Unsere Erlebnisse

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Beim letzten Ton des Zeitzeichens … von Fritz Schukat
Wie konnte das Leben doch schön sein von Annemarie Lemster
Die Musiktruhe von Ingeborg Nygaard
Radio-verrückt ? von Heinz Münchow
Die Faszination des magischen Auges von Annemarie Lemster
120 Jahre Musikbox von Annemarie Lemster
Ein Leben vor dem Fernsehen von Annemarie Lemster
Mein erstes Fernseh-Erlebnis von Bernd Schwiers
Meine Kofferadios von Fritz Schukat

 

Beim letzten Ton des Zeitzeichens …

Viele Dinge, die früher zu unserem täglichen Leben gehörten, sind heute einfach verschwunden.

von Fritz Schukat aufgeschrieben 2008/erg. 2013

Tüt - tüt - tüt - tüüt… Immer zur vollen Stunde piepte es aus dem Lautsprecher des Radios. Dann sagte der Sprecher die Zeit an und die Station. Das klang in Berlin in den frühen 1950er Jahren etwa so: "Hier ist RIAS Berlin, eine freie Stimme der freien Welt! Sie hören die Nachrichten!" Vor dem Zeitzeichen hörte man manchmal ein bis zwei Minuten lang das Sendezeichen, wusste also auch ohne Ansage, dass man den richtigen Sender eingestellt hatte. Das war bei allen Sendern so.
Ich kannte viele Sendezeichen. Markant waren die 4 Beckenschläge des Londoner Rundfunks, "da-da-da--daa", wobei der letzte Schlag tiefer klang. So beginnt Beethovens „Fünfte-“, die „Schicksalssymphonie“, außerdem ist das im Morsealphabet das V (für Victory - also Sieg). Viele Deutsche kannten es noch aus der Kriegszeit, obwohl es damals bei Strafe verboten war, ausländische Sender abzuhören. Radio Moskau hatte ein melodisches Sendezeichen, das erkannte man ebenfalls sofort. Als Junge bin ich gern auf Kurzwellenjagd gegangen, wenn mal keiner in der Nähe war, denn für zufällige Mithörer war das schon nervig. Heute gibt dermaßen viele Sender, dass man dazu wahrscheinlich gar keine Lust mehr hat. Aber in den 1950er Jahren, als es in den meisten Regionen nur einen ortsnahen Sender gab, war das schon interessant! Übrigens, nach dem Zeitzeichen stellten wir damals unsere Uhren, denn Funkuhren für den Privatgebrauch gab es nicht.
Viele Sender brachten kurz vor fünfzehn Uhr auch die "Wasserstandsmeldungen und die Windvorhersage". Der Sprecher sprach ganz langsam und betonte vor allem Wörter, in denen "Ost" vorkam. Das klang dann so: "Wind aus Nord-Nord-Ooost…" oder "Ooost-Süd-Ooost". Die Wasserstandsmeldungen von den Pegelständen des Rhein habe ich zuletzt noch in den frühen 1970er Jahren gehört, als ich in Mainz wohnte. Wenn man sie deuten konnte, wusste man, wie das Wetter wird! Diesen Dreh hatte ich natürlich nicht drauf!
Auch schon lange Vergangenheit ist das Testbild im Fernsehen. In einem Kreis auf einen Netzuntergrund konnte man die verschiedenen Graustufen sehen. Auf dem schwarzen Mittelbalken stand die Stationsbezeichnung. Dazu war ein nerviger Piepton zu hören, den man schnell abstellte. Gesendet wurde dies allerdings auch nurkurz nach Sendeschluss bzw. kurz vor Beginn der regulären Sendungen. Sinn machte das vor allem für die Fernsehtechniker, die danach die verschiedenen Grautöne und sonstiges einstellen konnten.
Das Farbfernsehen wurde in der Bundesrepublik erst 1967 testweise eingeführt. Anfangs waren beileibe nicht alle Sendungen in Farbe. Die großen Abendshows wie "Einer wird gewinnen" mit Kuli oder Rudi Carrells "Am laufenden Band" gab es dann schon farbig, aber wer konnte das schon sehen? Dennoch wusste man, diese Sendung läuft "in Farbe", auch wenn man das auf s/w-Apparaten nicht sehen konnte. Im Vorspann solcher Sendungen lief nämlich ein wunderschönes Logo in allen Regenbogenfarben aus stilisierten Blüten (mussten sich die s/w-Seher einbilden), die in den Raum zu springen schienen, bis dann die Worte "In Farbe" immer größer wurden. Dazu lief ein einprägsames Orchester-Intro. Sah man auch nur so lange, bis der Sendebetrieb völlig in Farbe ablief. Noch etwas, was es im Fernsehen früher gab: zum Sendeschluss wurde das Deutschlandlied gespielt und man sah die Flagge, das Brandenburger Tor und verschiedene symbolische Bilder - heute wird rund um die Uhr gesendet, Sendepausen gibt's nicht mehr!
Das „tüt - tüt - tüt - tüüt…“ zur vollen Stunde gibt es schon lange nicht mehr, die genaue Zeit kommt per Langwelle vom Sender Mainflingen (nordwestlich von Aschaffenburg), der mit einer Atomuhr synchronisiert ist.
Einfache Funkuhren gibt es heute schon für ca. 10 Euro. Für unsere erste Funkuhr hab ich mal an die 200,-- DM ausgegeben, sie läuft heute noch, hat aber ein neues unkompliziertes Werk. Das alte hochkomplizierte Werk, quasi ein richtiger Radioempfänger, verse-hen mit einer gewickelten Ferrit-antenne, habe ich ausgebaut.
Wasserstandsmeldungen hab ich schon lange nicht mehr gehört, dafür aber vor ein paar Tagen das Deutschlandlied, als Sebastian Veddel seinen Formel 1-Sieg in Canada nach Hause gefahren hatte.

