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Die Drei von der A 7 von Edith Kollecker
Schneekatastrophe und Erbsensuppe von Annemarie Lemster

 

Die Drei von der A 7

von Edith Kollecker

Seit unsere Kinder das Elternhaus verlassen hatten, fuhren mein Mann und ich jeden Sonntag mit dem Auto in die nahe Umgebung spazieren. So war es auch Ende November 1995. Es war so ein Novembertag, an dem es den ganzen Tag nicht richtig hell wurde, trübe und kalt. In Hasloh bogen wir auf die Straße, die direkt neben der Autobahn verläuft, Richtung Raststätte Holmoor. Kurz hinter Hasloh stand ein Mann auf dem Seitenstreifen der Autobahn und winkte uns Hilfe suchend zu. Was konnte er wollen? Kein Benzin? Selber schuld! Auto kaputt? Dann können wir auch nicht helfen! Trotzdem haben wir angehalten und sind an den Zaun gegangen. Es verhielt sich ganz anders als wir dachten. An Bord hatte er seine Freundin, die ein Baby im Arm hielt und ziemlich verzweifelt war. Sie hatte es vor 11 Tagen bei ihren Eltern in Stade geboren. Jetzt wollten sie in ihre eigene Wohnung nach Flensburg. Ihnen war das Auto schon vor einer Stunde liegen geblieben und kein ADAC in Sicht. Wir entschlossen uns, die Freundin mit samt dem Baby bis zur Raststätte zu bringen, damit sie das Baby dort stillen könnte. Das Baby wurde über den Zaun gehoben und das Mädchen kletterte die Böschung an der Autobahnbrücke hoch.

Die Raststätte war ziemlich voll und beide, Mutter und Kind weinten um die Wette. Wir waren ratlos! Wir konnten die beiden doch nicht dort alleine ihrem Schicksal überlassen! Nach einer halben Stunde fuhr eine Polizeistreife auf den Parkplatz, der ich die Situation schilderte. Sie erzählten uns, dass etliche Autos auf den ADAC warteten. Wir waren bereit, die Beiden mit zu uns nach Hause zu nehmen, da wir ganz in der Nähe wohnen, und baten die Polizei, den Mann zu benachrichtigen und ihm unsere Wohnung zu beschreiben. Bei uns zu Hause wurde erst mal das Baby versorgt, mit Trinken und frischen Windeln, dann schlief es sofort ein. Das Angebot, bei uns zu übernachten, falls das Auto nicht mehr fahrbereit sein sollte, lehnte die Frau ab. Sie telefonierte mit Ihren Eltern, die sie eventuell abholen sollten. Nach eineinhalb Stunden kam ihr Freund. Der ADAC hatte das Auto so zurecht gemacht, dass sie die Fahrt bis Flensburg schaffen würden. Nach einem Abendbrotessen und vielen guten Wünschen für die Fahrt, entließen wir sie, ihrem Schicksal! Den nächsten Tag kam per Fleurop™ ein riesiger Blumenstrauß mit einer Karte, wo drauf stand, vielen Dank für alles,"Die Drei von der A 7!"

 

Schneekatastrophe und Erbsensuppe

von Annemarie Lemster

Im Winter 1978-79 konnten sich die Schleswig-Holsteiner wirklich nicht über zu wenig Schnee beklagen. Die ersten starken Schneefälle kamen zwischen Weihnachten und Neujahr 1978. Sie waren mit starken Winden über das Land gezogen und legten durch meterhohe Schneewehen einen großen Teil des Verkehrs lahm.

Im Februar kam es wieder zu sehr starken Schneefällen, und dieses Mal war es noch schlimmer für die Bevölkerung. Der Verkehr kam zum Erliegen, die Stromzufuhr war an vielen Orten unterbrochen.

Mein Sohn lernte damals in einer Schlachterei in Norderstedt. Morgens hatte er den Weg zur Arbeit noch mit dem Bus geschafft. Dann fuhren die Gesellen und Lehrlinge zum Schlachten nach Ellerau. Inzwischen war der Schneefall aber so stark geworden, dass sie nicht mehr bis nach Norderstedt zurückfahren konnten. Mein Sohn meinte, bis zu ihm nach Haus kommen sie immer. Wir wohnen direkt an der Autobahn, und bis dort sind es nur knapp zwei km. Dem Meister war es recht. Die Frage, ob wir genug Kartoffeln im Haus hätten, beantwortete mein Sohn mit, „natürlich“. So zogen Gesellen und Lehrlinge mit einem großen Fleischpaket bei uns ein.

Auf der Autobahn staute sich der Verkehr kilometerlang. Viele LKW-Fahrer hatten die Nacht schon in ihrem Auto verbracht, und in manchem PKW saßen ganze Familien. Es war absolutes Fahrverbot, nur mit Ausnahmegenehmigungen durften einige Autos auf den noch freien Straßen fahren.

Bei uns zu Haus standen inzwischen sämtliche großen Töpfe auf dem Herd. Es wurde von den Vorräten Erbsensuppe gekocht. Dann wurden die Töpfe in dicke Decken gehüllt und auf Schlitten geladen, dann ging es auf die Autobahn. Für viele kamen dort dick vermummte „Engel“ und brachten ihnen eine heiße Suppe. Ein LKW-Fahrer war so mit den Nerven fertig, dass er uns eine ganze Küche von seinem LKW geben wollte. „Ich fahre damit nicht mehr nach Haus, ich will das Ding loswerden. Ich habe schon vor Silvester im Schnee festgesessen, nun kann und will ich nicht mehr“. So der Originalton dieses armen Mannes.

Leider war die Erbsensuppe viel zu schnell alle. Nun konnten wir nur noch mit Tee helfen. Die jungen Schlachter schlugen sich später dann zu Fuß bis Norderstedt durch.