Unsere Erlebnisse

Erlebnisse auf dieser Seite

Die Hand, die nicht mehr arbeiten wollte von Uwe Neveling
Die 48-Stundenwoche von Fritz Schukat
Historiker verliebt sich und die Folgen von Jürgen Hühnke
Von Lohntüten, Stechuhren und Heulpausen von Edith Kollecker
Daten werden verarbeitet von Uwe Neveling
Ohne Beruf von Edith Kollecker
Zeitzeuge von Uwe Neveling
Die erste Waschmaschine von Ingrid von Husen
Postbote trunken im Schnee von Jürgen Hühnke
Haarige Zeiten von Fritz Schukat
Tagesablauf eines Rentners von Uwe Neveling
Koffer in Irgendwo von Uwe Neveling
Blaupausen und Kopien von Fritz Schukat
Bei den Krabbenpulerinnen von Hans Meier
Ein Frisör der alten Schule von Hans Meier
Handvermittelt von Heinz Münchow
Ferien-Zeit, Ernte-Zeit! (1948-1950) von Edith Kollecker
Schornsteinfeger bringen Glück von Hans Meier
Ferienzeit Erntezeit! von Edith Kollecker
Oma, der Abwasch und die Ziegen von Annemarie Lemster
Wäschewaschen auf dem Hof von Annemarie Lemster
Wünsche kann man sich nur ... von Annemarie Lemster
Müllabfuhr von Fritz Schukat
Die Macht der Gewohnheit von Uwe Neveling
Ich gipse von Uwe Neveling
Senioren-"Werkstätten" von Jürgen Hühnke
Working & Shopping von Jürgen Hühnke
Zeitzeugen sind im weitesten Sinne... von Fritz Schukat
Das Kreative an "Werkstätten" von Jürgen Hühnke
Scherenschleifer von Fritz Schukat

 

Die Hand, die nicht mehr arbeiten wollte

von Uwe Neveling erstmals erstellt 1997

Am frühen Morgen wachte ich mit entsetzlichen Kopfschmerzen auf. Ich wäre gerne liegen geblieben. Heute konnte ich mir das aber nicht erlauben. Die für neun Uhr angesetzte Besprechung war wichtig. Es ging um viel Geld. Das Projekt befand sich in der entscheidenden Phase. Die besten Mitarbeiter des Hauses hatten ein Jahr lang analysiert, programmiert und getestet. Gestern hatte man noch einen gravierenden Fehler gefunden, der alles in Frage stellte. In der Besprechung sollte das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Die ursprünglich genannten Einführungstermine mussten gehalten werden. Ich hatte auch schon eine Idee, wie man das erreichen konnte. Wenn nur nicht diese Kopfschmerzen wären!

Ich stand auf und ging ins Bad. Nachdem ich die Wasserhähne geöffnet hatte, duschte ich abwechselnd heiß und kalt. Die Düsen der Handbrause waren ganz fein eingestellt. Jeder einzelne Wasserstrahl prasselte auf meine Haut. Es tat sogar weh. Die Kopfschmerzen ließen allmählich nach. Ich zog mich an. Meine Frau hatte zwischenzeitlich frischen Kaffee zubereitet. Von meinen Kopf-schmerzen sagte ich ihr nichts. Ich trank eine Tasse Kaffee und zündete mir eine Zigarette an. Die Kopfschmerzen rührten wohl von den vielen Zigaretten her, die ich gestern geraucht hatte. Wenn man die Ursache kennt, ist alles halb so schlimm, sagte ich mir. Damit war das Thema für mich erledigt

Ich fuhr ins Geschäft. Meine Kollegin Barbara war schon da. Die Kaffeemaschine summte und zischte. Im Raum roch es angenehm nach Filterkaffee. Barbara verbreitete wie immer eine fröhliche Stimmung. Auch sie hatte heute noch viel zu erledigen. Sie besprach mit mir einige schwierige Fälle und machte sich ans Werk. Es schien ein Tag wie jeder andere zu werden.

Der Computer wurde hochgefahren. Ich zog die Tastatur zu mir heran und startete ein Textprogramm. Meine Überlegungen zum Krisenmanagement wollte ich noch schriftlich aufbereiten. Es war immer gut, an die Teilnehmer schriftliches Material auszuhändigen. Die mündlich vorgetragenen Argumente ließen sich dadurch unmissverständlich untermauern. Wenn Zeit war, wollte ich auch noch einige Overhead-Folien anfertigen.

Beim Schreiben verspürte ich ein leichtes Kribbeln in meiner linken Hand. Ich hatte gelernt, mit zehn Fingern zu schreiben. Den kleinen Finger konnte ich kaum noch bewegen. Barbara hörte den ungewohnt unregelmäßig klingenden Tastaturanschlag und blickte zu mir herüber. Ich lächelte ihr beruhigend zu. Normalerweise traf ich beim Schreiben immer die richtigen Tasten. Das fiel mir jetzt schwer. Ich musste mich stark konzentrieren, um aus Buchstaben Wörter und aus Wörtern Sätze zu bilden. Das Kribbeln in der linken Hand verstärkte sich. So nach und nach schliefen mir alle Finger ein. Es tat nicht weh. Das taube Gefühl ergriff die gesamte linke Seite meines Körpers. Nun konnte ich mich nicht mehr verstellen. Meine linke Hand ruhte leblos neben der Computertastatur, während ich mit der rechten ein Buchstabenchaos auf den Monitor tippte. Barbara fragte, was mit mir Ios sei. Ich zögerte, ihr meinen Zustand zu schildern. Ich hoffte offenbar immer noch auf Besserung. Statt besser wurde es aber schlechter. Bewegung könnte gut sein! dachte ich, stand auf und wollte aus dem Zimmer gehen. Da auch mein Bein zwischenzeitlich von der Lähmung befallen war, knickte ich ein und konnte mich soeben noch an der Schreibtischkante festhalten. Barbara lief zu mir hin und half mir, mich wieder auf den Stuhl zu setzen.

Es ging jetzt nichts mehr. Als Rechtshänder nimmt man die linke Hand nicht so richtig wahr. Sie ist einfach da, mehr nicht. Man lernt sie erst dann schätzen, wenn sie nicht mehr funktioniert. Daran dachte ich und vermisste sie schmerzlich. Mir fiel der Spruch ein: Die linke Hand kommt von Herzen. Sie ist dem Herz somit näher als die Rechte. Dieser Umstand wertet sie symbolisch auf. Die linke Hand ist darüber hinaus der Partner der rechten. Nur mit beiden Händen kann man richtig zupacken.

Alles das ging mir durch den Kopf, während Barbara dafür sorgte, dass ich medizinisch versorgt wurde. Mir geht es zwischenzeitlich wieder gut. Das Projekt konnte auch ohne meine Mitwirkung gerettet werden. Meine linke Hand arbeitet wieder. Bewusst mute ich ihr mehr Arbeit zu als ich ihr zuvor unbewusst zugemutet hatte.