So ist das eben. Vieles, was mal zu unserem Alltag gehörte, ist verschwunden, aber so richtig vermissen tun wir das auch nicht - oder?

 

Wie konnte das Leben doch schön sein

Von Annemarie Lemster 27.02.12

In den Zeiten, als wir alle noch bescheidener lebten, haben wir auch viele Freuden gehabt. So erinnere ich mich noch an die Zeit, als Fernsehen noch sehr selten war. Es muss so 1959-1960 gewesen. Mein Mann und ich lebten in einer sogenannten Wochenendehe. Unsere kleine, aber sehr gemütliche Wohnung, bestand aus einem Raum. Wasser gab es nur im Keller und die Toilette war im Hof. Am Tage wurde das Bett zu einer Couch gemacht, und am Abend bekam das Kinderbett einen Lichtschutz. So konnte unser Wochenende immer sehr gemütlich werden. Der Luxus, ein Radio, stand oben auf einem Schrank. An den Samstagen gab es damals immer einen Straßenfeger im Radio.
Nach dem Abendbrot wurde unser Sohn in sein Bettchen zum Schlafen gelegt. Dann setzte ich auf einem Herd (noch mit Ringen) das Wasser für unseren Tee auf. Es wurde ein winzig kleiner Tisch für den Tee bereitgestellt, und wir machten es uns mit dem Tee auf dem Tagesbett (Couch) bequem. Das Radio wurde eingeschaltet am Samstag so um acht Uhr, die genaue Zeit weiß ich heute nicht mehr so genau. Es gab den Krimi „Paul Tempel“ von Francis Durbridge. Es war oft so spannend, dass ich mich immer enger an meinen Mann anschmiegte. Der Sprecher war damals Rene Deltgen, ein Mann mit einer wunderbaren Stimme. Die Stimme seiner Frau in diesem Hörspiel klingt mir heute noch im Ohr, sie nannte ihn „Steve“. Sie konnte diesen Namen so gekonnt aussprechen, dass man ihre Angst und auch die Zuneigung zu ihrem Mann heraushörte. So verbrachten wir lange Zeit unsere Samstage.
Später hörte ich mir die Olympiade von Tokio 1964 im Radio an. Da die Übertragungen am späten Abend kamen, habe ich so manche Nacht am Radio verbracht. Es waren herrliche Übertragungen, denn die Reporter konnten es mit ihrem Wortschatz so schildern, als wäre man dabei gewesen. Es war eben Radio.
Manche Leute hatten auch schon einen Fernseher. Viele können sich ja noch an so einige Sendungen aus der Frühgeschichte des Fernsehens erinnern. Meine Erinnerung heißt Clemens Wilmenrot. Da erschien ein etwas beleibter netter Herr auf dem Bildschirm mit einer Schürze, auf der sein Ebenbild abgebildet war. Dieser Herr wollte Frauen das einfache schnelle Kochen zeigen. Er präsentierte uns den Hawaii-Toast. Dieser wurde ihm fälschlicherweise als seine Erfindung zugeschrieben. Es soll ihn sehr gekränkt haben, dass er nicht der Erste war. Daraufhin erfand er dann als Erster die gefüllte Erdbeere. Das Rezept: eine Erdbeere, in die man eine gebrannte Mandel steckt. Fertig. Es hieß auch, Wilmenrot sei niemals Koch gewesen, und die Rezepte, die er im Fernsehen gezeigt hat, seien ihm von seiner Frau vor der Sendung aufgeschrieben worden. Ob dieses stimmt oder nicht, die Sendung wurde lange Zeit gern gesehen.

 

Die Musiktruhe

von Ingeborg Nygaard

Nach der Währungsreform 1948 kam das Wirtschaftsleben in Deutschland wieder in Gang. Plötzlich gab es alles zu kaufen - wenn man das nötige Kleingeld hatte - die neue DM (Deutsche Mark). Und die hatten die Bauern.

Lebensmittel waren nach den Hungerjahren sehr gefragt. Aber was waren die Kaufträume der gut betuchten Landwirte? Es kamen die ersten Musik - Truhen auf den Markt. So etwas gab es vor dem Krieg noch nicht. Radio, Plattenspieler, Aufbewahrungsfach für die Schallplatten - alles in einem ansprechenden Möbelstück verpackt. Schnell wurde es in der Bauernschaft zum Renner. Wir wohnten damals in Hollenstedt in der Nordheide und erlebten diese Entwicklung hautnah mit.

