Erlebnisse auf dieser Seite
Was morgen geschah von Fritz Schukat
Technik, oder was man dafür hält von Uwe Neveling
Fotoalbum von Uwe Neveling
Von der Telefonzelle zum Handy von Ingrid von Husen
Bewegte Bilder von Fritz Schukat
Ist das alles schon Schrott? von Fritz Schukat
Onkel Henri von Uwe Neveling
Was morgen geschah
von Fritz Schukat erstellt am 7. Februar 2014
Das war der Titel eines amerikanischen Filmes, den wir in Berlin den ersten Nachkriegsmonaten zu sehen bekamen. Es war ein phantastischer Film, den ich mir mindestens 3 Mal angesehen habe. Der Reporter einer kleinen Zeitung kam nie an die wirklich guten Themen ran. Darüber sprach er mit einem seltsamen Alten, der ihm wie eine gütige Fee die Gabe schenkte, in die Zukunft zu sehen. Von da an wusste er schon, wo und wann etwas geschehen würde, worüber er als erster schreiben konnte. Wie das in Filmen dieser Art ist, wo jemand in die Zukunft oder in die Vergangenheit gehen kann, muss sich der Regisseur mit Paradoxien auseinandersetzen. So auch hier, der Reporter sieht seinen eigenen Tod.
Wie der Film ausgeht, weiß ich nicht mehr, ich gebe auch zu, dass ich nur noch ganz wenige Erinnerungen an diesen Film hatte,weshalb ich eine kurze Inhaltsbeschreibung in einer Filmothek nachgelesen habe.
Warum ich mich dennoch an diesen Film erinnerte, das war der ausgefallene Titel, denn trotz der meistens tumben Auswälzung kleiner märchenhaften Stories ist es ja gar nicht ausgeschlossen, Entwicklungen vorauszusehen, die in nächster Zeit eintreten können. Wenn Jules Verne den Flug zum Mond vorausgesehen hat, so war das sicherlich zum Gutteil reine Phantasie. Aber es gibt seit langen Jahren die Zukunftsforscher, die Informationen aus der Industrie gewissermaßen hochrechnen, um vorauszusagen, was in den nächsten Jahren auf uns noch zukommen wird.
Zu dieser Sippe gehörte auch die Mutter unserer Nachbarin, die uns Kinder etwa 1939/40 dabei beobachtete, als wir versuchten, in ein Radio von hinten hineinzugucken, um den Sprecher bzw. das Orchester zu sehen, von denen wir die Stimmen und Instrumente hörten. Weil sie gut beobachtete, stellte sie auch gleich die richtigen Fragen und hatte die passenden Erklärungen parat. Die Stimmen und Töne kommen von weit her, fliegen durch die Luft und werden in dem Apparat hörbar gemacht, Menschen säßen da nicht drin. „Aber …“, sagte sie nach einer kurzen Atempause, „es wird bald so sein, dass ihr im Radio auch ein Bild von dem Orchester sehen könnt!“
Mit dieser Aussage stieg sie bei mir zu einer Wahrsagerin erster Güte auf. So etwas kann man doch gar nicht wissen, dachte ich mir, die muss schon etwas mit Magie zu tun haben! Heute bin ich schlauer. Sie hatte die Zeitung aufmerksam gelesen und dort erfahren, dass das deutsche Fernsehen in den nächsten 5 Jahren in jedem Haushalt empfangbar sein würde. An den technischen Voraussetzungen wurde damals mit Hochdruck gearbeitet und Testsendungen liefen schon dauernd. Der Krieg und die besonderen Umstände sorgten dafür, dass diese Voraussage sich nicht so schnell erfüllte, es hätte aber sein können!
In den 1960/70er Jahren gab es ein hübsches Technikmagazin, das „Hobby“. Es enthielt Baupläne für Kleinmöbel und gab Tipps, wie man mit Lötkolben umgehen musste, es enthielt aber auch spannende Geschichten, aus denen man schon mal Hinweise auf neue Entwicklungen lesen konnte.
Farbfernsehen mit Stereoton, sogar auch im quadrophonen Kinotonverfahren wurde vorausgesagt. Großfernseher mit riesigen Diagonalen waren bald vergessen, denn Großbilder sah man auf riesigen Projektionsflächen und dann wurden die Flach-bildschirme vorausgesagt.