 

Die 48-Stundenwoche

erstellt am 19.05.2013 von Fritz Schukat

Als ich im April 1956 nach meiner Schulentlassung in Berlin bei einer Großbehörde so etwas wie eine Lehre (Vorbereitungsdienst) anfing, arbeitete man in Deutschland zum Teil sogar noch 48 Stunden in der Woche und der Sonnabend - in manchen Ecken auch Samstag genannt - war ein Arbeitstag. Sonntag war zum Ausruhen da, das entsprach seit Jahrhunderten der christlich-abendländischen Vorstellung, dagegen monierte auch niemand. 1956 waren wir aber schon so weit, dass wir sonnabends nicht auch noch 8 Stunden arbeiten mussten, was ja rechnerisch richtig gewesen wär. Das bedeutete aber, dass es unter der Woche keinen 8-Stunden-Tag geben konnte. Ich will mich nach so vielen Jahren nicht festlegen, weiß aber, dass wir am letzten Wochentag früher nach Hause gehen konnten.

Dienstbeginn war grundsätzlich 7:40 Uhr und Ende 16:50 Uhr. Diese merkwürdigen Festlegungen hatten praktische Gründe. Mein Dienstherr hat seinen Sitz am Berliner Fehrbelliner Platz. In unmittelbarer Nähe war die Hauptverwaltung der AOK, in Sichtweite einige Senatsdienststellen und das Rathaus Wilmersdorf. Zählte man alle zusammen, dann arbeiteten dort etwa 14-15.000 Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen waren. Private Autos hatten damals nur Privilegierte, dabei auch schon der eine oder andere Vorgesetzte der mittleren Ebene.

Wenn alle Beschäftigten zur selben Zeit ihren Dienst angefangen bzw. beendet hätten, wäre der Fehrbelliner Platz aus allen Nähten geplatzt. Die Verschiebung um wenige Minuten war logistisch nötig, und die durch Einsatzfahrzeuge verstärkten Straßenbahnen, Buslinien und U-Bahnen bewältigten die Menschenmassen ohne größere Staus.

Mein Brötchengeber war erst 1953 errichtet worden und die Beschäftigtenzahl wuchs ständig. Nach meiner Prüfung 1959 waren dort schon etwa 5.000 Mitarbeiter beschäftigt. Es gab 3 Eingänge, durch die man in den Gebäudekomplex hineinkommen konnte. An den Türen standen früh schon Mitarbeiter des Personalbüros, die ab 7:40 Uhr die zu spät Kommenden notierten bzw. ermahnten. Da wir es ja gar nicht anders kannten, war das schon in Ordnung. Es gab jedoch oftmals Proteste, weil diejenigen, die nur wenige Minuten später kamen, manchmal bis zu einer halben Stunde früher von zu Haus hätten losfahren müssen, um unbeanstandet einzutreffen.

Ende der 1950er Jahre brodelte es aber schon bei den Gewerkschaften. In einigen Branchen wurde die Wochenarbeitszeit schon reduziert und fortschrittliche Firmen hatten die Samstagsarbeit dann auch schon bald „abgeschafft“.

Bei uns begann es damit, dass die Arbeitszeit reduziert wurde und die Hälfte der Belegschaft umschichtig jeden zweiten Sonnabend frei hatte. Es dauerte nicht mehr lange, bis wir dann freitags schon das Wochenende einläuten konnten. Vorreiter für diese fast paradiesischen Verhältnisse war die Gewerkschaft, die den Spruch: „...samstags gehört mein Papi mir“ erfunden hatte.

Wie die Liberalisierung in puncto Arbeitszeit weiter ging, wissen viele der jüngeren Generation selbst. Bald wurde die gleitende Arbeitszeit erfunden und mit Stechuhren oder Listen wurde die Erfüllung der Arbeitszeit kontrolliert. Heutzutage arbeiten vor allem Frauen bereits Zuhause an einem vernetzten Arbeitsplatz, an dem sie ihr Arbeitspensum schaffen müssen - ohne bestimmte Zeitvorgaben einzuhalten.
Das geht natürlich nicht in der Produktion, wo mehrere Arbeitnehmer an einem Produkt gemeinsam arbeiten. Aber auch in diesen Zweigen sind die Arbeitszeiten schon lange liberalisiert, allerdings in der Kernarbeitszeit muss die Mannschaft komplett vorhanden sein.

In den mehr als 50 Jahren, auf die ich zurückblicken kann, hat sich vieles geändert, leider manchmal mehr, als im Nachhinein für richtig empfunden wird. Deshalb gibt es heute schon wieder Erhöhungen der Wochenarbeitszeit, die man zähneknirschend akzeptiert, Lohnerhöhungen fallen magerer aus als früher, aber das ist angeblich keine Willkür. Die gesamtwirtschaftlichen Umstände gäben eben nicht mehr her. Daran haben wir uns seit langem gewöhnen müssen.

Was noch alles auf uns zukommt, wissen wir nicht. Die Hypothesen renommierter Forschungsgruppen, die sich anmaßen, aus „soliden“ Erfahrungswerten Eckpunkte zu erstellen, wie die Lage in 20-30 Jahren aussehen wird, sind für die Arbeitnehmerseite grundsätzlich negativ. Ich habe schon einige solcher Wendepunkte erlebt, in denen das, was die Wirtschaftsweisen vorausgesagt haben, nicht eingetreten ist.

Das wird auch in Zukunft immer wieder passieren!

 