Worum ging es denn, wenn man eine Musiktruhe kaufen wollte? Um die Technik? Um die Holzart? Um den Preis? Keineswegs! Da kommt ein gut betuchter Bauer zum örtlichen Elektrohändler: „Dach og, Kurt! Wat hesst Du denn för Musiktruhen? Wie grot sünn die denn? Weest Du, Ottens Bur hett een, de is een Meter un tein breet. Hest Du een mit mindst'n een Meter twintig?“ Das war das Wichtigste! Sie musste größer als die von nebenan sein.
Prestige war alles, das war das Kriterium!
erstellt am 31.05.2005

 

Radio-verrückt ?

von H. Münchow (Jahrgang 1925)

Meine Mutter sagte später von ihrem Sohn: "Der Junge ist radioverrückt!" Aber ich war es - radioverrückt - schon mit etwa 6 Jahren!

Mein Vater gab die Anstöße. Es begann mit einem Detektor-Gerät. Eine Antenne musste gebaut werden. Das Gerät hatte große Spulen, die je nach dem Wellenbereich ausgewechselt oder umgesteckt werden mussten. Auf dem Detektor-Kristall suchte man sich mit einer Kopfhörermuschel am Ohr eine günstige „lautstarke“ Stelle, dann wurden Kopfhörer aufgesetzt.

Es folgten erste Röhrengeräte mit Heizakku und Anodenbatterie, natürlich mit Lautsprecherbetrieb. Und dann kam das erste Netzradio - es war ein LUMOPHON*. Mein Vater war stolz auf seine Neuerwerbung und den „guten Klang" im Holzgehäuse. Was mich am meisten verwunderte, dieses Netzradio „spielte" nur, wenn man den Netzstecker „richtig herum" in die Steckdose steckte. Das lag an der Stromversorgung, wir hatten damals noch Gleichstrom! Bei „falscher Polung" nahm das Gerät jedoch keinen Schaden, es ging nur nicht.

Eines Vormittags war ich allein zu Hause. Ich schaltete das Radio ein, suchte mir einen langen Schraubendreher und führte ihn vorsichtig durch eine Öffnung in der Rückwand, um das Skalenlämpchen zu berühren. Da blitzte es - das Radio war AUS! „Nein, ich habe gar nichts gemacht!" Mein Vater wechselte eine Sicherung aus, das Radio spielte wieder!

Was hörte ich am liebsten im Radio? Ich denke, es waren die Übertragungen von Autorennen, von der Berliner AVUS oder vom Nürburg-Ring.

Im Hitler-Deutschland war das Radio von großer Bedeutung. Insbesondere durch die preiswert angebotenen Geräte VE (Volksempfänger) und DKE (Deutscher Klein-Empfänger) sollten Propaganda-Sendungen alle Bevölkerungskreise erreichen. Die Fernempfangsqualität der Geräte wurde bewusst auf niedriger Stufe belassen. Hieß es doch so schön: „Üb' immer Treu' und Redlichkeit bis an dein kühles Grab und weiche keinen Fingerbreit vom Deutschlandsender ab!“

Als ich 16-17 Jahre alt war, bestand das dringende Bedürfnis, mich „weltweit" zu informieren. Während des Krieges war das Abhören ausländischer Sender verboten! Mit meinem selbstgebauten Kurzwellen-Empfänger und mit Kopfhörer-Betrieb hörte ich englische und russische Sender in deutscher Sprache! Die Lage der deutschen Soldaten um Stalingrad wurde ganz anders dargestellt als von deutscher Seite. Aber ich konnte mit niemandem - auch nicht mit meinen Eltern - über meine Informationen sprechen...

Heinz Münchow
erstellt und gespeichert 22.04.2004

es folgen Informationen über die Firma LUMOPHON und Stalingrad

Im Internet findet man an verschiedenen Stellen folgende Informationen zu LUMOPHON:
Die Firma „Fernsprechapparatebau Nürnberg“ wurde 1920 gegründet. 1923 wird der Zusatz: „...und Fabrik hochwertiger Radioapparate“ angehängt. 1929 wird die Firma umbenannt in LUMOPHON-Werke Nürnberg. Lumophon leitet sich aus den griechischen Wörtern für Licht und Ton ab.
Ab 1934 wurden dann die ersten Radioaparate mit eingebautem Lautsprecher und „Turbinenskala“ gebaut. Sie hießen „Burggraf, Markgraf, Erbgraf und Edler“ und waren wahlweise in Bakelit oder edlen Holzgehäusen zu haben. Preise ab 200 RM.
Lumophon produzierte schon kurz nach Kriegsende in Nürnberg wieder hochwertige Radioapparate und exportierte sie weltweit. Die Firma hatte zeitweise über 2000 Mitarbeiter und wurde 1951 von Grundig übernommen.

Über Stalingrad findet man bei Wikipedia folgende Darstellung:
Nach der Einkesselung von über 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten im November1942 durch die Rote Armee stellten Anfang Februar 1943 die meisten Soldaten die Kampfhandlungen ein und gingen in Gefangenschaft. Von den insgesamt rund 110.000 in Gefangenschaft geratenen Soldaten der Wehrmacht überlebten nur 5.000 den Krieg. In der Schlacht von Stalingrad kamen mindestens 700.000 Menschen beider Seiten ums Leben.