Ich habe aus den 1990er Jahren noch ganze Jahrgänge der damals sehr populären Zeitschrift PM (Peter Mosleitners interessantes Magazin), in denen man viele Voraussagen nachlesen kann, die dennoch meist nicht eintrafen, aber Tendenzen waren zu erkennen. Als wir damals froh waren, Computerdaten in Kilobyte schon mal ansatzweise in Megabyte umzurechnen, war das Wort Gigabyte ein Zauberwort und niemand konnte sich vorstellen, dass wir mal mit kleinen Sticks in der Hosentasche oder am Schlüsselbund unsere wichtigen Daten, ja sogar Filme mit uns herumschleppen könnten.
Aufmerksame Leser finden heute noch Berichte, die uns voraussagen, was als nächstes kommen wird. Wir werden aber auch erfahren, was man alles unternehmen wird, um das, was an technischem Fortschritt auf uns zukommt, auch gegen uns verwenden kann. Wenn man die Affäre Snowden mal Revue passieren lässt, dann kann einem schon übel werden: „Big Brother Is Watching You“ - die traurigen Visionen des Romans 1984 sind schon längst Realität!
Was kommt demnächst? Holografisches, dreidimensionales Fernsehen ohne Projektionsfläche, einfach im Raum, vor unserer Couch - wie auf einer Kleinkunstbühne? Sich selbst steuernde Autos, Hochgeschwindigkeitsflugzeuge, die uns in 2-3 Stunden nach New York oder Australien bringen - ja, das wird es in absehbarer Zeit geben.
Aber es wird auch viele geben, die das alles gar nicht wollen, weil es auch andere Dinge gibt, die wichtiger sind als Smartphone, mit denen man aus Hunderten von Kilometern seine Jalousien in der Wohnung bzw. im eigenen Haus öffnen und schließen und sogar die Heizungen einstellen kann. Es wird nämlich auch dann irgendwo in Afrika oder im Mittleren Osten noch Regionen geben, in denen Kinder verhungern oder korrupte Regierungen ihr Volk unterdrücken und ausbeuten.
Erst wenn dort Friede und Wohlstand eingetreten sind, werden wir vielleicht doch noch Freude daran haben, dass demnächst Zeitungen nicht mehr gedruckt werden und man auf kleinen Bildschirmen genau das steht, was wir dereinst in der schillernden Boulevard-Presse auf großflächigen Papierseiten mit vielen Verrenkungen nachge-lesen haben.
Dann werden uns auch die körperlichen Dinge, die wir uns mit dem 3D-Drucker „ausgedruckt“ haben, Freude machen, denn man wird sie ja anfassen können!
Technik, oder was man dafür hält
von Uwe Neveling erstellt am 12.12.2013
Technik hat etwas mit Wiegen und Messen zu tun. Damit hat alles angefangen, damit fängt eigentlich immer alles an. Ich bin noch ganz klein, gerade geboren. Was geschieht mit mir? Ich werde gewogen und gemessen. Wenn das Verhältnis Gewicht zur Größe stimmt, dann entwickelt sich der Säugling prächtig. Diese Messzahl begleitet uns ein Leben lang.
Um sich das Leben zu erleichtern, erfindet und nutzt der Mensch Geräte, Automaten und Entfernungshilfen. Es muss immer alles höher und schneller werden. Mit jeder neuen Entwicklung lassen sich wieder ein paar Sekunden einsparen. Es stellt sich dann die Frage, was ich mit der so gewonnenen Zeit mache. Wie wäre es mit Geschicklichkeitsübungen oder mit Lesen? Muss es immer ein Knopf sein, den ich drücke, und der mir dann das richtige Ergebnis liefert? Muss ich in Sekundenschnelle über alles informiert sein? Bleibt bei der Informationsflut noch Zeit zum Nachdenken? Das alles geht mir durch den Kopf. In Notzeiten war man noch erfinderisch und entwickelte technische Hilfsmittel für den Eigenbedarf. Und man war stolz darauf, wenn es funktionierte. Ich erinnere mich noch an mein erstes Schienenfahrzeug, das ich selbst gebaut habe. Dabei mussten die Räder der Gleisführung angepasst werden. Ich erinnere mich an meine ersten Bildprojektionen. Es war ein Lochkasten und die Projektionsfläche zeigte das Bild auf dem Kopf stehend. Ich erinnere mich an meine ersten richtigen Rechenergebnisse. Dabei war der Rechenweg wichtiger als das ausgewiesene Ergebnis. Ich erinnere mich an mein erstes selbst geschriebenes Programm. Den Feldern mussten Speicheradressen zugeordnet werden. Das geschieht heute automatisch.