Historiker verliebt sich und die Folgen

von Jürgen Hühnke erstellt Juli 2013

Bei den Vorarbeiten zur Chronik eines vormals gutsabhängigen Dorfes stieß ich im Landesarchiv auf eine Akte, aus der eine reizende Romanze zwischen einer im Herrenhaus beschäftigten Dienerin und dem Gutsjägerburschen hervorging; die junge Frau setzte gegen alle Widerstände die Ehe mit dem Geliebten durch. Ach, wie schön! dachte ich, Liebesmärchen in der historischen Realität! Ich war geradezu verliebt in mein Paar.
Einige Aktenstücke später: Verhandlungen des Gutsgerichts. Dort war zu erfahren, dass der junge Gatte nur zwei Jahre später die etwas zu heißblütige Angetraute mit einem Nachbarn nackt im ehelichen Alkoven antraf.
Nun betrieb ich schon lange ein intensives Studium von Kirchenbüchern, um Aussagen über soziale und Alltagsfragen zu gewinnen, und traf dabei auf viele Fälle von Kuckuckskindern und desbezügliche „Unzuchtsstrafen".
Der kurioseste Fall: Ein Bauer und seine Frau müssen wegen der so genannten „Franzosen" (Syphilis) ins Pockenhaus. Der Pastor vermerkt gutgläubig, das Ehepaar habe ein Hamburger Waisenkind adoptiert, von dem die Krankheit wohl übertragen worden sei. - Wenige Seiten später befällt das venerische Leiden auch den Knecht. Ja, da kann man nun munter rätseln, ob da Ehebruch oder Päderastie vorliegt. Wie ich so im Kirchenarchiv meine Nachforschungen anstelle, spricht mich ein Ami an, der einen in der Region häufigem Namen trug und bat mich, ihm beim Entziffern altdeutsch geschriebener Texte zu helfen. Es dauerte nicht lange, da meldeten sich bei mir weitere deutschstämmige US-Landsleute, die mich in ihrem Mitteilungsblatt „The German Connection" als regionalen Helfer in Sachen Ahnenforschung genannt gefunden haften.
Ich merkte bald, dass diese Amis verrückt auf Erkenntnisse über ihre europäischen Wurzeln sind. In der ehemaligen süddeutschen US-Zone wurden ganze Kirchenregister für das Zentralarchiv der Mormonen in Salt Lake City fotokopiert; denn die Mormonen neigen wie die Japaner zu religiöser Ahnenverehrung. Die Mormonen-Datenbank bildet für die Amerikaner fast immer die erste Quelle.
Eine Weile machte ich die Idiotie der Ahnensucherei mit, war aber verärgert, dass mir dabei Kosten entstanden, die meine Auftraggeber mir nicht ersetzen wollten, zum Beispiel die Auslagen für kostenpflichtige Propsteiarchive sowie für Fotokopien. Auch stand mir ständig mein Liebespaar vor Augen, ferner dachte ich an die mit dicken Federstrichen geschwärzten Vaterschaftsangaben bei Kindern lediger Mütter. Ab etwa 1793 treten diese Unkenntlichmachungen auf, weil damals der erste Datenschutz einsetzte, indem die Stupratoren, die wirklichen Erzeuger, gerichtlich die Streichung erwirken konnten.
„Pater semper incertus", wussten schon die alten Römer: Der Vater ist immer ungewiss. Nur die Mutter kennt den Erzeuger ihrer Leibesfrucht.
So dürfte es in jeder mühsam aufgestellten Ahnentafel viele Personen geben, wo eigentlich ein Lücke klaffen müsste. Seit mir die Vergeblichkeit aller Ahnensuche klar geworden ist, mache ich mich nicht mehr verrückt damit.

 

Von Lohntüten, Stechuhren und Heulpausen

von Edith Kollecker erstellt im Juni 2013

Im Januar 1954 startete ich in ein weiteres Arbeitsleben. Ich hatte eine Strecke von ca. 6 Kilometer zu bewältigen, um meine neue Stelle bei einer Fußmatten-Weberei in Friedrichsgabe anzutreten. Natürlich mit dem Fahrrad und es war eisig kalt, Schnee und immer den Wind von vorn.
Wir waren dort etwa 40 Mädchen und 20 Männer. Die Männer standen an Maschinen und webten Sisalteppiche. Wir Frauen hatten die Aufgabe, Kokosgarn-Fußmatten per Hand zu weben. Dazu hatten wir ein Holzgestell, darin waren Löcher, in die wir Eisenstäbe steckten, gerade so viel, um die Größe der Fußmatte herzustellen. Um diese Stäbe wurde dann das Kokosgarn gewickelt. Nach 5 Reihen wurde es immer mit einem Eisenstab festgeklopft. Waren es genug Reihen, damit die Größe feststand, nahm man die Eisenstäbe mit dem umwickelten Garn heraus und brachte es in ein anderes Gestell. Hier haben dann zwei Mädchen die Stangen entfernt und gleichzeitig Garn in die Öffnungen gezogen. Es ging ziemlich schnell, eine Matte auch mit bunten Motiven herzustellen.
Leider sahen wir abends ziemlich dreckig aus, weil es sehr staubte.

Das Garn kam alle 4 - 6 Wochen per Laster direkt vom Hamburger Hafen, wurde gewaschen, gefärbt und getrocknet. Die Farbe war nicht echt, sicher auch ungesund, aber damals kümmerte sich niemand darum. Es war auch kein Frühstücksraum vorhanden, jeder saß an seinem Arbeitsplatz, in all dem Garn, aß oder rauchte. Ich war jung, frei und unternehmungsfreudig. So wurde ich auch außerhalb beschäftigt.

Auf der Yacht Christina, einem Schiff von Aristoteles Onassis, war ich tätig, um Änderungen unserer Teppiche vorzunehmen. Das Gefängnis in Pinneberg wurde von uns mit Garn beliefert, da war ich auch dabei. Die Firma war ein nettes Familienunternehmen und ich fühlte mich dort sehr wohl. Wir feierten zusammen, machten Ausflüge und wurden sogar zu einer Wahlkundgebung von Willi Brandt kutschiert, alle auf der Ladefläche eines Dreiradauto (Tempo). Jeden Freitag bekamen wir unsere Lohntüte in die Hand. Es war damals ein mageres Gehalt. Bei 48 Stunden die Woche und 80 Pfennig die Stunde konnte ich keine großen Sprünge machen. Gleich nach der Lohntütenübergabe kamen der Bäcker Engelhardt und der Geschäftsmann Schinko, um uns etwas zu erleichtern. Wir hatten die ganze Woche über anschreiben lassen.
Ich konnte dort noch mein 10-jähriges Jubiläum feiern, bis ich 1965 in die Baby-Pause ging.

Die nächste Arbeitsstelle, 12 Jahre später, war eine Firma, die technische Glaswaren herstellte. Sie entwickelte sich zwar positiv bei dem Gehalt und kürzeren Arbeitsstunden, doch die Ruhe war vorbei.
Um 7 Uhr heulte die Sirene und dann mussten wir schon gestempelt haben. Eine halbe Stunde wurde uns abgezogen, wenn wir 5 Minuten zu spät kamen. Um 9 Uhr heulte die Sirene zum Frühstück, um sie 15 Minuten später wieder zu beenden. So ähnlich war es auch um 12 Uhr zur Mittagspause, die bis 12.30 Uhr dauerte. Kurz vor 16 Uhr standen wir schon an der Stempeluhr und warteten darauf, dass sie endlich den Feierabend einläutete.
Ich war das gar nicht mehr gewöhnt, diese Pünktlichkeit. Und dann diese jungen Mädchen! Was hatten die für Probleme. War ich auf meiner ersten Stelle eines der jüngsten Mädchen gewesen, so war ich jetzt eine der ältesten. Das war auch gut so, denn so konnte ich gelassen mit allem umgehen.
Besser gefiel es mir in der Männer-Riege. Dort wurde ich zugeteilt, weil ich nicht so zimperlich war. Später erzählten mir die Männer, dass sie glaubten, nach drei Tagen würde ich die Arbeit wieder hinschmeißen, wie die anderen vor mir auch. Hatten sie gedacht, aber ich kam im Stechschritt in Clogs daher, hatte keine lackierten Fingernägel, also Hände zum arbeiten und war immer in bester Laune. So wurde ich dann auch von den Männern akzeptiert! Sie hatten immer einen netten Spruch auf Lager, genau wie ich und behandelten mich wie einen Kumpel.
Leider gab es die liebgewordenen Lohntüten nicht mehr. Ich musste mich auf den Fortschritt einstellen und mir ein Girokonto einrichten. Ich arbeite dort 15 Jahre, hatte viele kommen und gehen sehen, um dann in meinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen.