Fritz Schukat, 18.05.2011

 

Die Faszination des magischen Auges

von Annemarie Lemster

Acht Tage nach dem 20. Juli 1948, der Währungsreform, beschloss mein Vater, ein Radio zu kaufen. Merkwürdigerweise gab es jetzt wieder alles. Geld war mehr als knapp, also wurde dieses Gerät auf Raten gekauft. Es war wie Weihnachten, als mein Vater mit dem Radio nach Haus kam. Alle Familienmitglieder standen um die Anrichte herum. Hier hatte die Neuerwerbung ihre Heimat gefunden. Mein Vater verbreitete eine gewisse Hektik bis alles so war, wie es sein sollte. Ich, damals 10 Jahre, wurde immer an die Seite geschoben mit den Worten: "Du hast hier nichts verloren, setz dich da hinten auf den Stuhl." Gemein, meine älteren Geschwister durften zusehen, nur weil sie 10 Jahre älter waren als ich. Nun war es so weit, die ersten Töne kamen aus dem Apparat. Es war schöne Musik.

In meiner Erinnerung kamen immer nur Sondermeldungen aus einem Radiogerät. Nachdem wir in Hannover ausgebombt waren, hatten wir kein Radio mehr.

Nun erklärte mein Vater, wie dieses Gerät laut Beschreibung zu bedienen sei. Ich hörte nicht zu, aber von weitem sah ich eine grüne Lampe an dem Radio, und diese bewegte sich auch manchmal. Ich weiß heute noch nicht, was mich an dieser Lampe so faszinierte, aber ich musste immer wieder zu ihr hinsehen. "Nun hört gut zu, ich sage es nur einmal, keiner von euch geht an das Radio, nur Mutti und ich. Schließlich ist es noch nicht bezahlt." Sprach mein Vater und schaute sehr ernst in die Runde. An den folgenden Tagen stand ich sehr oft sehr lange vor dem Radio. Das Magische Auge hatte es mir angetan. Es bewegte sich. Glücklich war ich immer, wenn sich die beiden Linien des Auges bewegten. Mal wollten sie von einander fortlaufen, dann wieder zueinander streben. Hatte mein Vater den Sender gut eingestellt, lagen die Linien dicht zusammen und bewegten sich nur manchmal etwas. Mein Herz hüpfte vor Freude, wenn Papa einen neuen Sender suchte. Die Linien in dem grünen Auge sprangen nur so zusammen und wieder auseinander. Noch heute frage ich mich, was war es nur, was mich so beeindruckte, dass ich ein Verbot übertrat.

Wenn ich allein zu Haus war, machte ich heimlich das Radio an. Nun drehte ich an einem Knopf und schon hüpften die Linien im grünen Auge hoch und runter. So saß ich lange Zeit und erfreute mich an einem kleinen grünen Licht (Auge). Am Abend, mein Vater machte das Radio an, und schon kam: "Mutter warst du am Radio?" "Nein." "Das verstehe ich nicht, der Sender ist raus." 0h, was hatte ich Herzklopfen. Schnell ging ich nach draußen, ich hatte Angst, Mutti würde mir mein schlechtes Gewissen ansehen. Alles war gut gegangen, und so saß ich immer mal wieder vor dem grünen Auge, welches sich so schön bewegte. Bis zu dem Tag, als ich meinen Vater schimpfen hörte:“ Jetzt reicht es mir, morgen bringe ich den Apparat zum Händler. Es kann doch nicht richtig sein, dass sich die Sender immer verstellen." Von dem Tag blieb ich dem Radio fern. Ob aus Angst oder weil dieses grüne Auge langsam seinen Reiz verloren hatte, weiß ich nicht mehr. Mein Mann brachte in unsere Ehe ein sehr schönes, großes Radio mit, auch dieses hatte ein magisches Auge. Immer wieder, wenn ich Abends einen Krimi, gesprochen von Rene Deltgen hörte, sah ich dabei auf das Magische Auge. Was war nur die Faszination des kleinen grünen Auges?

 

