habicht um uns rum, so das ich nich ma mit ihr redn konnte. Plözzlich waa sie wech. Ich gink noch mit auffs Feld Katofflsammln. Da fraachte ich den Bauer wo die Tochter is. Saachte der: "Hat meine Frau zu Verwandtn geschickt un kommt vorers nich wieder."Aber ich sollt man nich inne Stadt gehn. Da hungern die Leute. Hamburch is sowieso gesperrt un kommt keiner rein. Kann bei ihn schön auffn Hof abeitn bis es besser wird. Un dabei kniff er mitn Auge. Versuchte noch'n paa ma mich zu über redn dazubleibn.

Nee, annern Morgn machte ich mich auffe Sockn. Mitn Meechwagn kam ich bis Lüneburch. Tipplte durche Stadt bis anne Landstrasse nach Hamburch. Ein Lastwagn mit leern, offnen Henger hielt un nahm uns auch noch mit. Waan schon viele Leute drauf. Die erzehltn mir, das man in Haaburch auffn Amt ein'n Passierschein beantragn muss. Wird aber nur an Leute ausgegebn, mit lebnswichtige Berufe. Ärzte, Transport, Verwaltung etc. Gab kein Wohnraum, kaum Lebnsmittl, sowie Gas; Wasser un Stromknappheit.

Kurz vor de Haaburger Elbbrücke hielt der Lastwagn un fast alle Leute stiegn ab. Ich dachte, versuch man mal. Annere Seite vonne Brücke standn englische Soldatn un kontrolliertn die Scheine. Wehrenddessn half ich ein'm Radfaarer sein Rad auffn Anhenger zu hebn. Schön lanksam. Da waa die Kontrolle fertich un der Wagn fuhr ab un ich waa auffe andere Seite. Von Berliner Tor konnte ich mitte S baan nach Hause faan. Die lief schon wieder.

Bismarckstrasse 40 waa eine Ruine, aber es wohntn ein paa Leute drin. Mutter waa glücklich das ich heil un gesund wieder da waa. Abenz kam'n Vater un Schwester vonne Abeit. Nu waan wir 4 zusamm'n un alle froh, das der Kriech vobei waa.

 

 

Wir lebtn in ein Zimmer 20 m/2 gross. Vater hatte aussn nahegelegenen Luftschuzzkeller 4 einfache Bettgestelle mit Strohsecke geholt. Wolldeckn hatte er auch schon besorcht. 2 Fenster mit Rollglas benaglt. Die annern beidn Fenster zugenaglt un innen Borde eingebaut. Das waan denn unsre Schrenke. Für all die geschenktgekrichtn Teller, Tassn un sonstign Sachn. Tisch un Stühle brachte er von Haaburger Kollegn mit, die nich ausgebombt waan.

Von der Stubndecke waa der ganze Putz runnergefalln. Darüber waa noch der Pakettfussbodn vonne erste Etaje. Darüber nix mehr, nur noch Luft. Wennz nu rechnete kam das Wasser aus 27 Stelln gleich zeitich durche Decke in unser Zimmer. Dann stelltn wir alles an Beheltern auf, was wir hattn. Vater laach in Bett mit 2 Schüssln in Aam. Die Wolldecke beiseite un 'n Topf in Bett. Er waa müde, denn er stant um 5 Uhr auf un kam um 18.30 Uhr wieder vonne Staatswerft Haaburch zurück. Das waa mörderisch mit dem wenign Essn. Aber vonne Werft konnte er immer 'ne hantvoll Kohln mitbringn, damit Mutter irgentwas zu Essn kochn konnte. Weniger Katoffln, mehr Steckrübn.

 

 

Endlich Arbeit

Das Lager dafür, wie auch fürn paa Kohln, waa unner mein Bett. Die Kohln wurdn schon aufgespaat fürn Winter.
Nu musste ich mich gleich auffn Wirtschaftsamt anmeldn, damit ich Lebnsmittlmaakn bekam. Gink ich gleich nechstn Tach hin. Da saass ich schon 'ne Stunde auffn Flur. Geht 'ne Tür auf un mein ehemaliger Freunt, Enkl von den Kohlnhendler erkennt mich. Is Angestellter auffn Amt. Musste ich ihm erzehln wo ich mich die Jaahre rumgetriebn hab'un paa Minutn spehter kommt er mit meine Zuzuchsgenehmigunk wieder rein. Ich hatte manches ma in Lebn ganz schön Glück.