 

Daten werden verarbeitet

von Uwe Neveling erstellt 12.06.2013

Wie werden Daten verarbeitet und was ist überhaupt Datenverarbeitung? Diese Fragen stellten sich mir Anfang der neunzehnhundertsechziger Jahre. Ich hatte gerade mein Studium abgeschlossen und lernte neuartige Geräte kennen, in denen es elektronisch zugehen sollte. Diese Maschinen konnten sogar rechnen. Das machte mich neugierig. Ich versuchte, ihre Funktionsweise zu ergründen. Dabei lernte ich zunächst erst einmal kennen, worin sich Analog- und Digital-Rechner unterscheiden, und prägte mir die Namen von Konstrukteuren wie Pascal, Leibniz, Hollerith und Zuse ein. Bei meinen Recherchen begegneten mir Transistoren, Schaltkreise, Kernspeicher, Steuerwerk und Rechenwerk. Steuerimpulse schalteten Bits und Bytes ein und aus.

Die beiden Zustände Ein und Aus führten mich zu dem dualen Zahlensystem. Dieses System eignet sich ausgezeichnet für die elektronischen Rechner. Es kommt mit zwei Ziffern aus. Wie beim Dezimalsystem ist die Bedeutung einer Ziffer von ihrer Stellung innerhalb einer Zahl abhängig. Es faszinierte mich auch, dass man alle Rechenoperationen im Addiermodus lösen kann. So wird bei Subtraktionen mit dem Kehrwert addiert. Multiplikation und Division sind letztendlich nichts anderes als das Zusammenzählen von einer vorgegebenen Anzahl von Zahlen. Diese Maschinen gaukelten mir Eigenschaften vor, die sie nicht hatten. Es sind eigentlich nur einfache Zählsysteme.

Was sie zu tun haben, sagt ihnen das Programm, das die Arbeitsinstruktionen enthält. In der Frühzeit der Computer gab es eine Vielzahl von Ein- und Ausgabe-Einheiten. Es gab Konsolschreibmaschinen (heute sind das die Tastatur und die Maus), Bildschirme, Kartenleser und Kartenstanzer (heute identisch mit CD-Leser und Brenner), Kettendrucker, Magnetbandeinheiten und Plattenspeicher. Diese Elemente findet man auch heute noch in Rechnern und Handys, allerdings ganz erheblich verkleinert. Es hat sich eigentlich nichts geändert.

Ich lernte, dass Rechenoperationen im Bereich von Nanosekunden ablaufen und merkte mir, dass eine Nanosekunde sich zu einer Sekunde verhält wie eine Sekunde zu 30 Jahren. Allein dieses Zahlenspiel ließ mich an ein Wunder glauben. In den fünfziger Jahren hatte ich als Hilfsmittel einen Rechenschieber. Sehr viel später kam ein einfacher Taschenrechner dazu. Es wurde im Kopf gerechnet und Texte wurden mit der Hand geschrieben. Das hat sich alles geändert. Ich komme mit den Neuerungen einigermaßen zurecht. Dennoch erinnere ich mich gerne an die früheren Zeiten, als es nicht nur auf das Ergebnis ankam, sondern auch der Lösungsweg mit seinen vielfältigen Rechenoperationen bewertet wurde. Diese Fähigkeiten sind auch heute noch gefragt, und zwar immer dann, wenn der Strom ausfällt. Hoffen wir also auf den nächsten Stromausfall.

 

Ohne Beruf

von Edith Kollecker erstellt am 22.04.2004

„Ohne Beruf" - wie oft musste ich dies schreiben, obwohl ich etliche Berufe ausgeübt habe. Seit meinem 14. Lebensjahr habe ich nach der Schule auf einem Gut gearbeitet. Als Haushaltsgehilfin musste ich meistens die Küche sauber machen. Als Tierpflegerin vor und nach der Schule, Hühner, Enten, Gänse füttern. Wenn das Wetter es erlaubte, habe ich auch auf dem Feld gearbeitet. Nach meiner Schulzeit wäre ich gerne Friseuse geworden. Der nächste Frisiersalon war 6 km. entfernt. Dort stellten sie jedes Jahr einen Lehrling aus dem Bekanntenkreis ihrer Kunden ein. Da meine Mutter nie in ihrem Leben einen Friseur in Anspruch genommen hatte, kam sie als Bittstellerin für mich auch nicht in Frage.
Als ich dann 1950 meine Schulzeit im Oldenburger Land abgeschlossen hatte, machte ich weiter wie bisher, jedoch mit dem Unterschied, dass ich mehr auf dem Feld arbeiten musste, auch mit Pferden. Allerdings ging ich vormittags ein Jahr lang zur Hauswirtschaftsschule und durfte mich anschließend „ländliche Hausarbeitsgehilfin“ nennen.
Nach einem weiteren halben Jahr fuhr ich nach Schleswig-Holstein zu einer Familie mit fünf Kindern. Ich habe es dort gerade mal ein Jahr ausgehalten, denn was ich in der Schule gelernt hatte, konnte ich dort in der Praxis leider nicht gebrauchen.
In einer Fußmattenweberei wurde ich dann 12 Jahre als Arbeiterin geführt. Auf meiner Stempelkarte 1959 stand dann als Beruf Fußmattennäherin.
Nach meiner Eheschließung konnte ich als meinen Beruf Hausfrau angeben. Danach wurde ich 15 Jahre wieder als Arbeiterin in einer Glasfabrik geführt, was bei den Behörden immer mit „Ohne Beruf" bezeichnet wurde.
Doch in meinen Rentenpapieren stand zu meiner Überraschung als Beruf "Glasarbeiterin"!

 

Zeitzeuge

Uwe Neveling

Den Kaiser hast Du nicht gekannt,
er hatte bereits abgedankt.
Und wer vorher den Kaiser ehrte,
von Stund an demokratisch schwörte.

Doch fehlte eine Leitfigur,
was folgt war braune Diktatur.
Sie sollte tausend Jahre währen.
Zwölf reichten, um ein Volk zu lehren,
dass beim politischen Diktat
die Freiheit meist verloren hat.

