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Ein Ritter vor der Waldschule Erzählt von Hans Meier
Worte, Werbung, Wirkung von Jürgen Hühnke
Kanzler oder Kanzlerin von Fritz Schukat

 

Ein Ritter vor der Waldschule

Der Ritter Höhe Kiefernweg - Ulzburger Landstraße

Erzählt von Hans Meier erstellt am 22.08.2006

Es war 1964 in der Quickborner - Heide, als sich ein Schauspiel besonderer Art in der Ulzburger Landstraße bot. Ein Ritter mit langer Lanze ritt auf einem Schimmel in Richtung Waldschule. Ein amerikanisches Cabriolet fuhr nebenher, eine Kamera mit Dreibein stand auf den Rücksitz des Ami-Schlittens. Der Kameramann wird wohl seine Mühe gehabt haben, während der Fahrt den Reiter sauber in den Kasten zu kriegen.
Hier wurde ein Waschmittel-Werbespot gedreht, die Firma Ajax war der Auftraggeber. Einige Szenen wurden auch in der Nord-Heide gedreht. So sah man später im abendlichen Schwarz/Weiß Fernsehprogramm einen Ritter durch die Lande ziehen, der schmutzige Kinderhemden im Vorbeireiten mit seiner langen weißen Lanze zu berühren schien, ein Blitz ging über den Bildschirm und - zack - hatten Kinder, Köche und Hausfrauen strahlend weiße T.Shirts, Schürzen und Hemden an. Während dessen wurde gesungen.

"Das Neue Ajax - Vollwaschmittel ist stärker als Schmutz"

Eine geplagte Hausfrau erschien in der Geschichte auf dem Bildschirm, mit ihrem voll beladenen Wäschekorb in den Keller gehend; während sie ihn neben der Waschmaschine abstellte, redete sie von ihren drei Kindern und dass da viel Wäsche anfalle, und zeigte den Zuschauern die kleinen bunten Körner im Dosierbecher, die die Kraft hätten, den strahlenden Glanz in die Wäsche zu zaubern. Danach kam wieder der Ritter, der durch die Quickborner - Heide ritt, um sein Können nochmals zu demonstrieren. Dabei wurde gesprochen

„Ajax - Vollwaschmittel
entfesselt das Weiß, ermuntert das Bunt"


Zum Schluss gab es noch mal die Packung im Bild zusehen.

„Ajax, Vollwaschmittel - schaumkontrolliert“

Ein weißer Ritter im Galopp zierte die Frontseite. Damit war der einminütige Spot schließlich zu Ende.
Ausgerechnet vor der Waldschule machte das Werbeteam eine Drehunterbrechung. Dies blieb natürlich nicht unbemerkt, denn die gegenüberliegende Schule hatte gerade Pause, und viele Kinder kamen staunend heran. Ein echter Ritter, dessen Rüstung in der Sonne strahlte, erstaunte nicht nur die Kleinen, Erwachsene ging es wahrscheinlich nicht anders! Diese unverhoffte Augenweide wurde nur ein bisschen von der Zurechtweisung gedämpft, dass die abgelegte Rüstung nicht berührt werden dürfe. Und überhaupt: so etwas hatten sie noch nie gesehen, und vergaßen ganz dabei, dass ihre Pause längst zu Ende war. Zu dem Zeitpunkt hatte eine Lehrerin gerade hohen Besuch aus Kiel. Als die Pädagogin mit diesem in ihre Klasse eintrat, befand sie sich unversehens in Erklärungsnot. Wo waren die Kinder, wenn sie auch nicht auf dem Pausenhof zu sehen waren? Natürlich wurde nachher mit den Kindern ein ernstes Wörtchen gesprochen.