In einer Vielzahl von Erfahrungsschritten eroberte ich mir meine Technikwelt. Es ist immer dann zufriedenstellend, wenn Ergebniswege nachvollzogen werden können. Diese Erkenntnis hatten schon die alten Griechen gehabt. Archimedes war ein außergewöhnlicher Techniker im Lande der Hellenen. „Gebt mir einen Punkt, auf dem ich stehen kann, und ich werde die Welt aus den Angeln heben“. Mit diesem Ausspruch unterstreiche ich meine nachfolgende Beweisführung.
Man muss den Punkt oder die Punkte kennen, um erfolgreich zu sein. Ich gebe mich nur dann zufrieden, wenn ich die Funktionsweise begriffen habe. Ich gebe es zu, dass bei gedruckten Schaltungen dieser Prozess mit Schwierigkeiten verbunden ist. In den Fällen muss ich mich damit begnügen, dass aus der Blackbox etwas Richtiges herauskommt. Doch waren es keine Hexenmeister, die das Element gebaut haben. Die Funktionen der Blackbox fußen auf Erkenntnissen der Vergangenheit, sind also genau genommen keineswegs Zauberei.
Ich stehe der heutigen Technik kritisch gegenüber und versuche, sie nach Möglichkeit zu entzaubern. Wenn mir das gelingt, gebe ich mich zufrieden. Doch was ist, wenn ich es nicht schaffe? Ich fühle mich dann unwissend und opfere viel Zeit, um die Lücke zu schließen. Das treibe ich so lange, bis ich den Punkt erreicht habe, an dem ich mir sage: Du musst nicht alles wissen.
Fotoalbum
von Uwe Neveling erstellt 12.12.2013
Am 26.02.01 erhielt ich einen großen Brief. Er wog einiges und war mit 2,70 DM freigemacht. Er war von meinem Onkel, und er schrieb mir u.a.: Hallo Uwe, beim Aufräumen fand ich die anliegenden „Sturm- und Drangzeit“-Bilder Deiner Eltern, die bei Dir und Sohn Oliver besser aufgehoben sind als bei mir. . . . . .
Die Bilder liegen vor mir. Es sind Schwarz-Weiß-Fotos, teilweise mit einer kräftigen Gelbtönung. Man hat sie sorgfältig auf schwarzen Karton geklebt. Das Bildformat ist 6x9, zum Teil sogar noch kleiner. Was wurde damals fotografisch abgelichtet? Die Vorliebe meiner Eltern hat sich, wie ich jetzt erkennen kann, auf mich übertragen. Es waren Wanderfahrten mit Zelt und Faltboot. Auf einem Foto sehe ich eine Burg. Der breite Fluss unterhalb der Burg kann nur der Rhein sein. Es wird auch geschwommen, wie ich auf einer Ablichtung erkennen kann. Mein Vater war ein athletischer Typ. Er gab in der Badehose eine respektable Figur ab. So etwas Ähnliches hat man mir auch nachgesagt. Von meinen Faltbootwanderfahrten mit Margot und Otto gibt es Fotos von mir in einer eindrucksvollen Schwarzenegger-Pose. Fototechnisch gibt es jedoch einen Unterschied. Meine Bilder sind in Farbe und haben ein größeres Format.
Meine Mutter hat für mich ein Album angelegt, das mich vom Säugling an bis zur viele Jahre späteren Schulentlassung zeigt. Jeden Abschnitt hat sie sorgfältig mit Texten versehen. Meine 50iger Jahre Erlebnisse habe ich dann selbst in Bildern festgehalten. Später kam meine Hamburger Zeit mit untertitelten Bildern dazu. Es ist alles nach Jahrgängen geordnet.
Irgendwann bin ich dann mit der Zeit gegangen. Ich speichere jetzt meine digitalisierten Aufnahmen auf der Festplatte meines Computers. Da hat sich inzwischen einiges angesammelt. Die Fotobearbeitung geht mit den modernen Werkzeugen sehr schnell: knipsen, überspielen, sortieren, abspeichern; die Datei bekommt dann noch einen Namen, fertig.