Auffn Abeitsamt Kieler Strasse konnt ich mir 'ne Firma aussuchn wo ich abeitn wollte. Suchtn alle nur Schlosser. Waa mir egal was ich ersma machte. Haupsechlich Abeit habn. Meine alte Firma waa auf 10 % vonne Belechschaft geschrumft un reparierte Teile ausse Trümmer.

Nu stellte ich mich bei de Firma Alfred Gutmann, in Ottnsen, Voelckersstrasse 14, vor. Musste ich gleich Montach anfangn, obwohl ich paa Tage Urlaub machn wollte. Musstn wir auch Maschin'n wieder gangbaa machn die sie aus de Trümmer geholt hattn. Irgentwann liess der Scheff kleine Siedlerherde für de Belechschaft baun. Endlich konnte ich unsern mit de schottsche Karre nach Hause faan. Mutter waa überglücklich. Den stelltn wir vor den grossn Kachelofn in unsere Stube. Ein langes Rohr überwech, in Schornstein. Damit hattn wir endlich Werme in Zimmer un Mutter konnte mit wenign Kohln kochn.

 

 

Unser neues Heim

In der Zeit wo wir in der Ruine wohntn, wurdn von Staat Behelfsheime (Plattnheuser), in Fuhlsbüttl anne Alsterkruchschussee, gebaut. Vater sollte eins davon habn. Die beidn lezztn waan im Bau. Alle annern schon bezogn. Dann wolltn sie ihn übers Ohr haun. Es solltn annere Leute bei uns rein. Da is er geplazzt un nu gabs doch die Zusage. Wurd un wurd aber nich fertich. Wir fuhrn jede Woche hin kuckn wie weit sie waan. Die paa Abeiter hieltn sich an auf, weil es zusezzliche Lebnsmittlkaatn, Schwerstabeiterkaatn, für ihre Abeit gab. Da habn wir selbst den Bodn geteert un die Plattn geleecht. Als entlich der Wasserhahn lief, habn wir 'n klein Ferdewagn bestellt un sint hingezogn. Vater un ich mitgefaan, damit nix verlorn gink. Mutter un Schwester mitte Strassnbaanlinje 9.

So, un denn rein mitte paa Möbl. Bettn aufgebaut un Strohsecke rein. Siedlerherd an Schornstein, unwir fühltn uns als Schlossbewohner. Inne Tolette waa nur 'n Loch inne Erde. Als Klo kam ersma 'n Eimer in Abstellraum. Musstes aber ers ausse Haustür raus wenn hin musstes. Das waa der Anfank. Rund ums Haus Lehm un drin alle glücklich. Die Eltern hattn ihr Schlafzimmer für sich un wir Kinder, zusamm'n ein Zimmer von 8 m. Ich waa 20 un die Schwester 17.

Holzfenster waan überall drin, aber Glas gabs nich. Vater erwischte wieder Rollglas was nache Bombnangriffe inne kaputtn Scheibn kam. Konnz absolut nich durchkuckn un bein büschn Wint knallte es hin un her. Mit Schlaf nachts waa denn nich besonners. Dann brachte er Glasabfälle, Streifn, mit. Kam ein nebn anner. Nu konnz wenichstns ma rauskuckn. Gink aber nur inne oberen Fenster. Inne unteren lief der Regn rein.

Jeder von uns versuchte was ranzubringn. Fürn Haushalt oder zu Essn. Das waa am schlimmstn. Zu tauschn hattn wir nix. 48 Stundn abeitn musstn wir, soonz krichtes vonne Firma kein Stempl in dein Abeitspass. Un denn keine Lebnsmittlkaatn. Das hattn sie gut ausgeklüglt. Auf "Markn", wie wir zu de Lebnsmittlkaatn saachtn, gabs immer weniger. Für mein Wochnlohn krichte ich grade 6 Zigarettn oder 'n halbes Brot auffn schwarzn Maakt.