120 Jahre Musikbox

von Annemarie Lemster

Die Musikbox kam1889 in Amerika in den Umlauf. Sie hieß damals Phonograph und die Musik wurde von einer Wachswalze abgespielt.
Mit der Erfindung der Schellack-Platte wurde die Qualität der Musik viel besser und als es dann in den 1940er Jahren die Singles gab, war der Siegeszug des Musikautomaten nicht mehr aufzuhalten. In den 1950er Jahren kam sie dann auch zu uns nach Deutschland. In den 1960er Jahren war sie in fast jedem Restaurant vorhanden. Gut sichtbar stand dieses eiserne „Musikinstrument“ im Gastraum. Bis zu 120 Platten hatte in ihm Platz. Vorn waren unter einem gläsernen Sichtfeld die Titel der Platten, versehen mit einer Nummer, zu lesen. Steckte man nun ein 10-Pfennig Stück in den Geldschlitz und drückte die gewünschte Nummer, so erschall die Wunschmusik wie von Geisterhand. So hörte nun jeder in dem Raum diese Musik, ob er wollte oder nicht.
Und da fängt meine Geschichte an. Mitte der 1960er Jahre machten wir, mein Mann und meine Schwester mit Mann und ich, eine kleine Reise an die Mosel. Die Reise begann in Northeim in einem VW Käfer. Kein besonderes Vergnügen, wenn man bedenkt, es war Herbst und konnte doch schon recht kalt werden. Luxus war, wer im Käfer schon eine Heizung hatte, wir nicht. Ich will hier nicht meckern, es war unsere erste Reise mit einem Auto und wir waren eingeladen. Erst am späten Nachmittag hatten wir ein Quartier an der Mosel gefunden. Wir waren müde und wollten in einem Dorfgasthaus den Tag mit einem guten Essen und einem Schoppen Wein ausklingen lassen. Wir hörten von drinnen Stimmengewirr und Gelächter. „Dort sind Einheimische drin, da müssen wir rein, wo die sich aufhalten, ist es immer gemütlich“, sagte mein Schwager und schon saßen wir auf dicken Holzbänken vor einem noch dickeren Tisch. Noch ehe wir unser Essen hatten, stand einer der Burschen auf, ging zu einer an der Wand stehenden Musikbox, steckt einen 10er rein und schon erschall - Schall ist das richtige Wort - „Im Garten sind die Pflaumen reif, im Garten sind die Pflaumen reif........“ Die Einheimischen Gäste grölten alle dieses Lied mit und hatten einen Riesenspaß dabei. Der ganze Text ist mir nicht in Erinnerung geblieben, ich weiß nur, es war ein sehr frivoles Lied. Ich war froh, als es zu Ende war. Da aber dieses Lied bei den anderen so gut angekommen war, stand der junge Mann auf und drückte es noch einmal. Die Stimmung stieg und dann wurden die Pflaumen immer und immer wieder reif. Man konnte auch in diesen Musikautomaten ein 50-Pfg.-Stück stecken, da wurde es billiger, da gab es dann sechs Mal ein Lied nach Wahl. Entweder war der Apparat kaputt oder die Pflaumen waren noch nicht reif genug, es wurde immer das gleiche Lied gespielt. Da mein Schwager und meine Schwester sich dort pudelwohl fühlten und immer wieder mitsangen, musste ich diese riesige Pflaumenernte mitmachen.
Wenn ich heute einmal ein Bild von einer Musikbox sehe (in den Gaststätten gibt es sie nicht mehr), sind automatisch wieder die Pflaumen reif.
erstellt am 05.01.2010

 

Ein Leben vor dem Fernsehen

von Annemarie Lemster

In unserer noch jungen Ehe gab es keinen Fernseher. Da fragt man sich heute, womit haben wir uns eigentlich abends beschäftigt? Wir machten Gesellschaftsspiele oder hörten Radio. In meiner Erinnerung sind einige ganz besondere Sendungen haften geblieben. Morgens beim Putzen hörte ich sehr gern den Schulfunk, dieser war auch für Erwachsene sehr informativ. Abends wurde sich eine große Kanne Tee aufgebrüht, dann saß man mit klopfendem Herzen am Radio und hörte sich eine neue Folge des Krimis von Francis Durbridge mit René Deltgen an. Dann waren da noch die Olympischen Spiele von 1964 in Tokio. Spät in der Nacht habe ich mir die Reportagen angehört, die damals noch so spannend von den Reportern rübergebracht wurden, dass man sich alles genau vorstellen konnte.
Bei einer Sendung jedoch habe ich jedes Mal geheult wie ein Schlosshund und trotzdem habe ich sie noch gehört, als wir schon einen Fernseher hatten. Es war das Wunschkonzert am Heiligen Abend, bei dem Familienangehörige über Norddeich Radio* ihre Väter oder Söhne auf See grüßten. Wenn Kinder mit ihren Vätern über Seefunk sprachen und fragten: „Papa, wann bist du denn wieder zu Haus?“, war es regelmäßig um mich geschehen, dann hatte ich zu nah am Wasser gebaut. Danach konnte ich aber trotzdem ein glückliches Weihnachtsfest feiern, vielleicht weil meine kleine Familie zusammen war.
Als unsere Kinder etwas größer waren, haben wir gemeinsam am Radio Märchen gehört, doch dieses war dann mit dem Erwerb eines Fernsehers schnell vorbei.
erstellt am 04.11.2009

*Recherche zu Norddeich Radio:
Mitte der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts wurde die damals noch in den Kinderschuhen steckende Funktechnik auch für die Marine interessant. Aus Gründen der Reichweite wurde nach dem Vorbild der schon bestehenden Großfunkstation in Nauen (bei Berlin) in Norddeich eine weitere Großfunkstation gebaut, die nach Vorgaben der Marine mindestens 1.500 km Reichweite haben musste. Im Laufe der Jahre wurde die Funkstation dann hauptsächlich von der kommerziellen Seefahrt genutzt. Der Funkverkehr fand über Kurzwelle statt, die sich aus geophysikalischen Gründen über den gesamten Globus verbreitet.
In den 1990er Jahren wurde Norddeich Radio schrittweise abgeschaltet.
nach Wikipedia-Texten zusammengestellt von F. Schukat, 27.05.2011

 