Wer will, kann seine abgespeicherten Fotos jederzeit ausdrucken und zu einem Fotoalbum binden lassen. Die Alben sehen großartig aus, vor allen Dingen dann, wenn die Bilder mit einem Text versehen werden. Der Arbeitsaufwand ist bei den maschinell erstellten Alben gering. Ich meine aber, dass man bei der Herstellung der Alben die zeitintensive Arbeit sehen sollte. Der Aufwand ist ein Zeichen von Individualität. Nur daran kann man den Könner erkennen. Die heutigen Bilder sind gepixelt. Es sind farbige Lichtpunkte, die sich zu einem Bild formen. Früher war das alles anders, da konnte man den Fotoprozess noch begreifen und sogar Reparaturen selbst durchführen, denn:
dem Menschen wurden mitgegeben
sechs Sinne, um zu überleben.
Der siebte Sinn ist meist ein Kasten
mit Objektiven und auch Tasten,
der Lichtstrahl, hin- und hergespiegelt.
wird zum Schluss im Film versiegelt.
Das Bild entwickelt sich sofort
und sagt meist mehr als manches Wort.
Von der Telefonzelle zum Handy
von Ingrid von Husen
erstellt am 11.04.2013
Was waren das nur für armselige Zeiten, als man zum Telefonieren noch eines der gelben Häuschen, die man in der ganzen Stadt finden konnte, aufsuchen musste? Man ging dort nur für ganz wichtige Telefonate hinein.
Anfangs konnte man mit zwei Groschen ein Ortsgespräch bis ins Unendliche führen. Oftmals bildete sich vor der Zelle eine Menschenschlange. Und wehe, wenn man sich dann nicht kurz fasste, dann wurde mit den Fäusten an die Zellenwand geballert!
Mit der Zeit und mit Einzug der neuen Technik verschwanden besagte gelbe Häuschen aus dem Stadtbild. Inzwischen gab es fast in jeder Familie ein Telefon. Anfangs nur in schwarz oder weiß und man musste eine Wählscheibe drehen. Wenn man seinem Telefon etwas Gutes tun wollte, konnte man es in einen Bezug stecken, den es sogar aus Brokatstoff gab – passend zur Einrichtung!
Irgendwann wurde die Wählscheibe von der Tastatur abgelöst. Die Apparate gab es nun auch in verschiedenen Farben.
Aber das alles war gar nichts gegen den kleinen „Alleskönner“, dem „HANDY!!!
Wenn ich z. B. von Norderstedt aus in die Hamburger Innenstadt fahre, was mit der U-Bahn etwa eine dreiviertel Stunde dauert, so falle ich auf der Strecke von einer Faszination in die andere.
Ich bin eine der wenigen rückständigen Personen, die nicht verkabelt und auch nicht mit dem Handy unterwegs ist. Aber dafür wird mir von allen Seiten Unterhaltung pur geboten.
Das geht von Lieferbestellungen über Liebesgesäusel, bis zum Familienkrach. So bekomme ich mit, was sich in vielen zwischenmenschlichen Beziehungen so tut. Ich bin ganz versessen auf persönliche und intime Informationen der anderen Fahrgäste!
Ich brauche die Ansage des HVV nicht mehr. Nein, ich erfahre von den anderen Mitfahrern auf welcher Station man sich gerade befindet. Und was ganz wichtig ist, wann der jeweilige Fahrgast die U-Bahn verlassen will und ob er von der angesagten Station abgeholt wird. Von einem anderen Fahrgast erfahre ich, dass seine Frau schon mal die Kartoffeln aufsetzen soll. Worüber ich mich natürlich am meisten freue, das ist die Lautstärke der Handygespräche, die von allen Seiten, auch von ganz, ganz hinten bei mir ankommt. Es wäre doch jammerschade, wenn die Handybesitzer leise sprechen würden und ich überhaupt von den Gesprächen nichts mit bekäme. Je lauter in das kleine Gerät hinein gebrüllt wird, umso mehr erfahre ich doch von meinen Mitmenschen. Wie leer wäre mein Leben und was würde mir sonst meine langen Bahnfahrten versüßen? Mir wird es auf der langen Tour nie langweilig. Früher habe ich in der Bahn gerne mal gelesen, aber heute brauche ich weder Buch noch Zeitschriften mit mir herum schleppen. Dieses Miterleben mit anderen Menschen in Bus und Bahn entschädigt mich total!
Ich muss auch gar nicht traurig sein, wenn ein „Lautsprecher“ (lauter Sprecher) den Wagen verlässt, es erscheint sogleich ein neuer Fahrgast, der natürlich sofort sein Handy auspackt.
Bei meinem mehrmaligen Umsteigen (Flucht!) in einen der nächsten Wagen, habe ich festgestellt, dass es auch dort nicht anders zugeht.
Natürlich hat das Handy durchaus seine Daseinsberechtigung, aber an der menschlichen Lautstärke müsste doch noch sehr gearbeitet werden!