 

 

Dazu kam noch der furchbaa kalte Winter, 46 / 47. Zu brenn'n gabs auf Maakn wenich. Manchma Schlammkohle. Das waan zeher, grauer Matsch von Kohlnhendler. Musste immer noch was anneres mitbrennn,sonz gink das Feuer aus. Nachts gingn die Leute los un seechtn die Strassnbeume ab. Die kleinstn Zweige, die hinterher noch rumlagn, sammltn andre Leute auch noch auf. Papier laach nirgns auffe Strasse. Bückte sich sofort einer nach.

Ein Tach. spehtabenz, gink ich auch mit Vater los, seechtn 'n klein Baum ab un zoogn ihn nach Hause. In'n Schnee. Konnz nechstn Morgn genau sehn. Lagn überall Zweige bis vor unsre Haustür. Da hattn wir ihn nachts zerseecht un inne wohnstube geschmissn. waa alles egal. Bloss nich erfriern. Waan nemmlich schon genuch alte Leute, die sich nich mehr selbs helfn konntn, in ihre Wohnungn, erfrorn.

 

 

Strom waa auch knapp un ratzioniert. Durftes nich über dein Kontigent raus. Denn klemmtn sie dich ab. Die Fabrikn konntn nur nachts abeitn un so hattn wir etliche Wochn nur Nachschicht. Das waa mörderisch für mich. Die Strassnbaan fuhr auch nur alle 40 Minutn un morgns sint wir bei 15 Grad minus, 20 Minutn nachn Alsterdorfer Baanhof gelaufn. Die Strassnbaanweichn waan alle festgefrorn.

Zuhause glizzertn die Stubnwende un meine Schwester hatte Eis im Bett an Fussende. Aber irgentwann gink der winter entlich zu Ende.

In den Leembodn in Gaatn konnz nix flanzn. Nach Regn un Sonn'nschein waas hart wie Zement. Da kam nix wieder raus. Dann kam noch ein Hungerjaah. Konnz nix kaufn un hattes nix zu tauschn. Nur einma. wir krichtn ein CARE-Paket von eine Tante aus Amerika. Da waan 6 Schachtln Zigarettn drin. Für eine gabs auffn schwarzn Maakt 1 Zentner Brikett. Die hab ich denn, jedn Tach 'n halbn Zentner in Rucksack, von Bahnfeld nach Fuhlsbüttl geschleppt. Oft auffn Trittbrett vonne Strassnbaan. Die Baan waa zu Feierabnd proppnvoll, kamz gaanich mit rein.

 

 

Endlich die Währungsreform

Vonne Vorsoldatnzeit hatte ich noch Zivilzeuch. Das hatte Mutter, durch alle Wirrnisse, für mich mitgeschleppt. Nu hatte ich wenichstns was für sonntachs zun Tanzn gehn. Für Alltachs gabs nur die schwaazgeferbte Uniform. Eine graue Soldatnjacke hatt ich mir dazu auffn schwaazn Maakt gekauft.

So, un sonntachs ginks mitn altn Schulkollegn nache Elbschussee inne Elbschlucht. Das Lokal laach obn an'n Elbhang un hattes 'n wunderbaan Ausblick. 'Ne 6 Mann Kapelle machte gute, amerikanische Tanzmusik. Jezz krichte ich mein erstn Kontakt mit Medchn. Waa einklich 'ne Klicke un ich hatte keine feste Freundin dabei. Eine die ich leidn mochte, mochte mich nich. Hab ich denn leider akzeptiern mussn.

Als ich denn 'ne Freundin hatte, gingn wir nich mehr nache Elbschlucht, sondern zun Cafe Dreyer, an Haupbaanhof. Die Kapelle waa noch besser un inne Pausn wurde Atistik gebotn. Jedn Monat neu.

Ja, un denn kam 1948 entlich die Wehrunksreform. Nu waa die Reissmaak wech un die Ledn voll mit Waahn. Inne Strassnbaan musstes gleich mit neues Gelt bezaaln. Hattes aber ersma nur 40 Maak umgetauscht gekricht. Das musste fürn Lebnsunnerhalt bis Freitach reichn. Als es an den Tach Lohn gab, gabs nur die Helfte. Die Firm'n hattn nich genuch Gelt. Was nu inne Ledn laach, konnz alles notwendich gebrauchn.