Mein erstes Fernseh-Erlebnis

von Bernd Schwiers

Mein erstes Fernseh-Erlebnis hatte ich 1953. Ich war damals 12 Jahre alt und ging in die Quarta am Helmholtz-Gymnasium in Karlsruhe. Am 2. Juni damals verkündete ein Lehrer am Vormittag, man könne am Nachmittag im Zeichensaal die Krönung der englischen Königin im Fernsehen erleben.
Ich wusste damals gerade mal, dass es so etwas wie Fernsehen gibt, aber Genaueres wusste ich nicht. Wir hatten mal eine Fotografie von Verwandten, die in New York lebten, erhalten und da war im Hintergrund so etwas zu sehen, von dem mein Vater sagte, dass das ein Fernsehgerät sei. Die etwas saloppe Ausdrucksweise „Fernseher“ kam erst sehr viel später auf. Aber weder in unserem Bekanntenkreis noch unter meinen Mitschülern hatte jemand so ein Gerät zu Hause.
So ging ich am Nachmittag voller Erwartung wieder in die Schule und begab mich in den Zeichensaal. Der Raum war schon ziemlich voll, so dass ich nur einen Platz in der hintersten Reihe ergattern konnte. Damit wir besser sehen konnten, was sich vorne abspielte, setzten wir uns auf die Zeichentische. Das wäre sonst nie erlaubt worden!
Vorne hatte ein Mann - es war keiner unserer Lehrer, sondern ein Fremder - ein Fernsehgerät erhöht aufgebaut. Es war aber nicht angestellt und man konnte deshalb auf der Mattscheibe nichts sehen. Der Redner erklärte dann zunächst sehr ausführlich, wie Fernsehen technisch funktioniere. Er fing beim Radar an. Dann malte er ein Strichmänchen auf die Tafel und erklärte, wie dies mit einem Strahl abgetastet werde, Zeile für Zeile. Auch erfuhren wir, dass das deutsche Fernsehen 625 Zeilen habe, das englische 800 und das französische nur 400 und dass ein besonderes Problem daher die Umsetzung dieser englischen Aufnahmen von der Krönung auf das deutsche System sei. Wie das gelöst wurde, habe ich aber wieder vergessen. Dann endlich und nach langer Vorrede schaltete der Redner das Gerät an. Es dauerte eine ganze Weile, bis ein Bild zu sehen war. Da ich so weit hinten saß und außerdem schon damals schlecht sehen konnte, konnte ich nur sehr wenig erkennen, aber immerhin die Kutsche, die sehr oft gezeigt wurde.
Für meine Eltern und die meisten unserer Bekannten blieb Fernsehen lange ein unerfüllbarer Traum. Immerhin hatte sich eine Tante nach dem Tode ihres Ehemannes 1957 ein Fernsehgerät angeschafft und bei den Spielen zur Fußballweltmeisterschaft 1958 radelten mein Vater und ich dort hin, um uns einige der Spiele anzusehen. Meine Eltern legten sich etwa Ende der 60er-Jahre ein Fernsehgerät zu. Wir selbst, unsere junge Familie, konnten damals an so etwas noch gar nicht denken. Erst waren Kinderwagen, Teppich und Möbel dran. Aber zu unserer Überraschung erhielten wir ebenfalls um 1968 rum einen alten Fernseher von einem Onkel meiner Ehefrau geschenkt als Dankeschön für die Steuererklärung, die ich für ihn gemacht hatte!

erstellt am 30.03.2007

 