Bewegte Bilder

30 Jahre persönliche Film- und Videogeschichte mit und ohne Ton!
von Fritz Schukat
1971 schenkte mir meine Frau eine ganz simple Super8-Filmkamera, mit der ich gern Familiener- eignisse, Hochzeiten und Geburtstage, auch schon mal einen Urlaub filmte. Bis man allerdings dann die fertigen Filme aufführen konnte, brauchte man einen Projektor, eine Leinwand und eine Klebepresse, mit der man die kurzen Filme aneinanderkleben konnte. Aber ich merkte auch bald, dass das ganz schön ins Geld ging, denn für einen 5 Minuten-Film, der beileibe nicht immer 100pro gelang, musste man schon mal so um die 11,50 DM hinlegen. Das reduzierte den Einsatzradius erheblich. Zudem waren das Stummfilme. Ein kleiner Mangel, den man jedoch gern übersah. Schließlich waren die Dia-Shows der passionierten Fotografen ja auch ohne Ton. Sie kennen sicher diese Spezies aus den 1960/70er Jahren, die immer mit zwei Kameras herumliefen, eine davon vor dem Bauch baumelnd. Wenn man von denen mal eine Einladung zu einem fröhlichen Dia-Vorführ-Nachmittag bekam, wusste man genau, dass man sich zu Tode langweilen würde. Ähnlich allerdings – kann ich mir jedenfalls vorstellen – muss es sich mit den bewegten Bildern verhalten haben, die man über eine Perlleinwand flimmern ließ. Ob das ein großer Unterschied zu den unsäglichen Dia-Shows war?
Meine Filmerei erlebte noch einmal einen Höhepunkt, als 1976 der Jüngste geboren wurde. Das ging dann noch etwa 3-4 Jahre gut. Schon 1977 gab es die ersten transportablen Videoaufnahmege-räte, bei denen man sich den Aufnahmeapparat über die Schultern hängen musste, während man mit einer kleinen Kamera, sie war etwa pistolengroß und fest verbunden mit dem Apparat, seine Sequenzen schießen konnte. Das war damals alles noch in Kinderschuhen, dafür aber unglaublich teuer, sodass unsereins, also Otto Normalverbraucher, nicht einmal im Traum daran denken konnte, so etwas jemals käuflich erwerben zu können. Im Quelle-Katalog von 1976/77 sah ich neulich solch ein transportables Farbaufnahmegerät für den stolzen Preis von 13.700 DM – zum Vergleich, wir haben uns im Jahre 1977 für 14.500 DM einen nagelneuen VW-Variant deluxe gekauft - natürlich in kleinen Raten abgestottert! Das war übrigens eines der teuersten Auto, das VW damals anbot.
Ich wurde dann nach Hamburg versetzt und hatte durch meine neue Tätigkeit eigentlich gar keine Zeit mehr zum Filmen oder Knipsen, bis 1988 ein netter Freund sich einen Camcorder kaufte und ihn mir für ein paar Tage auslieh. Das war wie Blut lecken! Ein halbes Jahr später kaufte ich mir auch son Ding und dann ging es los. Jetzt konnte man wirklich „filmen“ auf Teufel-komm-raus! Wenn's nicht gefiel, konnte man es löschen oder überspielen, im Grunde kosteten Fehlversuche nichts.
Dieser analoge Video8-Camcorder kostete zwar über 3000,-- DM, eine verdammt hohe Summe für dieses Vergnügen. Aber ich bekam eine unverhoffte Nachzahlung, arbeitete damals noch, die Kinder waren halbwüchsig, wir machten Urlaub in Spanien und Dänemark, also es gab schon Einiges, was ich gern festgehalten habe. Und - ich dachte noch lange nicht an Pension bzw. Rente! Bald kamen zwar noch bessere Apparate auf den Markt, Hi8 (Hei-acht, das ist englisch) mit Stereoton und 20fachem Zoom - also „mit Balkon und Innentoilette“, aber mein alter machte es über 10 Jahre lang fast bis zu meiner Pensionierung eigentlich recht gut!
