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Bundesliga von Fritz Schukat
Sport von Uwe Neveling
Bundesliga
von Fritz Schukat erstellt am 3. März 2014
Ein deutscher Mann muss sich einfach für Fußball interessieren. Er muss was von der Bundesliga verstehen und zu einem von den 18 Clubs ein besonderes Verhältnis haben. Als Bayern-Fan muss man nicht in München wohnen und man muss auch nicht als Bewohner der Metropolregion Hamburg dem HSV die Daumen drücken, weil er zum wievielten Male auf einem der drei Abstiegsplätze in der Tabelle angelangt ist. Aber wer mitreden will, muss wissen, wie der BVB gespielt hat und wo Werder, Wolfsburg und die alte Dame Hertha rumdümpeln, außerdem muss er auch wissen, wer die Clubberer sind. Jogi und Pep sind für ihn Begriffe und er weiß auch, wie viele Punkte man für ein gewonnenes Match bekommt. Er muss aber nicht unbedingt verständlich erklären können, was „Abseits“ bedeutet.
Um es gleich vorweg einzugestehen, ich war nie und bin auch heute kein Fußball-Fan, habe keinen Lieblingsclub und habe auch keine Schwierigkeiten, mich vor aller Welt zu outen. Aber ich habe mir ein solides Halbwissen über die jeweils aktuelle Bundesliga angeeignet, so dass ich auch mitreden kann, wenn es denn mal zu sowas ähnlichem wie einem Stammtischgespräch kommt.
Die Bundesliga in der heute bekannten Form besteht seit Anfang der 1960er Jahre. Ich wohnte damals noch in Berlin und erlebte die Gründerjahre. Wenn ich mich richtig erinnere, sind die Tabellenführer der Oberligen der einzelnen Länder, u.a. natürlich auch der Berliner Stadtliga automatisch Mitglied der ersten Bundesligaformation geworden. In Berlin war das wohl die alte Dame Hertha und auch Tasmania 1900 spielte noch eine wichtige Rolle. Tennis-Borussia war in der nachmaligen Hauptstadt - damals noch schnöde als Westberlin bezeichnet - merkwürdigerweise der Schickimicki-Verein. Alle stadtbekannten Größen gehörten ihm an oder unterstützten ihn in irgendeiner Form. Der Verein konnte sich so manches leisten, nur eine stadtligataugliche Mannschaft hatte er nicht. „TeBe“ konnte in dieser Zeit nicht einmal ernsthaft an die erste Bundesliga denken, denn zu dieser Zeit dümpelten sie noch in der 2. Stadtliga rum.
Als älterer Twen kannte ich nur die Vereinsnamen. Was die auf den Plätzen machten, war mir weitgehendst unbekannt, ich wusste nur, dass die Mannschaft gewann, der es gelang, die meisten Tore zu schießen.
Als junger Ehemann mit dem Fußball spielenden Bruder seiner Frau verschwägert, ließ ich mich eines Sonntags Mitte der 1960er Jahre mal zu einem Spiel des Spandauer SV gegen TeBe mitnehmen. Das Spiel fand auf einem Platz nahe dem Funkturm im Berliner Westend statt. Etwas Langweiligeres hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Es gab keine Sitzplätze, die Zuschauer standen in Grüppchen auf den meterbreiten Stufen und unterhielten sich über alles andere als über Fußball. Nur gelegentlich, wenn es unruhig wurde, drehte man sich um und feuerte seine Mannschaft an. Merkwürdigerweise hatten die Spandauer mehr vom Spiel und schon meuterten die Zuschauer und trauten dieser Mannschaft sogar Bundesligatauglichkeit zu. Das war mein erster Kontakt mit dem Fußball. Dem folgten lange Jahre der Abstinenz, bis 1974, als die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen wurde. Wir wohnten damals in der Nähe von Mainz.
