Unsere Erlebnisse

Erlebnisse auf dieser Seite

Telefon - gestern und heute von Uwe Neveling
Das erste Telefon von Edith Kollecker
Mein Weg mit dem Telefon von Annemarie Lemster

 

Telefon - gestern und heute

von Uwe Neveling

Ich bin ohne Telefon aufgewachsen. Wir hatten keins. Erst Ende der fünfziger Jahre erhielten wir ein Telefon. Ich musste mich aber schon einige Jahre früher mit dieser Kommunikationstechnik beschäftigen. Als Lehrling durfte ich gelegentlich telefonieren. Für mich bestand das Telefon aus einer Wählscheibe, einer Gabel und einem Hör-Sprech-Element. Oftmals rauschte es in den Leitungen; die Sprachqualität war nicht sonderlich gut. Was sich sonst dahinter an Technik verbarg, interessierte mich nicht. Die Funktechnik fesselte meine Freunde und mich damals viel mehr. Die Funkwellen wurden mit Antennen eingefangen. Mit Hilfe von Detektorgeräten, in denen geheimnisvolle Kristalle eingebaut waren, konnten wir Nachrichten und Musik empfangen. Das war spannend und nicht so langweilig wie die am Draht hängenden Telefone. Rauschende Nebengeräusche störten uns dabei nicht.

Das änderte sich im Laufe der Jahre. Heute haben wir es mit einer ausgezeichneten Sprachqualität zu tun. Wir kennen den Unterschied zwischen analogen und digitalen Telefonen. Die Geräte werden drahtlos betrieben, es gibt die Wahlwiederholung, Rufum- und Rufweiterleitung, man kann während des Gespräches anklopfen oder einen weiteren Teilnehmer anrufen. Man kann Gespräche speichern oder den Anrufenden mit Nummer, Name, Datum und Uhrzeit in einer Anrufliste festhalten. Es gibt unendlich viele Funktionen rund um das Telefon.

Vieles kann man privat gar nicht nutzen. Abgespeckte Telefone gibt es nicht. Die Produktionskosten geben das nicht her. Dafür gibt es umfangreiche Gebrauchsanweisungen, die von Fachleuten für Fachleute geschrieben worden sind. Wir verstehen vieles nicht und freuen uns, wenn ein einfaches Telefongespräch zustande kommt. Schließlich wollen wir kommunizieren und nicht mit Fachleuten konkurrieren.

erstellt am 17.06.2010

 

Das erste Telefon

von Edith Kollecker

Als wir 1963 in unser neues Haus in der Schwartmoorallee in Quickborn-Heide einzogen, waren wir eine der ersten Familien, die sich dort ansiedelten. Es war noch keine befestigte Straße vorhanden, und unser Haus war auch noch nicht fertig. Doch mit etwas Einschränkung machten wir es uns schon mal wohngerecht. Dann wurde peu à peu ein Zimmer nach dem anderen fertiggestellt. Auch meinen Eltern hatten wir ein Zimmer eingerichtet.
An ein Telefon hatten wir bis dahin keinen Gedanken verschwendet. Wir hatten so lange kein Telefon besessen, also brauchten wir auch jetzt keines. Das Geld für diese Anlage wurde für andere, wichtigere Sachen gebraucht. Zur Not konnte man bei dem Kaufmann Kretschmer telefonieren oder bei der Familie Lendofski, die am Ende der Straße wohnte. Es wurde dann doch etwas beschwerlich, falls einer in der Familie krank wurde, oder so wie am 30. Dezember 1964, als unsere Tochter geboren werden sollte.
Um 6:00 Uhr früh konnte ich weder bei dem einen, noch dem anderen nach einem Taxi telefonieren. Unter großen Mühen schaffte ich es gerade noch, bei der uns gegenüber wohnenden Nachbarin, Oma Wiekhorst, zu klingeln. Dank ihrer Erfahrung und der resoluten Eingebung, weckte sie ihren Sohn, der zurzeit auf Urlaub von der Bundeswehr zu Hause war. Trotz Eis und viel Schnee und einem angefahrenen Hund, brachten mich beide gesund ins Heidberg-Krankenhaus nach Langenhorn. Etwa zwei Stunden später legte mir die Schwester meine Tochter Martina in den Arm.
Obwohl das Thema Telefon jetzt akut war, dauerte es noch einige Zeit, bis es bei uns einen Platz gefunden hatte.