 

Worte, Werbung, Wirkung

von Jürgen Hühnke

Wenn man sich fragt, welchen Werbesprüchen man im Leben begegnete, so ist man alsbald geneigt, den Erinnerungen auch eine Ordnung zu geben. Zu den ältesten Reklamen gehört der Aufdruck auf den Tüten der Gemüsehändler "Esst mehr Früchte, und Ihr bleibt gesund!" Das war origineller als der Versuch von GUTSHOF- EI, die Eierverpackungen mit einer Aufschrift zu versehen, die große Erfolge bei der Dressur von Hühnern suggeriert: „Eier - selbst verpackt".
Noch älter als der Aufdruck auf den Grünhökertüten ist das Marketing mittels vor- und rückwärts zu lesender Artikelnamen, wie ATA oder IMI, die, auf die Glastür des Tante-Emma-Ladens gemalt, von innen wie von außen lesbar waren. Spätere Namen wie der des Waschmittels OMO oder des Fruchtgummis MAOAM nützten zwar denselben Effekt, kamen aber für Tante Emma zu spät.
Neben Markenartikelnamen, die anfangs auf emaillierten Blechschildern von Bahnhöfen und, auf dem Lande, von weithin sichtbaren Häuserwänden prangten, kam früh auch das Logo. Weit vor dem HB-Männchen gab es das von DARMOL: ein Mann mit Filzpantoffeln, Hemd und Nachtmütze trug eine Kerze vor sich her, um für ein Laxans zu werben. Zu den frühen Werbemitteln gehörte der Reim:

„Schreibste mir, schreibste ihr -
schreibste auf MK-Papier!"

„Einer ruft´s dem andern zu:
„ELSNER - Schuh, ELSNER - Schuh!"

„O, wie schimpft der Opapa-
Oma hat kein PAECH-Brot da!"

Für den ehemaligen Ossi-Artikel SPEE wird noch heute mit primitiven Versen geworben, obwohl auch in der Literatur das Reimen nicht mehr „in“ ist. Wo kein Reim verwendet wird, blieb lange die rhythmische Gestaltung üblich: „Sind's die Augen, geh zu Ruhnke!“ - „...und läuft und läuft und läuft!" (VW) - „Nicht trocken feiern - Trocken trinken!“ (Henkell).
Viele Slogans brachten es zum beliebigen, nicht immer politisch korrekten Gebrauch: „Bauknecht weiß, was Frauen wünschen“ –„Dann klappt´s auch mit dem Nachbarn."
In aller Munde sind Werbesprüche aber erst seit den 1960er/70er Jahren, als das Fernsehen Einzug in die Wohnzimmer hielt. Damals war vor allem ungenierte Tabak- und Weinbrand-Werbung angesagt: „Darauf einen Dujardin!“ oder: „Wer wird denn gleich in die Luft gehen. Greife lieber zur HB.“ Man sagte aber nicht mehr: „Wenn einem also Gutes widerfährt, das ist schon einen ASBACH-URALT wert.“ Vielmehr sagte man, wenn ein Witz zum wiederholten Male erzählt wurde: „Der ist ja Asbach!“
Spaßig kann es werden, wenn mehrere Reklamen nebeneinander die Litfassäule zieren. 1961, als Adenauer es schon wieder einmal und immer noch wissen wollte, sah ich neben seinem Bild: „Mach mal Pause. Trink Coca-Cola!“ Er hielt sich nicht dran.
Die ersten laufenden Werbebilder brachte selbstverständlich das Kino, wo im Vorprogramm außer Natur-, Tier- und Zeichentrickfilmen Werbespots abliefen. Aus den 1950er Jahren, als die Männerhaare pomadisiert wurden, ist mir die Bryllcreme - Reklame erinnerlich, bei der ein Jüngling vom Dreimeterbrett ins Becken jumpt, durch Rückwärtslauf des Films wieder zurückgebracht wird und brüllt: „Ich hab mein Bryllcreme vergessen!"
erstellt am 22.04.2004

 