Meine Kofferadios

Messie oder Sammlerleidenschaft?
von Fritz Schukat

Wenn man sich nicht von seinen alten Dingen trennen mag, dann pröhlt man sich zuerst mächtig zu und wenn man es dann gut macht, entsteht daraus vielleicht so etwas wie eine Sammlung. Ich habe schon über meine Uhren geschrieben, auch über die Rechen- und Schreibmaschinen, die ich mal hatte und zum Teil noch habe, ich sammle auch Briefmarken, habe stapelweise alte, interessante Illustrierte (Stern, Quick, Neue Revue etc.), 2 Meter Reader’s Digest, dann Peter Mosleitners interessantes Magazin „PM“ ab etwa 1993 m.U. in Standschubern, das bewegt sich ebenfalls schon auf die 2 Meter zu. Ich sammelte mal den deutschen Playboy, und zwar von der Erstausgabe September 1972 an bis Ende 1982 - nur ein Mal gelesen. Sie stecken in Verschlussschubern und lagen in die hinterste Ecke unserer Wohnung in Norderstedt – es war ja letztlich ein Platzproblem.
Kein Platzproblem hatte ich mit den amtlichen Monatsheften meines Dienstherrn. Die hatte ich komplett ab 1954 bis Ende 2000, auch die Betriebszeitung, die es etwa ab Mitte 1975, jetzt sogar in recyceltem Hochglanzpapier gibt. Beide Sammlungen konnte ich schon 1977 in meinem Büro in Hamburg unterbringen, zu Hause hätte das nicht mehr geklappt. Als ich dann pensioniert wurde, vererbte ich sie meinem Stellvertreter. Er wurde erst 1954 geboren und war begeistert von dem alten Zeugs!
Aber eigentlich wollte ich von meinem Radiotick erzählen. Der hat sich jedoch nicht zu einem weiteren Sammelgebiet gemausert, obwohl einige ältere Apparate schon längere Zeit eingemottet darauf warten, vielleicht doch vorzeitig einen Platz in einem Museum zu ergattern!
Meine Liebe zum Radio kam natürlich nicht aus heiterem Himmel. Es begann mit dem alten AGA, den meine Schwester Anfang der 1950er Jahre aus der Konkursmasse ihres letzten Arbeitgebers für geschuldeten Lohn erhalten hatte. Er hatte zwar noch kein UKW-Empfangsteil, aber einen leistungsfähige Kurzwellenempfänger, und ich ging gern mal auf Wellenjagd, was die anderen Familienangehörigen meist ziemlich nervte. Dann kam die Sturm- und Drangzeit, in der man zum Radiohören effektiv keine Zeit hatte, aber dann!
Die erste Wohnung bezogen wir im November 1962. Wir hatten gerade mal die Möbel für das Wohn- und das Schlafzimmer mit dem wenigen Ersparten, kleineren Krediten und dem Betrag aus der sog. Heiratserstattung der Rentenbeiträge der (Ex-) Frau begleichen können. Die Küche war Gott sei Dank bis auf den Kühlschrank eingebaut, da benötigten wir also nur noch die Töpfe, Geschirr und Besteck. Das erste eigene Radio kam etwas später dran. Unsere Möbel waren alle aus Palisander, aber irgendwie passte dieses eigentlich formschöne Radiogehäuse aus Teak nicht dazu. Deshalb verschwand der Apparat hinter der Gardine, wo er aber einem akustisch guten Platz hatte. Und dann war mein sehnlichster Wunsch ein Kofferradio, das ich ins Bad stellen wollte, damit man frühmorgens beim Waschen und Zähneputzen schon Nachrichten hören könnte. Doch dieser Wunsch war in absehbarer Zeit nicht erfüllbar, die Dinger waren einfach für mich zu teuer.
Im Herbst 1963 kam mein Freund, damals bereits Postoberinspektor, aus Düsseldorf dienstlich für eine Woche nach Berlin und wohnte während dieser Zeit bei uns. Er brachte sein Kofferradio - einen Braun - mit und deponierte es in unserem Bad, so dass wir, wie mir das immer vorschwebte, Nachrichten und Musik bei der Morgentoilette hören konnten. Das war wie Blutlecken! Als er wieder nach Hause fahren wollte, schwatzte meine damalige Frau ihm tatsächlich dieses Radio ab – das heißt, wir haben es ihm für einen weit geringeren Betrag abgekauft, als es gekostet hatte, und es war praktisch neu! Endlich war mein - unser Traum erfüllt. Das Radio war ein typischer „Braun“, ein funktionelles Gehäuse in hellgrau mit allem Drum und dran, natürlich mit UKW und einem Klang, der bei mir helles Entzücken verbreitete. Kassettenrekorder und Stereo hatte der Apparat noch nicht, das war damals zwar schon erfunden, wurde aber noch nicht in Kofferradios eingebaut.
Der Apparat blieb 1967 mit den Scheidungsmöbeln und dem s/w-Fernseher bei meiner Ex-Frau. Dafür nahm ich den großen Radioapparat, das Tonbandgerät und einen Standlautsprecher mit.
Die Kofferradios wurden immer kleiner, Grundig nannte seine Baureihe vom Anfang an Yachtboy mit entsprechenden Zusätzen. Diese Firma baute einen Riesenapparat im Tech- nik-Look, mit dem man Seitenbandsender, Polizeifunk und andere Wellen abgrasen konnte. Der war für meinen Geldbeutel natürlich zu groß. Aber dann bekam ich einen kleinen Weltempfänger, auch von Grundig, mit einer eingebauten Digitaluhr in schwarzem Design von meinem Freund „geborgt“. Mit dem 6 x gespaltenem Kurzwellenteil konnten wir auf „Malle“ deutsche Sender hören und waren in punkto Nachrichten immer etwas schneller als die anderen informiert. Er schenkte mir auch diesen Apparat. Danke Heinz! Ich hab ihn immer noch. Die Kontakte sind aber wohl korrodiert, deshalb bringt er nur noch UKW-Sender.
Den nächsten Kofferempfänger kaufte ich mir dann 1973 selbst. Es war ein Schaub-Lorenz, mit sattem Sound, aber auch nur mono und auch kein Kassettenteil. Er begleitete uns mehrmals in den Urlaub und stand dann lange Jahre in der Küche in Norderstedt. Schließlich wurde er eingemottet, weil es ein Batteriefresser war - er steht irgendwo bei uns heute noch rum und wartet auf einen Platz in einem Radiomuseum, aber dafür ist er wohl noch zu jung!