gespeichert 07.05.2011

 

Mein Weg mit dem Telefon

von Annemarie Lemster

Es muss um 1950 gewesen sein, genau weiß ich die Jahreszahl nicht mehr, als meine Oma mich bat, sie „auf die Post“ zu begleiten. Ich war damals um die 12 Jahre alt und da ich meine Oma sehr geliebt habe, sagte ich freudig zu. Unterwegs erzählte sie mir, sie müsse dringend ihren Bruder in Algermissen anrufen. Nun lag Algermissen nicht am Nordpol sondern nur etwa 50 km von Sarstedt entfernt, aber zur damaligen Zeit war es schon eine große Entfernung. Irgendwie war ich stolz. Ich durfte meine Oma zum Telefonieren begleiten. Welch eine Sensation in meinem Leben! In meinem Bekanntenkreis hatte keiner ein Telefon zu Haus, man ging immer „auf die Post“, und telefoniert wurde nur in den dringendsten Fällen.
Also ging ich mit Oma in der Post an einen Schalter. Dem Beamte sagte sie: „Ich muss meinen Bruder anrufen, der wohnt in Algermissen“. „Der Name Ihres Bruders?“, an die weitere Unterhaltung kann ich mich nicht mehr erinnern. Meine Aufmerksamkeit galt schon den Telefonzellen an der Rückwand der Halle. Es waren drei aus dunklem Holz und in der Tür war eine längliche Scheibe. Neben den Zellen stand eine Holzbank, auf dieser saßen zwei Leute. Oma kam zu mir und wir setzten uns auch auf diese Bank. Oma meinte, wir müssen warten, bis es klingelt. Irgendwie war Oma etwas anders als sonst. Heute glaube ich, sie war aufgeregt, denn oft hat Oma in ihrem Leben bestimmt nicht telefoniert. Ihr Bruder war damals schon etwas fortschrittlicher, nicht nur, dass auf seiner Diele eine Eule saß, nein dort stand auch schon ein Telefon. Es klingelte und Oma ging in die Zelle zum Telefonieren. Oma hat mich bestimmt nur mitgenommen, weil sie nicht allein gehen wollte.
Ein paar Jahre später - es muss Mitte der 1960er Jahre gewesen sein, ich hatte schon drei Kinder - war eines meiner Kinder aus einem doppelstöckigen Bett gefallen und lag nun besinnungslos auf der Erde. Es gab in der Siedlung, in der wir wohnten, nur ein Telefon und dort war keiner zu Haus. So musste ich 500 m weit zur nächsten Telefonzelle laufen, um nach einem Arzt zu telefonieren. Meinem Sohn ging es bald gut, aber der Gedanke, wir brauchen ein Telefon, kam mir immer öfter. Da mein Mann beruflich sehr viel von zu Haus fort war, beschlossen wir 1965, ein Telefon muss her. Wir wohnten inzwischen in einer kleineren Siedlung und dort waren wir die ersten, die ein Telefon besaßen. Meine Schwester und meine Mutter fanden es damals nicht in Ordnung. Es kamen Sätze wie: „Ihr hättet doch bestimmt andere Sachen nötiger gehabt!“, oder „...musste das sein?“. Wir hatten aber schnell erkannt, es musste sein. Inzwischen hatten wir vier Kinder und ich war immer noch sehr viel allein.
Etliche Zeit später hörten wir von Telefonen, die schnurlos waren. Welch ein Fortschritt. Das Handy war geboren. „Nein, das brauchen wir nicht! Wir sind einfache Leute, wir können immer von zu Haus telefonieren“.
Ein paar Jahre vergingen und unsere Kinder, die schon lange aus dem Haus sind und selbst schon Kinder haben, präsentierten uns ihre Handys. Ich dachte an meine Mutter und verbiss mir so manche Bemerkung. Wiiiiir brauchen nicht immer erreichbar zu sein. Und überhaupt, ein Handy, nein, das brauchen wir nun wirklich nicht!
Nach einem Erlebnis, das meine Schwester auf der Autobahn hatte, beschlossen wir, ein Handy muss doch sein. Wir sind sehr viel mit dem Auto unterwegs und da kann es mal sehr wichtig sein. Inzwischen haben wir jeder ein Handy, im Haus gibt es eine Telefonanlage, so kann man von jeder Etage aus telefonieren.
Welch ein Fortschritt in nur 50 Jahren.
erstellt am 02.02.2005