 

 

Hass dir die Nase anne Schaufenster breitgedrückt un dreima über leecht, kaufsass oder nich. Oder neeste Woche. Miete gab ich vorher ja auch schon ab. Ebnso für Essn. Un für Vergnügn blieb nix mehr.

Das einzige an Luxus was ich mir erlaubte, waa ein Paket "Translanta" Tabak, 50 Gramm für 1,25 DM. Das musste für 1 Woche reichn. Mutter krichte jezz jedn Freitach 1 Tafl Schokolade. Das hatte ich ihr seit Jaahren versprochn. Nu konnt ich's entlich wahmachn.

 

 

Schlaganfall

Vater hatte seine Abeit als Mahler in Haaburch aufgegebn. Er waa immer 14 Stundn an Tach unnerwechs. Er fink in Gefänknis Fuhlsbüttl, 10 Minutn von zuhause, als Beamter an. Gefangnenaufseher. Meine 19 jehrige Schwester waa in lezztn Lehrjaah als Puzzmacherin in Heusswech bei de Osterstrasse. Un ich fuhr morgns 25 Stazion'n mitte Strassnbaan nachn Altonaer Baanhof un denn 10 Minutn zu Fuss. Ganzn Tach schwere körperliche Abeit un abenz die 25 Stazion'n wieder zurück.

Ungefehr 2 Monate nache Wehrunksreform bekam Mutter ein'n Schlachanfall. Ich fant sie als ich nach Hause kam. Konnt sie noch mitn Kranknwagn nachn Heidberch Kranknhaus bringn. Aber dort hat sie nur noch ein paa Minutn gelebt. Die Kranknwagnfaarer habn auf mich ge waatet. Hattn gleich gesehn was los waa. Vater waa derzeit ins Emsland versezzt. Auf mein Telegramm kam er sofort zurück un nu waan wir 3 allein.

Vater abeitete wieder in Fuhlsbüttler Gefänknis, meine Schwester lernte aus. Inne Freizeit waa Vater viel unnerwechs. Ich meistns allein zuhause un hielt die Bude sauber. Musste nu Wesche waschn. Vor allm mein Abeitszeuch. Plettn. Kamz hungrich nach Hause, hass vorher noch was eingekauft, un denn noch gekocht. Nee, waa kein schönes Lebn un Freizeit gabs kaum noch. Die Freundin die ich hatte verstant das nich un waa oft an kwarkn. Aber in Haushalt konnt die noch viel weniger als ich. Kochn genauso. Zuhause brauchte sie nix machn. Klaa, das sie nix konnte.

 

 

Freundschaftsbande gelöst

Ich waa nu mittlerweile 23 Jaah alt gewordn, waa nix un hatte nix. Da fingn die Eltern der Freundin an zu bohrn. Mit Verlobunk un so. Hab ich dem Medchen gesaacht: von was un womit? Un auch wohin? Sie hatte gedacht bei ihre Eltern inne Wohnunk mit wohn'n. Na, das hett mir noch grade gefehlt. Die beidn kannte ich ja mittlerweile. Blieb ich lieber allein un machte meine Hausabeit selber. Klaa, waan nu die 3 sauer.

Bin ich mitn grossn Blum'nstrauss zu de Eltern un hab’gesaacht: mit de Verlobunk is nix un da wohn'n auch nich. Hat die Alte denn geweint un der Alte laach auffn Sofa inne Küche un drehte mir den Hintern zu. Bin ich abgehaun, hatte selber Sorgn genuch.

Vater hatte nemmlich 'ne Bekannte mit Kleinkint kenn'ngelernt. Waa denn eines Tages bei uns zu Haus, gink an alle Schrenke, hatte ne laute, schrille Stimme un lachte in einer Tuur. Büschn primitiv waa sie auch. Dachte ich, wenn Vater die heiratet, was wird dann? Das halts nich aus. Denn musst verschwind'n. Aber hab von ihr bald nix mehr gesehn un gehört.

Vater hatte bei Bekanntn eine andere Frau kenn'ngelernt. Hat er mir denn von erzehlt un das sie 2 Kinner hat un in Fuhlsbüttl wohnt. Ich sollt doch ma mit de beidn in Alstertal Kino gehn un hinnerher 'n Bier trinkn.