Natürlich war es Pflicht, sich die Spiele der Deutschen Nationalmannschaft anzusehen, also auch das Endspiel zwischen den Niederlanden und Deutschland. Die Holländer waren gut und fingen mit einem furiosen Ballwechsel an. Die Deutschen sahen keine Sonne und mir ging die Fummelei auf den Wecker. Als dann auch noch nach knapp zwei Minuten das erste Tor für die Oranjes fiel und der Ausgleich sehr lange auf sich warten ließ, schnappte ich mir unseren Michael und das Nachbarkind und wir gingen spazieren. Unser Moppel, ein VW-Käfer mit Schiebedach, stand am Straßen-rand und winkte uns zu, also: rin in die Büchse und los ging die Fahrt. Die Straßen waren wie leergefegt, wir fuhren auch mal über Feldwege, bis wir oberhalb von Nierstein den Altvater Rhein sahen. Es war ein Sonntag kurz vor sechs Uhr abends, als mit einem Male die Rheinschiffe unten im Hafen der kleinen Stadt ununterbrochen Signale gaben und Autos hupten, vereinzelt waren sogar Böllerschüsse zu hören. Meine siebenjährigen Kinder wunderten sich über den Radau und Vater erklärte mit vor Rührung zittriger Stimme, „...eben ist Deutschland wieder Fußballweltmeister geworden!“
Die Spannung war vorbei und wir fuhren gelassen ohne Eile die paar Kilometerchen zurück nach Hause und wurden von meiner Frau fröhlich mit einer Flasche Sekt begrüßt, „weil wir Weltmeister geworden sind!“
1978 sind wir nach Norderstedt gezogen und glaubten, dass unser Michael Fan vom HSV werden würde, weil die Mannschaft ab und zu „am Ochsenzoll“ trainierte. Der Platz liegt auf Norderstedter Gebiet, und war von uns sogar zu Fuß zu erreichen. Deshalb machte sich meine Frau mit dem Sohn auf, um den Einmarsch der Gladiatoren mal mitzuerleben. Die Spieler stiegen aus dem Mannschaftsbus aus, bahnten sich ihren Weg durch die kleinen und großen Bewunderer, lümmelten sogar einige um und kümmerten sich nicht die Bohne um Autogrammwünsche. Das regte unseren 12-jährigen Sohn so auf, dass er bockig wurde und lauthals erklärte, dann bin ich ab sofort Bayern-Fan. Das ist er heute noch!
Wir hören jeden Samstagnachmittag im Radio die Kurzreportagen über die Bundesligaspiele, ärgern uns und Michael über Bayern, freuen uns aber diebisch über die Misserfolge des HSV - als späte Rache für den damaligen Rüpelaufmarsches am Ochsenzoll.
Aber ehrlich, dass sie absteigen, wünsche ich ihnen allerdings nicht!
Sport
von Uwe Neveling erstellt 17.06.2012
Ich interessierte mich schon in ganz jungen Jahren für die Olympischen Spiele. Für einen Fünfjährigen war das eigentlich ungewöhnlich. Ich erinnere mich noch, wie mein Interesse für den Sport geweckt wurde. Und das kam so. Die Griechen, die diese Wettkämpfe erfunden hatten, spielten dabei keine Rolle. Die kannte ich damals gar nicht. Und ich wollte sie auch nicht kennenlernen. Entscheidend waren für mich Bilder, die die Olympioniken in Kampf- und Siegerpose zeigten.
Die Bilder fand ich in großformatigen, schwergewichtigen mit blauen Buchdeckeln eingebundenen Alben der Spiele von 1936. Die hatte meine Mutter in den Kriegsjahren von Evakuierungsort zu Evakuierungsort als Postsendung nachkommen lassen. Die gab sie mir zum Anschauen. Später, als ich schon etwas lesen konnte, habe ich die Bildunterschriften Buchstabe für Buchstabe entschlüsselt. Es war kein flüssiges Lesen. Anfänglich verstand ich den Text auch gar nicht. Das änderte sich aber im Laufe der Jahre.
Besonders spannend fand ich die Winterspiele. Es war doch erstaunlich, dass ein Mensch von einer Sprungschanze sechzig Meter weit fliegen konnte. Auch die Bobrennen faszinierten mich. Im Nachhinein betrachtet, waren es doch wohl mehr die Briefmarken mit Bobmotiven, die in den Alben abgedruckt waren. Die deutschen Bobfahrer waren damals sieglos geblieben. Ihr Gefährt hatte die Bahn verlassen. Bei den Sommerspielen waren es die Laufdisziplinen, die mich fesselten. Auch Boxen fand ich gut.
Wenn ich es recht bedenke, konnte ich mit den Sportarten etwas anfangen, die ich in jungen Jahren ausüben konnte. Dazu zählten als Ersatz für den Bob der Rodelschlitten, für das Skispringen waren es kleine Ski-Hüpfer von einem kleinen angedeuteten Ski-Hügel und laufen konnte ich schon als Kleinkind sehr früh. Ich prügelte mich gelegentlich auch, Boxen konnte daher diese Vorliebe unterstützen. Zu Höchstleistungen brachte ich es aber in keiner Disziplin. Das war für meine Mutter auch nicht so wichtig. Mein Vater hätte sich wahrscheinlich anders verhalten. Er hätte aus mir eine Sportkanone gemacht. Doch den Vater gab es nicht mehr. Er war 1941 im Krieg geblieben.
Meine Mutter war um meine Gesundheit sehr besorgt. Gesundheit und Bewegung verschmolz sie zu einer Einheit. Denn Sport ist Bewegung, die gut für die Muskulatur ist, das Gleichgewicht stabilisiert und für geistige Frische sorgt. Erst viel später brachte ich es im Fußball, im Tennis und als Kanute zu durchaus ansprechenden Leistungen.
Ich vergesse aber nie, dass ich durch die Alben einer Zigarettenfirma meinen Weg in den Sport gefunden habe. Ich habe dabei aber nie übertrieben. Sport war und ist für mich die schönste Nebensache der Welt.