Ein zweiter Weltkrieg machte platt,
was man an Wert erworben hat.
Man durfte wieder neu beginnen,
die dritte Strophe „Deutschland“ singen.
Man spuckte kräftig in die Hand,
genoss das Wirtschaftswunderland;
das Leben in den vollen Zügen
bereitete zuerst Vergnügen.

Der Glanz der Jahre wurde matt,
nachdem man sich verausgabt hat.
Weil die „gekaufte“ Kraft verliert,
hat sich die Kauflust reduziert;
auch hier gelingt nur dann die Wende,
spuckt man erneut in Hand und Hände.

Das Auf und Ab im Zeitgeschehen
hast Du erlebt, hast viel gesehen:
In Deinem langen Menschenleben
hast Du an die sehr viel gegeben,
die Dich in der Vergangenheit
begleiteten durch Raum und Zeit.

 

Die erste Waschmaschine

von Ingrid von Husen 15.02.2012

Anfang der 1960er Jahre – ich lebte noch mit Mutter, Großmutter und meiner kleinen Tochter zusammen in einer Wohnung – wurde eine Waschmaschine angeschafft.
Oma stand dieser Erneuerung sehr skeptisch gegenüber. Ob so eine Maschine die Wäsche auch richtig sauber und vor allem schön weiß bekommen würde, da hatte sie so ihre Zweifel. Und sicher würde die Wäsche dann auch schnell mürbe gewaschen werden und schnell kaputt gehen. Mich nervte diese Skepsis, die ältere Leute allen neuen Errungenschaften entgegen setzten. Aber trotzdem, die neue Waschmaschine kam ins Haus.

Nach dem Wasch- und Spülgang musste die Wäsche noch in eine separate Schleuder umgepackt werden, wo sie dann aber sehr schön trocken wurde. Die Anschaffung war eine enorme Arbeitserleichterung.

Ich glaube, meine Großmutter war sehr traurig, dass sie sich nicht mehr auf herkömmliche Art hat austoben können und von Ruffel (Waschbrett), Waschkessel und anderen Gerätschaften Abschied nehmen musste. Aber das Einweichen der Wäsche am Tage vorher, ließ sie sich aber nicht nehmen. Waren wir denn so verdreckt, dass das nötig war? Aber schließlich ließen wir sie gewähren.

Gerne wäre ich schon ein paar Jahre früher in den Genuss dieser Erleichterung gekommen. Als meine Tochter – geboren 1960 – im Windelalter war, waren Pampers noch nicht in Sicht, die Windeln und das ganze Babyzeug wurden noch mit der Hand gewaschen und die Wäsche auf dem Herd in einem großen Topf gekocht.

Diese unbequeme Windelprozedur hatte aber auch etwas Gutes. Die Kleinkinder liefen nicht – so wie man es heute manchmal beobachten kann – mit zwei Jahren noch mit dem dicken Windelpack umher. Als Mutter war man daher sehr daran interessiert, die kleinen Racker schnell trocken zu bekommen, was heißen soll, dass damit das lästige Windel waschen passee war.

Als ich eines Tages aus dieser Wohngemeinschaft mit meiner Tochter in eine eigene Wohnung zog, gab es endlich die vollautomatische Waschmaschine, die heutzutage für die meisten Haushalte eine Selbstverständlichkeit ist. Es gibt keinen Waschtag mehr, die Wäsche wird ganz nebenbei erledigt, wenn man gerade Zeit und Lust hat.

Wie hat man sich in der guten, alten Zeit nur gequält! Einweichen, kochen, ruffeln, spülen, bleichen mit „Wäscheblau“ und zwischendurch immer wieder umfüllen und auswringen, was richtig Kraft kostete. Dann tagelanges Trocknen! Nein! Und nochmals Nein!

Es lebe der Fortschritt!

 

Postbote trunken im Schnee

von Jürgen Hühnke

„Montag ist SPIEGEL-Tag", hieß es einmal in der Werbung für Rudolf Augsteins Magazin. Da ich auf diese Zeitschrift seit Jahrzehnten abonniert bin, gilt der Slogan also auch für mich - aber nur sehr eingeschränkt, da mich der Zusteller vielfach in den Briefkasten schauen lässt wie in die sprichwörtliche Röhre.

Seit der Staatsbetrieb Deutsche Bundespost* unter der privaten Deutschen Post AG (gelbe Post) firmiert, gibt sich das neue Unternehmen alle Mühe, die immer wieder lauthals verkündete wirtschaftsliberale Theorie von der Überlegenheit privater Organisation gegenüber vergesellschafteter Struktur Lügen zu strafen.
Da war es doch früher, als der Mann oder die Frau mit dem gelben Fahrrad noch ein Staatsbeamter / eine Staatsbeamtin war, um die postalische Versorgung eindeutig besser bestellt!

Zu meinem Trost schlage ich mit nostalgischer Rührung nach, was das Königlich Preußische Amtsblatt von 1898 über die Errichtung einer ländlichen Poststelle verlauten lässt, nämlich dass diese für den Publikumsverkehr werktags von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 8 bis 9 und von 17 bis 18 Uhr geöffnet sei. Dienst am Sonntag oder, sagen wir, zu Weihnachten - ein wahrhaft kundenfreundlicher Service! Oder bin ich nach vielen Jahren meines verbeamteten Berufslebens ein wenig realitätsblind geworden?

Wie ich so vor mich hin sinniere, gerät mir urplötzlich eine Erinnerung in die Quere, die mich ausbremst. Mir ist nämlich Fiete eingefallen, der Postbote meiner Jugendjahre. Es muss am Silvestertag 1955 oder 1958 gewesen sein - jedenfalls in der guten alten Zeit -, da saß Fiete breitbeinig an einem Abhang. Seine Austrägertasche war leer und stand offen, und die verstreuten Briefe hoben sich kaum vom Schnee ab. Hatte der Mann etwa ein Gesäß wie mein Großvater? Opa nämlich war es gewesen, der die Familie aufgescheucht hatte mit dem Ausruf, er müsse uns „ein Bild für die Götter" zeigen. Als Opa noch ein Knäblein in Hammerbrook gewesen war, hatten ihn die Kameraden „Adje* mit'n Smoltmors" gerufen, was man mit „Adolf mit dem Schmalzhintern" oder, postmodern, „Dolfi mit dem knackigen Po" übersetzen könnte. - Fiete jedenfalls saß da im Schnee scheinbar ganz ohne Gefühl vom Hinterteil her. Nun war er sichtlich angeheitert von den vielen Schnäpsen, die einer wie der gute alte Postbote zum Silvestertag mit den Bauern am Stadtrand so hinter die Binde zu kippen hatte.