 

 

Habn wir denn so gemacht. Ich fant sie viel besser un hab‘ich ihm auch gesaacht als wir sie nach Haus gebracht hattn un nach Hause gingn. "Ja," saachte er, "Sie hat ein Reihnhaus un wenn ich da hin ziehn würde, könnz in Plattnhaus bleibn."

Da hab ich ihm erzehlt, das ich auf eine Verlobunk von ein Kriechskammeradn ein Medchn kenn'ngelernt hab. Die wohnt aber in Brunsbüttl un da muss ich ma hinfaan. Ich glaub, das is die Richtige.

Das hab ich denn auch balt gemacht. Wir waan zun Tanzn un habn uns viel erzehlt. Wolltn uns ja gegnseitich kenn'nlern. Auffe Verlobunk hatte ich sie ja schon gut beobachtn könn'n, wie sie da überall geholfn hat un sehr fröhlich waa. Sonn Tüp mochte ich, denn ich selbs waa schüchtern un ruhich. Sie gefiel mir gleich rundum.

 

 

Bein erstn Besuch musste ich mir ein Hotelzimmer nehm'n. Als ich denn nach Mitternacht dort hingink, waan alle Strassnlatern aus. Alles stockedüster. Konnte das Haus nich wiederfinn'n. Hab den Schlüssl denn hier un da probiert un denn passte er. Ich waa komplett durch gefrohrn, denn es waa November un Frost. In Zimmer keine Heizunk un lange nich benuzzt. So hab ich in ein Bett in mein'n ganzn Lebn nich gefrorn. Das Bettzeuch waa klamm un ich hab wohl 'ne Stunde unner de Decke gezittert. Das Atmen darunner nüzzte überhaupt nix.

 

 

Nechstn Tach wieder nach Hause. Gelt für de Woche waa alle, für Faahgelt un Hotel. Weihnachtn fuhr ich wieder hin, mit paa kleine Geschenke. Diesma konnte ich bei de Nachbaan schlafn. Mutter un Tochter hattn zusamm'n nur ein Zimmer un 'ne kleine Küche. Hat mir aber trozzdem alles gut gefalln. Die Atmosfeere, die ich seit Mutters Tod nich mehr hatte.

Zuhause angekomm'n waa ich wieder blank. Vater half dann aus, da mit ich wenichstns zu Essn kaufn konnte. Freitachs waa Rückzahlunk. Kam manches ma vor.

Silwester kam Hannelore denn zu mir. Wir hattn ja mehr Plazz in Haus. Lernte sie ersma mein'n Vater kenn'n. Hatte ich ihr schon viel von erzehlt. Abenz feiertn wir bei uns mitn paa annere junge Leute. Lerntn uns besser kenn'n un waan schön verliebt. Danach habn wir uns viel geschriebn. Schrieb wohl jeder so 75 Briefe. Habn wir schön auf bewaaht un könn'n wir ma zusamm'n lesn wenn wir "Goldene Hochzeit" feiern werdn eines Tages.

 

 

Alles mit dem neuen Rad

Von ihre Schwester in Brunsbüttl kaufte ich 'n Faahrad. Konnt ich mir bisher nich leistn. Mein zukümftiger Schwager fuhr zu See un brauchte das Rad nich. Bei ein von meine wenign Besuche in Frühjaah machte ich denn die Rückfaaht mitn Faahrad. Waan ca. 100 km bis nach Hause. Immer auffe Landstrasse un zum Teil ganz schlechtes Flaster. 6-7 Stundn brauchte ich schon.

In Hamburch wurde nu alles mitn Rad erledicht. Die Strassnbaan wochnkaate wurde ebnfalls gespaat. Jezz fuhr ich mitn Rad zu Abeit. 12 km hin un 12 km zurück. Bei Regn un starkn Wint waas nich grade erholsam.