Ihm folgte Mitte 1976 ein Kofferradio in militärgrün, mit Kassettenteil und in Stereo! Mit ihm haben wir die ersten Geräusche unseres Juniors aufgenommen. Der feiert übrigens in den nächsten Tagen seinen 33. Geburtstag, fern von der Heimat in den Staaten. Er hat die Kassetten mitgenommen und mir vor ein paar Monaten mal einige digitalisierte Ausschnitte überspielt: besser als das Original, weil er Knackse, Aussetzer und den Netzbrumm weggefiltert hat, irre! Das Gerät aber ist wohl den Weg alles Irdischen gegangen – wir haben es nicht mehr.
Fast zur gleichen Zeit kaufte ich mir eine große Anlage, bei der alles flach war, die Isophon-Lautsprecher im Volumen etwa so groß wie Leitzordner, aber mit einem guten Klang. Das Radio war so groß wie ein etwas größerer Flachbettscanner und obwohl extrem flach, dennoch nicht Platz sparend. Ich verkaufte diese Anlage ziemlich schnell wieder, weil ich sie dann doch unpraktisch fand, aber vielleicht auch deshalb, weil ich kurz zuvor das Revox-Fieber bekommen hatte. ‚Revox über alles’ – das war eine Firma, die Spitzentonbandgeräte herstellte. Und die waren nicht nur toll in der Aufnahmequalität sondern auch im Design. Ich hatte das aktuelle Modell A 77, zu dem es dann im gleichen Design Verstärker und Empfänger gab, alles nebeneinander gestellt, ergab ein Bild von einer Anlage – wunderschön! Die Lautsprecher waren von der Firma Onkyo, formschöne 80 Watt Boxen, aber etwas zu klein für meine Anlage. Ich musste sie allerdings schon nach etwa 5 Jahren entsorgen, weil die Aufhängung der Basslautsprecher langsam irreparabel zerbröselte. Ein Jammer, denn die Gehäuse waren eigentlich noch zu schön zum Wegwerfen. Ich kaufte mir dann in Hamburg zwei Standlautsprecher, die sogar noch den Umzug nach Lentföhrden mitmachten, aber sie waren längst aussortiert und schlummerten zuvor schön verpackt im Keller. Ich habe sie nach dem Umzug verschenkt, aber ich glaube, der Beschenkte hat sie dann seinerseits entsorgt – Schwamm drüber.
Die Revox-Anlage verschenkte ich schließlich ebenfalls, weil sie nach 10-12 Jahren auch schon Alterserscheinungen hatte. Das war zu der Zeit, als ich mir den ersten Heim-Computer leistete, den mir aber dann mein Sohn abschwatzte. Als Belohnung für den abgeschriebenen Computer kaufte ich mir dann eine Panasonic-Komponentenanlage, also einen Receiver, so heißen die Geräte, in denen Tuner und der Verstärker in einem Apparat vereint sind, in der gleichen Größe dann den CD-Player und einen Kassettenrekorder mit 2 Abspielteilen, brauchte man damals zum Schnellkopieren von Kassetten. Und weil wir inzwischen weiße Möbel hatten, kamen 2 Kompaktlautsprecher im weißen Gehäuse dazu. Diese Anlage existiert heute noch. Sie hat aber im Wintergarten mehr eine schmückende Funktion, weil ich nur noch im Bad und in der Küche Radio höre, NDR-Info, versteht sich. Die Spartensender, die sich auf die 1980er-Jahre oder früher oder auf deutsche Schlager spezialisiert haben, kann ich einfach nicht mehr hören, weil da täglich die gleiche nein, dieselbe Musik zu hören ist. Radiohören war früher genussvoller.
In der Küche steht übrigens mein „Bose“, das ist eines der eindrucksvollsten Radios, die ich kenne. Ich hab es von meiner Frau zum 60. Geburtstag bekommen. Es sieht auch so aus wie ein Küchenradio, hat aber ein Paar Speziallautsprecher auf Trompetenbasis, die ihm einen Klang geben, als wenn man eine Riesenanlage dort stehen hat. Wenn er ordentlich aufgedreht wird, fragt man sich, wo stehen die Lautsprecherboxen – es ist beeindruckend. Aber man kann damit auch ganz zivil Musik und Nachrichten hören!
Seit wir nach Lentföhrden gezogen sind, steht fast in jedem Zimmer unseres Hauses ein Radio, diese kleinen, die man heute zum Teil für 10-15 Euro bekommt. In den beiden Badezimmern, bei Michael, damit er die Bundesliga hören kann, wenn er am Wochenende mal bei uns ist und im Gästeklo. In der Küche der Einliegerwohnung steht natürlich auch ein Radio, sogar eines mit einem Kassettenteil, haben wir von Schwiegermutter geerbt. Weil sie 1988 starb, muss es mindestens ein Vierteljahrhundert alt sein! Auch im Gästezimmer steht ein Kofferradio, da kann man die Lautsprecher an der Seite abnehmen, sieht dann cool aus, wie eine Komponentenanlage. Und auf meinem Nachtisch steht auch so ein kleines Ding, damit ich etwas Unterhaltung habe, wenn ich wieder mal – wie das leider öfter vorkommt – mit „meiner Hexe“ brach liege.
Vergessen habe ich noch einen Röhrenapparat von Philips, eine Philetta, ein ganz süßes Apparätchen, das ich bei einer Wohnungsauflösung 1971 abstaubte und - ganz wichtig – meinen Sony-Weltempfänger, den ich mir kaufte, um bei unseren Amerika-Urlauben die Deutsche Welle zu hören, speziell die Bundesligaergebnisse, denn unser älteste Sohn, den wir meistens mitgenommen haben, ist Bayern-Fan. Für ihn war und ist es immer wichtig, wie sein Lieblingsverein gespielt hat. Ein paar witzige Mini-Empfänger fliegen hier auch noch herum, die man aber nur mit Kopfhörer betreiben kann. Da gab es z.B. einen zum mp3-Player dazu, einer steckt sogar in einem Kugelschreiber und ein anderer in einer Taschenlampe – oder andersrum. Die Philetta haben wir nicht mehr, sie stand zuletzt bei meinem Ex-Schwager im Keller und machte Musik, wenn er dort bastelt.
Eigentlich wollte ich die Apparate, die hier aktiv sind und die, die irgendwo eingemottet herumstehen, mal auflisten. Das ist wohl jetzt nicht mehr nötig. Aber einen Wunsch habe ich trotzdem noch, nachdem ich mitbekommen habe, dass sich im Internet ca. 15.000 Sender tummeln. Ich werde mir noch einen internetfähigen Radioempfänger anschaffen, um nochmals wie früher auf Wellenjagd zu gehen, per WLAN. Ich weiß, dass das funktioniert, wenn man einen Internetanschluss hat, aber wie – doch wenn es klappt, ist mir dieses „wie“ wurscht!

erstellt im September 2009