Vielleicht, denke ich mit schlechtem Gewissen, will mich mein jetziger Austräger mit dem montags etwas eingeschränkten Service erpressen, an oder vor Festtagen einen Köm zu spendieren.

Bemerkungen:
Zur Aussprache sei bemerkt, dass ein langes „a" auf den gut 2100 Kilometern vom Nordkap bis zur Elbe nasal und mit einer Tendenz zu „o" hinüber gebräuchlich ist. Dieser skandinavisch-jütische laut muss schon von den Wikingern benutzt worden sein, wenn sie ihre mit Met gefüllten Becher aneinander geschlagen und „Skål!" gerufen haben.
Man erlebt den Tonklang in Norwegen an „Haakon", an „Mette-Marit", bei den Schweden in „tack så mycket" und in Dänemark am Jubi-Aquavit aus Aalborg (Ålborg).
Das „j" der zweiten Silbe wird altländisch wie das „g“ in „général" oder das „j" in „Jalousie" oder in „je t`aime" ausgesprochen, im hamburgischen Platt oder Missingsch wird es, wie auch in Büttenwarder, zu „sch". So ist ein Bübchen ein „Butje" (Buttsche), wie oft auch Kanaris oder Wellensittiche genannt werden. Und der Ausruf „Das ist ja eine eigenartige Angelegenheit" gerät missingsch zu: „Is scha`n gediegen' Kraam"

* Die Geschäftsbereiche des Staatsbetriebes Deutsche Bundespost wurden im Rahmen der zweiten Postreform 1994 privatisiert. Es entstanden:
Deutsche Post AG aus dem Bereich Deutsche Bundespost – Postdienst (gelbe Post)
Deutsche Telekom AG aus dem Bereich Deutsche Bundespost – Telekom (graue Post)
Deutsche Postbank AG aus dem Bereich Deutsche Bundespost – Postbank (blaue Post)

 

Haarige Zeiten

von Fritz Schukat erstellt im November 2006/2011

In ein paar Wochen ist Weihnachten. Dann kommt der Weihnachtsmann zu den Kindern und brabbelt durch seinen Silberbart zu den Kindern, die manchmal hinter den Masken und Kostümen Onkel Herbert erkennen, der sich trotzdem erweichen lässt, sie dann mit großzügigen Geschenken zu bedenken. Das war schon immer so, jedenfalls solange ich mich erinnern kann. Aber einen Weihnachtsmann ohne Bart, das gab es nicht, gibt es nicht und wird es hoffentlich niemals geben! Dies inspirierte mich, etwas über Bärte zu schreiben, denn ich bin selber Bartträger und ich kann einige nette Begebenheiten über das Barttragen im Allgemeinen berichten. "Barthaare sind Teil der menschlichen Körperbehaarung. Sie wachsen meist um den Mund herum, am Kinn, an den Wangen und am oberen Halsbereich. Zur Entfernung der natürlichen Bartbehaarung ist eine Rasur notwendig. Bei der Totalrasur werden alle Barthaare entfernt. Werden ausgewählte Teile willkürlich stehen gelassen oder nur gestutzt, wird das Ganze dann Schmuckbart genannt", so steht es bei Wikipedia, dem Online-Lexikon.So weit so gut. Heute ist "man/Mann" mit Bart nichts Besonderes. Bart wird in allen möglichen Varianten getragen, gestutzt, gezwirbelt, als 14-Tage-Bart … und so weiter, aber ich will hier keine Kulturgeschichte über Bärte schreiben.

Mir fiel vor kurzem beim Stöbern in einer alten Fotokiste ein Gruppenbild aus meiner Lehrzeit in die Hände. Beim stillen Aufzählen der Namen meiner Mitstreiter entdeckte ich ein Bartgesicht, eigentlich müsste ich sagen, nur ein einziges Bartgesicht, denn der junge Mann, der da so schelmisch in die Kamera blickte, hatte damals zunächst gar nichts zu lachen gehabt. Man trug eben bei einer deutschen Behörde zu dieser Zeit - Mitte der 1950er Jahre - keinen Bart, vor allem jungen Menschen nicht, die sollten sich an Zucht und Ordnung halten! Gut, es gab in der Behörde wohl zwei-drei Bartträger, aber das waren Kriegsteilnehmer, und von einem wusste ich, dass er auf einem U-Boot gefahren ist. Da trugen angeblich alle einen Bart. Er trug ihn quasi als Erkennungszeichen und war auch recht stolz darauf, weil ihn keiner "anmachte".

Ganz anders erging es jedoch zunächst meinem Kollegen, Horst L., als er von einem Urlaub aus Italien zurückkam. Italien war damals das Traumurlaubsland der Deutschen, dort gehört das Barttragen heute noch zum Männlichkeitskult. Kollege Horst hatte ein schmales Gesicht und welliges, dunkelblondes Haar. Der Bart, den er kunstvoll gestutzt hatte, gab ihm ein fast italienisches Aussehen. Kurz nach seiner Rückkehr wurde er von seinem Vorgesetzten gerufen, der ihn direkt auf den Bart ansprach und ihm schlankweg "empfahl", ihn wieder abzunehmen. Das traf ihn natürlich nicht unvorbereitet. Horst L. hatte sein Sprüchlein schon vorher zurecht-gelegt und kam dann auch mit hochrotem Gesicht vom "Chef" zurück. Mit blitzenden Augen erklärte er, dass er sich diesen Bart nicht abrasieren würde, das könne ihm niemand - auch nicht der Chef - verbieten! Er dekla-mierte dann noch weitere seiner bereitgelegten Sprüche herunter, die ich aber nicht mehr in Erinnerung habe. Der junge Mann wurde zwar oft auf seine damals noch ungewöhnliche Manneszierde angesprochen, hatte aber lange Zeit keine Nachahmer.Zäsur. Zehn Jahre später. Ich war frisch geschieden, hatte mich in den Außendienst versetzen lassen und mein Leben war im Umbruch. Mein Freund war damals schon Bartträger und prägte den Satz, "Barttragen ist der Konformismus der Nonkonformisten…", was auch immer das bedeuten sollte. Als wir gemeinsam nach Mallorca flogen und er dort 14 Tage lang Rundfunk machte, rasierte ich mich ein paar Tage lang nicht. So wuchs mein Bart und ich stutzte ihn ebenfalls so, dass er Oberlippe und Kinn bedeckte, ähnlich wie bei meinem Freund.

Als mich einer meiner Vorgesetzten nach dem Urlaub das erste Mal mit Bart sah, war er zwar nicht mehr so ablehnend eingestellt, wie ehedem der Vorgesetzte meines Lehrgangskollegen, aber es kam dennoch zu kleinen Anzüglichkeiten. Erst versprach er, "…wenn der Bart ab ist, geb' ich einen Kasten Bier aus!" Bei einer später folgenden Tagung drehte er diesen Satz einfach um und behauptete, ich hätte den Kasten Bier verwettet! Aber wie auch immer, es war mehr Jux als Ernst und mein Bart blieb dran. Einen Kasten Bier habe ich nie ausgegeben, jedenfalls nicht als Begründung für meinen nicht abrasierten Bart!