Natürlich fuhr ich bei mein'n nechstn Besuchn mitn Rad nach Brunsbüttl. Aber vorher von Altona bis Elmshorn mitte Baan. Dann waans nur noch 60 km un ca. 4 Stundn Faazeit. Nur einma, bei Sturm von vorne un abenz in Dunkln, brauchte ich 6 Stundn. Unnerwechs inne Wilster Maasch, krichte ich die Pedaln nich mehr rum. Hab das Rad zeitweilich geschobn oder bin gerollert. Das hellz aber nich lange aus. Abenz um 11 Uhr kam ich völlich ausgelaucht an. Der Rückweech dauerte nur 3 1/2 Stundn, mit Sturm von hintn, nach Elmshorn.

 

 

Verlobung und...

Irgentwann habn wir beidn denn beschlossn uns in März zu verlobn. Mein Vater kam sogaa nach Brunsbüttl. Unsre Verlobunkspaaty waa bescheidn mit ungefehr 10 Person'n. Mutter hatte nur 'ne ganz kleine Rente, da konnt sie nix von ausrichtn, ich hatte nix un Lore verdiente in Haushalt, bein Bäcker, auch nur 'n büschn mehr wie 'n Taschngelt. Machte nichs, Mutter machte das Beste draus un waa 'ne schöne Verlobunk mitn langn Spaziergang an Deich lenks.

 

 

Nu sollte Lore bei ihrn Bäcker kündign un nach Hamburch komm'n. Hat sie denn zun 1. Juli getan. Bis dahin hab ich noch 'n paa Rad tuurn zu ihr gemacht. Freitachabenz bis Sonntachnachmittach. Denn wurdz Zeit loszufaahn. Wieder bis Elmshorn, mittn Zuch nach Altona un von da noch nach Fuhlsbüttl. Das waa ja sowieso mein teechlicher Abeitsweech.

Klaa wolltn wir auch balt heiratn wenn wir 'n paa Krötn für de Hochzeit zusamm'n hattn. Ersma spaate ich, um Schwiegermutter 'n neues Bett zu kaufn. Dafür gab sie uns ihr ganzes Schlafzimmer. Konntn wir gut gebrauchn denn wir schliefn immer noch auf Strohsecke. Aber nu hatt ich für die Hochzeit immer noch nix. Lore leechte von ihrn paa verdientn Fennign auch noch welche wech. Schwiegermutter konnt nix zuschiessn un von mein'n Vater waa nix zu er waatn. wusste ich so.

Ein Tach bevor Lore nu nach Hamburch kam, kam auch 'n Englender bei uns an. Er wollte sich bei uns mit meine Kusine aus Leipzich treffn. Aber da wusste ich vorher nix von. Nechstn Nachmittach gingn wir beide zun Altonaer Baanhof un holtn Lore von Zuch ab. Sie brachte ein'n Koffer un ihr gesammtes Barvermögn von 15 Mark mit. So viel hatte ich nich.

Für den Englender hattn wir schon ein Zimmer paa Heuser weiter lenks gefundn. 3 Bettn hattn wir nur. Abenz waa Vater denn auch zu Hause. Vater un ich in Elternschlafzimmer un Lore in Kinnerzimmer.

Aber denn! An nechstn Tach kommt meine Kusine tatsechlich schwaaz übere Grenze von Leipzich. Hatn paa Anleufe nehm'n müssn um rüberzukomm'n. Hat Stundn in Morast gelegn un waa von Mückn balt aufgefressn. Sie saah fürchterlich aus un waa nu aber glücklich. Nu konnt sie den Englender kenn'nlern mit dem sie sich geschriebn hatte. An Ende waas doch nich der Richtige.

Die Schlafplezze endertn sich nu. Die beidn Medchen inne Ehebettn Vater in Kinnerbett un ich anne Erde davor. Musste ich so 'n paa Wochn aushaltn bis Lore nach Hause fuhr un mitn Schlafzimmer von Schwiegermutter wiederkam. Nu hattn wir entlich genuch Bettn. Bis zur Hochzeit schlief ich mit Vater in'n Kinnerzimmer. Immer schön brav.

Zwei Jaah vorher hab ich mein Führerschein gemacht. Von Mund abgespaat. Ich waa wie verrückt auf Autofaan. Aber ausser Faahschule waa ersma lange nix. Sogaa das Lei'n, für 1 Tach un 100 km, konnz dir nich erlaubn.

ENDE

Zurück