Nach meiner Pensionierung dann die Sensation: digitale Camcorder in Miniformat, kaum größer als 2 Zigarettenschachteln, aber mit gestochener Schärfe, fernsehreif! Mein Traum war die Digitalcamera von Sony. Aber wie alles Neue von Sony, sie war zwar sehr gut, aber auch sehr teuer. Das war gewissermaßen mein Abschiedsgeschenk, das ich mir selber leistete. Auch hier wieder das gleiche: die dazu gehörenden Kleinstkassetten waren irre teuer - zu teuer. Die später nachgebauten Kassetten von anderen Firmen waren dann viel billiger und heute bekommt man sie gewissermaßen nachgeschmissen, weil die kleinen Camcorder der neuen Generation die Bilder nicht mal mehr auf Mini-DVDs, sondern auf Chips speichern, die man dann direkt in den Computer stecken kann.
Ich muss nun doch noch über ein Phänomen sprechen, das ich jetzt erst, im zunehmenden Alter bemerkt habe, obwohl es mir eigentlich schon längst hätte bewusst werden müssen. Mein Filmmaterial reicht praktisch bis 1971 zurück, und ich habe noch lange nicht alles digitalisiert. Einige Sachen sind jedoch schon bearbeitet, haben Titel, Abspann, tolle Übergänge und schöne Begleitmusik, natürlich unlizenziert und daher sind diese Werke auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Das ergibt sich allein schon aus der Thematik, denn es sind ausschließlich Aufnahmen von Menschen, die mit mir verwandt sind oder die ich sonst wie kenne und das bedeutet, dass eben nur diese Menschen ein potentielles Interesse haben könnten, sich diese Filme anzuschauen.
Die Minimalisierung dieses potentiellen Personenkreises geht munter weiter: noch 1980 habe ich bei einer Tagung in Glücksburg und auf einem Ausflug nach Dänemark mehrere Filme (stumm!) belichtet. Ich war damals 45 Jahre alt, mein Nachbarkollege aus Hannover 43. Wir beide waren die jüngsten Mitarbeiter dieser Gruppe. Die anderen waren mindestens 12-15 Jahre älter und hatten z.T. noch den Krieg mitgemacht. Das waren damals für mich alte Leute - und wenn sie noch lebten, sie wären round about um die 90 Jahre alt! Diese Filme hatte ich mir damals sicher ein-, zweimal angesehen. Sie sind noch in den Versandtaschen, wie sie von der Entwicklung kamen. Ich habe sie neulich wiedergefunden und mir teilweise noch einmal an einem uralten Schnittmonitor angeschaut. Digitalisieren werde ich sie wahrscheinlich nicht mehr, denn es gibt nur noch den Hannover-Kollegen, dem ich das vorspielen könnte. Da muss man sich dann ernsthaft fragen, wer würde das denn eventuell sonst noch sehen wollen? Schmalfilmaufnahmen von brennenden Städte während des Krieges - das sind Zeitdokumente - aber Filme über Kollegen, die mal eine kleine Rolle in der Geschichte meines früheren Brötchengebers gespielt haben? Das will doch keiner mehr sehen! Nicht einmal die Pressestelle meines ehemaligen Arbeitgebers zeigte Interesse.
Die schon digitalisierten Filme sehe ich mir ab und zu auf meinem Computer an. Ich könnte sie ohne große Kosten duplizieren, aber für wen? Sie werden wohl irgendwann den Weg alles Irdischen gehen. Wenn ich mal nicht mehr bin, sind diese Sachen uninteressant und können - ja sie werden dann entsorgt, weil sie sich keiner mehr anschauen will! Das muss man einfach ganz realistisch sehen, wenn auch mit einem bisschen Wehmut.
Eigentlich schade! Und trotzdem: mir hat es wenigstens Spaß gemacht!nach älteren Notizen aufgeschrieben im Februar 2012
Onkel Henri
von Uwe Neveling
Ich erinnere mich an Onkel Henri. Onkel Henri war Werkstattmeister bei BMW. Er war uns behilflich beim Kauf unseres ersten Wagens. Während wir auf das äußere Erscheinungsbild unseres künftigen Wagens achteten, prüfte er mehr das Innenleben. Immer dann, wenn wir meinten, den richtigen Wagen gefunden zu haben, schüttelte er den Kopf. Bei einem ihm bekannten Händler wurde er fündig. Auf einer Hebebühne schwebte der Wagen nach oben. Onkel Henri rüttelte an den Rädern (wegen der Radlager, wie er uns später erläuterte) und war offensichtlich zufrieden. Dass der Wagen einige Lackschäden hatte, störte ihn nicht weiter. Wir kauften den Wagen; es war ein VW-Käfer. Er war zwei Jahre alt und hatte 20.000 km auf dem Tacho. Er leistete uns noch fünf weitere Jahre treue Dienste. Als wir ihn verkauften, hatte er 120.000 km auf dem Tacho.