Als ich meine Frau kennen lernte, trug ich schon über ein Jahr meinen Bart, sie kennt mich also nur mit dem Rundumbewuchs. Irgendwann musste ich mir die Zierde doch mal abnehmen, weil sich eine Flechte breitmachen wollte. Stürme der Entgeisterung trafen mich. In den folgenden Tagen guckte ich mehrmals täglich in den Spiegel und hätte etliches dafür gegeben, wenn die Haare schneller nachgewachsen wären.
Meine beiden Söhne, nun auch schon 35 bzw. schon fast 45 Jahre alt, hatten ebenfalls schon Phasen, in denen sie ihre Gesichtsbehaarung wild wachsen ließen. Merkwürdigerweise haben beide keine Bartgesichter und der Flaum wächst nicht "gesichtsdeckend". Sie haben beide wieder glatte Gesichter.

 

Tagesablauf eines Rentners

von Uwe Neveling

Morgens aufstehen, Tiere versorgen, frühstücken. So beginnt eigentlich jeder Tag. Die liebende Gattin hat das Haus bereits verlassen. Sie muss schließlich arbeiten. Und das ist auch gut so. Ich lese die Morgenzeitung. Die schlechten Nachrichten überwiegen. Gute Nachrichten sind „bad news“, schlechte Nachrichten verkaufen sich besser, sie sind „good news“ für die Zeitungsmacher. Im Radio versucht ein Moderator fröhliche Stimmung zu verbreiten. Es bleibt beim Versuch. Seine Späße reißen mich nicht vom Küchenstuhl.

Ich gehe ins Arbeitszimmer. Ich habe tatsächlich ein Arbeitszimmer. In diesem Zimmer verbringe ich die meiste Zeit. Es ist gut ausgestattet: viele Bücher, ein Fernseher, ein DVD- und VHS-Player und mein Rechner-System mit umfangreicher Peripherie. Dazu gehören zwei Drucker, zwei Scanner und zwei externe Brenner-Laufwerke. Ich starte meinen Rechner. Es dauert mal wieder endlos lange bis alle Programme hochgefahren sind. Das Betriebssystem ist einfach zu langsam. Da sollte sich Bill Gates mal was einfallen lassen.

Ich starte mein Kalendersystem. Ich finde folgende Einträge: Geburtstag Günther, 8 Uhr Zahnarzt, 9.30 Uhr Schreibwerkstatt. Außerdem ist heute noch das Aquarium zu reinigen, und der wöchentliche Wasserwechsel ist auch fällig. Im Garten ist die Pumpe der Teichanlage zu reparieren.

Es gibt offenbar viel zu tun für einen, der nicht mehr im aktiven Arbeitsleben steht. Die Tage sind ausgefüllt und man fragt sich unwillkürlich, wie man dieses Pensum früher so ganz nebenbei schaffen konnte. Heute wollte ich noch ein Buch zu Ende lesen. Es ist das Sachbuch des Monats: Lügen im Weltraum. In dem Buch werden die Weltraumerfolge der Amerikaner und der Russen angezweifelt, vor allen Dingen die Mondlandungen. Heute Abend gibt es im Fernsehen noch eine Fußballübertragung. Mit dem Lesen wird es daher wohl nichts.

In den nächsten Tagen muss ich noch einige Termine wahrnehmen: Flughafenbesichtigung, die von der Seniorenvereinigung angestoßen wurde, Skattermin mit Freunden, für mein Fahrzeug ist die TÜV-Untersuchung fällig, außerdem sind die Winterreifen zu montieren und der Zahnarzt will mich auch wieder sehen. Haben wir heute schon Donnerstag? Wenn ja, dann ist die wöchentliche Hausreinigung fällig. Oder haben wir heute schon wieder Mittwoch? Dann muss ich für die Schreibwerkstatt noch meine Gedanken zu Papier bringen.

Heute hatte ich viele Anrufe. Ich bin Schriftführer in der Seniorenvereinigung. Der Mitgliederbestand unseres Vereins ist einem ständigen Wandel unterworfen. Die Änderungen werden mir zumeist telefonisch übermittelt. Einige nutzen auch meine E-Mail-Adresse. Jeden Morgen, wenn ich meinen E-Mail-Briefkasten öffne, erhalte ich von Lyrikmail ein Gedicht. Die Gedichte stammen von bekannten und unbekannten, lebenden und nicht mehr lebenden Größen der Dichtkunst. Lyrikmail kostet nichts. Die Gedichte sind für mich ein wunderbarer Einstieg in den Tag. Heute erhielt ich folgende Verse:

Es wundert Dich, dass ein so garstig Ding,
als eine Raupe ist, zum schönsten Schmetterling
in wenigen Wochen wird: - mich wundert´s nicht;
denn wiss´, auch manche Schöne kriecht
als Raupe Morgens aus dem Bette
und kömmt als Schmetterling von der Toilette.
Aloys Blumauer (1755-1798)

Da kommt doch Freude auf, und ein Tag kann nicht besser beginnen. Aber was ist denn nun wichtig? Es gibt viele wichtige Ereignisse in meinem Leben. Geburt, Kindheit, Schule, Beruf, Familie, Krankheit, Freunde . . . . Was war denn gestern und heute für mich wichtig? Und auf was freue ich mich morgen? Was kann das sein? Es ist das herrliche Gefühl, wenn ich Morgens erwache und feststelle: Ich existiere. Ich werde gebraucht und man erwartet etwas von mir. Kann es etwas Wichtigeres geben?

 

Koffer in Irgendwo

von Uwe Neveling

Der Flieger ging – so sagt man: er geht, obwohl er fliegt – um 15 Uhr. Ich musste zu einer Tagung nach München. Am Abend wollten wir gemeinsam zu Abend essen und den Ablauf des folgenden Tages besprechen. Ich war rechtzeitig am Flughafen, hatte mich eingecheckt und mein Gepäck – eine große Segeltuchtasche - aufgegeben. Auf Reisen war diese Tasche mein ständiger Begleiter. In ihr konnte ich alles unterbringen. Ich bildete mir ein, dass die Tasche mich als Weltenbummler charakterisierte. Den Gepäckschein hatte eine freundliche, gut aussehende Dame am Schalter auf meinen Block mit Flugscheinen geklebt. Sie hatte mir noch einen guten Flug gewünscht. Dann trennten sich unsere Wege.