Kanzler oder Kanzlerin

von Fritz Schukat

Nachdem sich bereits Verfassungsrechtler mit der Frage befasst haben, ob es staatsrechtlich eine „Kanzlerin“ überhaupt geben könne, diese Amtsbezeichnung gäbe das Grundgesetz ja nicht her, wird immer deutlicher, dass die Reform der Deutschen Rechtschreibung sich nicht nur mit dem originären Regelwerk sondern auch mit den spontanen Neubildungen befassen muss. Man muss nicht nur dem Volk aufs Maul schauen sondern auch den Werbefachleuten, auch die suchen ständig neue Gags, bilden Wörter um und erfinden werbewirksame, deutsch klingende Eigenschafts- und Tätigkeits- und Hauptwörter, ganz zu schweigen von den anglifiziert klingenden, die mit dem Deutschen nichts zu tun haben. Manche verschwinden wie sie gekommen sind, manche bleiben aber, schummeln sich in unsere Umgangssprache ein und wir merken es kaum noch. Klassische Beispiele sind hier u.a. der Leitzordner, das Einweckglas und der Persilschein aber auch schon das Xerografieren und das HB-Männchen. Glauben wir der jüngsten Werbung, dann sind Plastikflaschen „unkaputtbar“ oder es ist „alles Müller oder was?“ Aber es gibt noch viele Fragen, die noch geklärt werden müssen. Dazu gehört die uralte Frage, warum man - meistens jedenfalls - auch zu einer männlichen Katze Katze sagt und nicht Kater. Im Gegenzug müsste man dann nämlich auch fragen, wieso ist eine weibliche Katze keine Katerin? Es gibt da eine Reihe von Tieren, deren weiblicher oder gar männlicher Name keinen Eingang in die Umgangssprache gefunden hat. Das liegt natürlich auch daran, dass man bei den meisten Tieren sowieso nicht erkennen kann, ob es sich eben um einen weiblichen oder männlichen Vertreter dieser Gattung handelt. Die männlichen Formen führen dann eine untergeordnete Rolle, denn meistens sind in der Umgangssprache die weiblichen Formen gebräuchlich, also die Ente, die Taube, die Gans, deren männliche Vertreter werden manchmal durch das Anhängen eines „... richs“ benannt, also Enterich, Täuberich, Gänserich, man sagt aber nicht, Ameiserich oder Katzerich. Seltener ist dies bei den Tieren, die man landläufig männlich benennt, der Affe, der Bär, der Lurch, der Pfau, hier hilft man sich manchmal durch das Anhängen eines einfachen"... in". Ist das nicht immer befriedigend, hilft man sich dann mit Weibchen oder bei Vögeln mit Henne. Noch seltener gibt es Tierbezeichnungen, für die sich keine weibliche Form bilden lässt, meist sind dies Tiere, die sächlich bezeichnet werden, wie das Känguru, das Kamel, das Llama, das Kaninchen oder auch das Pferd. Doch die Bildung der männlichen bzw. weiblichen Form bei Pferden ist eine bemerkenswerte Ausnahme. Eine Pferdin gibt es nicht, aber eine Stute - ist die männliche Form dann der Stuterich? Mitnichten, es ist der Hengst und wieso gibt es dann keine Hengstin? Das ist nur die Spitze des Eisberges. Ganz mies sind auch die vielen anderen Tiere dran, ich zähle einfach mal auf: Stier, Fisch, Wal, Eber, Sau, Hahn, Hase, Stut, Delf. Bildet man die männliche oder weibliche Gegenform, kommen folgende ungebräuchliche Worte heraus wie z.B. Stierin, Fischin, Walin, Sauin, Hähnin, Häsin, Stutin oder Delfin. Wir wissen es meist besser oder glauben es einfach. Aber wie bringt man das dem zweifelnden oder verzweifelnden oder gar verzweifelten Amerikaner bei, der mich neulich fragte, ob eine Mottenkugel eine Motte in Kugelform oder eine Kugel in Mottenform sei?

erstellt am 25.11.2005