Der Wagen lief aber nicht immer problemlos. Bei feuchter Witterung, besonders im Winter, wollte er oftmals nicht anspringen. Der Anlasser jaulte laut und wurde dann immer leiser, bis er völlig verstummte. Nun war die Batterie auch noch leer. Onkel Henri wusste Rat. Er kam mit seinem Wagen, natürlich einem BMW. Er sah sich unseren Boxer-Motor an und verlangte nach einem Zündkerzen-Schlüssel. Nacheinander schraubte er alle Zündkerzen aus dem Zylinderblock. Kerzen bestehen aus Metall, das einen keramischen Isolierkörper umschließt. In der Längsachse steckt ein Metallstift, der in einem Kerzenkopf endet. Am Metallblock ist ein kleiner Haken befestigt. Dieser Haken schwebt nur wenige Millimeter über dem Kerzenkopf. Zwischen Haken und Kerzenkopf springt der zündende Funke über, aber nur dann, wenn die Kerze nicht verölt ist. Unsere Kerzen waren alle verölt. Onkel Henri säuberte die Kerzen und setzte sie wieder ein. Mit einem Überbrückungskabel verband er seine BMW-Batterie mit unserer VW-Batterie und startete beide Fahrzeuge. Und auf wunderbare Weise sprang der VW wieder an. Onkel Henri entfernte das Überbrückungskabel, schloss die Motorhaube und fuhr mit unserem Wagen davon.
Er kam erst nach einer guten halben Stunde wieder zurück. Ich habe die Batterie noch einmal schnell aufladen lassen, sagte er. Er überreichte mir den Zündschlüssel. Wir gaben uns die Hand. Bevor ich mich richtig bedanken konnte, brauste er mit seinem Wagen davon.
Ist das alles schon Schrott?
von Fritz Schukat erstellt am 23.01.2011
Wenn ich unsere Grasmaht im Sommer so alle drei Wochen zur Deponie Schmalfeld bringe, nehme ich manchmal auch Sondermüll mit. In der Regel sind das alte Batterien, manchmal auch abgelaufene Arzneien. Als ich letztens auf der Deponie war, trennte ich mich von einem alten Staubsauger, gebrauchten Unterputzsteckdosen und -schalter, porösen Kabeln und sonstigem Elektroschrott.
Der Platzmeister zeigte mir den Container, wo ich das Zeugs deponieren könnte und ich schlurfte dort hin. Was ich dann da zu sehen bekam, verschlug mir die Sprache: Fernseher, Monitore, Telefone, Schaltkästen, Plattenspieler, Compactgeräte, Lautsprecher und PCs, Tastaturen! Natürlich alles ältere Muster, aber sicher noch intakt, jedenfalls reparaturfähig. Alles stand irgendwie doch noch ordentlich gestapelt dort, als wenn die Leute, die diese Sachen ablieferten, noch ein letztes Mal pietätvoll sein wollten. Diese Container gehen nicht gleich in den Ofen, es gibt Firmen, die damit noch einigermaßen vernünftig umgehen, denn das ist Rohstoff und aus den Platinen könne man sogar noch das verwendete Gold extrahieren! Mein lieber Scholli – Gold vom Schrottplatz!
Als wir vor 8 Jahren die Wohnung unseres Ältesten auflösten, musste ich eine komplette ältere Stereoanlage zum Schrottplatz bringen. Verkaufen war nicht mehr, das Inserat wäre teurer geworden als der Erlös. Allerdings hatten damals alle Apparate, die ich dort hinbrachte, sofort Abnehmer gefunden. Ich glaube nicht, dass das heute noch passieren würde, denn alles, was auf analoger Basis lief, ist heute effektiv „out“, das ist Technik von gestern, damit kann keiner mehr etwas anfangen.
Per Zufall habe ich wieder Kontakt zu einem Bekannten bekommen, der mein erstes Tonbandgerät, das ich mir 1963 gekauft hatte, ein paar Jahre später über Umwege von einem anderen Bekannten abkaufte. Es lief bei ihm ebenfalls noch ein paar Jahre, wenngleich damals bereits Kassettengeräte die billigere Alternative waren. Aber mit Kassetten kann man nicht kreativ arbeiten. Wir kamen in unserem Telefonat natürlich auch darauf zu sprechen und ich fragte, ob das Gerät denn noch existiere. Es soll sogar funktioniert haben, als es vor einiger Zeit noch einmal in Betrieb genommen wurde! „Ich muss mich irgendwann doch einmal von dem alten Zeugs verabschieden“, sagte er, „das braucht niemand mehr, es ist unmodern und unhandlich geworden. Was wir damals als hochmodern, und - für unsere Preisklasse - als das „non plus ultra“ ansahen, darüber lachen unsere Enkel!“ Und wenn wir uns diese Sachen ansehen, es sind wirklich Museumsstücke!
Röhrenfernseher – das sind Stromfresser. Selbst die mit einem 66er Bildschirm sind heute zu klein, und an die Wand kann man sowas nicht hängen. Außerdem dauert es nicht mehr lange, dann kann man auch kein analoges Fernsehen mehr empfangen, dann braucht man zu diesen Apparaten wieder ein Zusatzgerät – wie in den 1960er Jahren, als das ZDF erstmals sendete und die damaligen älteren Geräte diese Frequenzen nicht umsetzen konnten! Alles schon mal dagewesen. Flachbildgeräte sind heute „in“, sie sind groß, stromsparend und scharf wie ein Foto!Apropos Foto, er habe noch eine tolle Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv rumstehen, auf Rollfilmbasis, versteht sich, erklärte mir mein Bekannter! Macht schöne Bilder, aber man muss den Film zum Entwickeln bringen und Abzüge bestellen! Was man fotografiert hat, sieht man erst, wenn man die Bilder in den Händen hat – und das ist kein billiges Vergnügen! Braucht heute auch keiner mehr und – solche Kameras haben noch vor kurzem - na ja, vor 10-12 Jahren - ein Heidengeld gekostet. Für meine habe ich kurz vor meiner Pensionierung (anno 2000) noch rund 1500 DM ausgegeben. Kurz danach gab es dann schon die ersten Digital-Kameras. Was macht man nun mit der Spiegelreflex? Wegschmeißen? Kein Mensch würde auch nur eine müde Mark dafür geben. Ein Jammer.
Und Musik nimmt man heute nicht mehr auf Tonbändern auf. Wenn man früher hochqualifizierte Aufnahmen machen wollte, musste man hohe Bandgeschwindigkeiten fahren, um die hohen Frequenzen einzufangen. 19- oder sogar 38cm pro Sekunde waren das Optimum für uns, erreichte nur die Revox A 77-Spezial und die viel teurere A 700, das waren aber auch Bandfresser! Heute werden die Töne digitalisiert und für die Wiedergabe reicht ein iPod, der so groß wie eine Zigarettenschachtel ist. An der richtigen Aktiv-Box mit Subwoover angeschlossen, fabriziert diese fast unsichtbare Apparatur eine Klangfülle, die kaum noch etwas zu wünschen übrig lässt.
Unsere Doppelcassettendecks, Verstärker und Tuner, Plattenspieler und Tonbandgeräte, selbst unsere alten Videorekorder - Schmalfilmgeräte, Film-Schneidemonitore, Leinwände, Projektoren – ist das heute alles schon Schrott?
Ich habe diese Geräte noch, habe auch noch 78er Platten, LPs und 45er Vinyl-Drehlinge, die mit dem großen Loch! Natürlich auch Tonbänder, Videobänder und MusiCassetten. Wenn es die Apparate nicht mehr gibt, kann man die Ton- und Bildträger gleich hinterher werfen, denn dann wären die wertlos.
In der DDR wurden noch bis zur Wende EDV-Geräte mit einem anderen Spurverfahren als im Westen verwendet. Als vor einigen Jahren Bänder mit Stasi-Daten auftauchten, konnte man diese nicht auswerten, weil man die die Bänder nicht mehr abspielen konnte. Man hat dann nach längerem Suchen zwei alte Spezialisten gefunden, die irgendwo ein Museumsstück wieder in Gang setzten.
Mein erster Video-Camcorder fabrizierte Analog-Signale und zeichnete diese magnetisch auf. 10 Jahre lang habe ich die Familie gefilmt. Meine Herren Söhne sind da fast von Kindesfüßen verewigt, aber abspielen kann ich die Bänder nicht mehr. Die Maschine ist kaputt und es gibt heute keine Geräte mehr, mit denen man diese Bänder abspielen könnte. Ein paar wenige Spezialisten haben sich darauf einge-schossen, aber das Umspulen auf DVDs ist ziemlich teuer!
Vielleicht war dann doch alles für umsonst, denn kaum einer kann das alles noch einmal zum Leben erwecken.
Schade eigentlich.