Bis zum Abflug hatte ich noch eine gute Stunde Zeit. Ich schlenderte durch das Flughafengebäude. Es war ein Schlendern, wie ich es gerne mag. Mein Gepäck wähnte ich in guten Händen. Ich betrat einen Bücher- und Zeitschriftenladen und stöberte ein wenig in der Literaturabteilung. Ich kaufte aber nichts. Ich musste am nächsten Morgen in München einen Vortrag halten und hatte Manuskript und Vortragskopien für die Kollegen in meiner Tasche gut unterbringen können. Den Vortrag wollte ich mir am Abend noch einmal kurz durchlesen. Ich brauchte also keinen zusätzlichen Lesestoff. Ich setzte mich in eine Cafeteria, trank eine Tasse Kaffee und wartete auf den Aufruf meines Fluges.

Der Aufruf kam dann. Ich ging durch die Sicherheitsschleuse. Das ging ganz schnell. Ich hatte kein Gepäck und wurde nur kurz abgetastet und mit einem Detektorgerät kontrolliert. Ich betrachtete andere Flugreisende. Sie hatten sich mit Taschen vollgepackt und schleppten sich zum Warteraum. Ich dagegen folgte ihnen leichtfüßig. An der Durchgangspassage zum Warteraum erhielt ich meine Boardingcard. Jetzt trennte uns nur noch eine Zugangsschleuse vom Flieger. Die öffnete sich kurz darauf. Ein letztes Mal wurde unsere Boardingcard kontrolliert. Wir betraten den Airbus und nahmen unsere Plätze ein. Es blieb kein einziger Platz frei. Der Flieger war ausgebucht.

Start und Flug waren angenehm und ruhig. Beim Starten blicke ich immer gerne aus dem Fenster und hoffe, unser Haus von oben zu sehen. Das ist mir noch nie gelungen. Das Gelände sieht von oben so fremd aus und ehe ich mich orientieren kann, sind wir schon ganz wo anders. Die A7, mein Orientierungspunkt, liegt weit hinter mir oder unter einer dicken Wolkendecke. Nach einer guten Stunde erreichten wir München und landeten.

Ich stand am Gepäckkarussel. Links und rechts von mir griff man nach den Gepäckstücken. Die wurden immer weniger. Als das Gepäckband leer war, stoppte es. Ich war allein und blickte auf das leere Band. Entweder hatte man meine Segeltuchtasche nicht ausgeladen oder sie war auf dem Weg nach Bangkok. Hinter mir war ein Fundbüro. Da ging ich hin und schilderte einer Mitarbeiterin mein Problem. Sie tröstete mich und meinte, dass so etwas öfter vorkäme. Ich sollte mir mal keine Sorgen machen. Man würde mein Gepäck schon wiederfinden. Bisher wären 95 % aller verloren gegangenen Gepäckstücke wieder aufgetaucht. Ich dachte an die 5 % nicht wieder Aufgetauchten und ordnete in Gedanken meine Tasche dieser Rubrik zu.

Ich füllte ein Formular aus und kreuzte unter vielen vorgedruckten Abbildungen eine meiner Tasche ähnlich sehende Skizze an. Ich hinterließ meine Hotelanschrift und die Dame wünschte mir einen angenehmen Aufenthalt in München. Mit der S-Bahn fuhr ich zum Hotel. An der Rezeption blickte man mich argwöhnisch an, weil ich mich ohne Gepäck als Gast offenbarte. Ich schilderte der Portiersfrau mein Missgeschick. Man bedauerte mich und händigte mir den Zimmerschlüssel aus. Gleichermaßen versprach man mir, meine Tasche auf das Zimmer bringen zu lassen, wenn es von der Lufthansa angeliefert worden sei. Ich suchte mein Hotelzimmer auf. Es war ein sehr schöner aufgeräumter Raum. Ich konnte ihn nicht in Besitz nehmen. Mit meinem Gepäck vergnügte sich noch immer die Lufthansa. Ich erfrischte mich kurz und ging dann zu unserem Treffpunkt.

Während des Abendessens berichtete ich von meinem Abenteuer. Man nahm es auf die leichte Schulter und schilderte mir von ähnlichen Erlebnissen. Das Gepäck war bei meinen Kollegen – wenn auch oftmals mit Verspätung – von den Fluggesellschaften frei Haus geliefert worden. Offenbar gehörte das Gepäck meiner Kollegen den 95 % an, die wieder entdeckt wurden. Ich fasste Mut. Warum sollte ich zu den 5 % gehören, bei denen das Eigentum auf Nimmerwiedersehen verschwunden war. Ich schüttelte die Negativbefürchtungen von mir ab und dachte einfach nicht mehr daran. Es wurde noch ein sehr fröhlicher Abend. Erst sehr spät suchten wir unsere Hotelzimmer auf. Als ich mein Zimmer betrat, fiel ich über einen größeren Gegenstand. Es war mein Koffer, pardon meine Tasche, die sich von der Weltreise zurück meldete. Sie war – wie mir das Lufthansabüro später berichtete – versehentlich in den Flieger nach Frankfurt verladen worden und dort später aufgegriffen worden. Man entschuldigte sich noch einmal bei mir.

Seit diesem Erlebnis mach ich mir keine Gedanken über verloren gegangenes Gepäck. Denn ich gehöre zu den 95 %, deren Koffer irgendwo herum vagabundiert, aber immer wieder zurück findet. Wenn ich mit leeren Händen am Gepäckkarussel stehe, weiß ich, dass ich noch einen Koffer in Irgendwo habe.

 

Blaupausen und Kopien

von Fritz Schukat erstellt am 14.09.2011

Heute steht in fast jedem Haus, in dem ein PC ans Internet angeschlossen ist, ein Drucker, mit dem man auch kopieren kann. Die Dinger selbst sind nicht teuer, wohl aber die Farbkartuschen. Doch wenn man solch einen Kasten erst einmal installiert hat, ist einem das meistens egal. Der Vorteil liegt auf der Hand, man kann sogar in Farbe kopieren und muss nicht wegfahren. Dieser Zustand trifft natürlich nur auf die Rentner zu, Berufstätige kopieren im Geschäft. Das ist zwar generell nicht erlaubt, aber wen kümmert's?

Ich weiß nicht, wer den Kopierer erfunden hat und wann, aber ich weiß noch, wie das früher war – und da war das Kopieren von Unterlagen in der Form, wie wir sie heute kennen, höchstens ein Traum, aus heutiger Sicht aber abenteuerlich.

Wie fing es an? Nun, für den Hausgebrauch gab es blaues Pauspapier. Wenn man also einen Brief schrieb und eine Kopie brauchte, legte man ein Blaublatt zwischen zwei Blätter und schrieb mit Kopierstift, der war halt kopierfest – deswegen hieß er ja auch so - und man konnte ihn nicht einfach ausradieren. Ein Federhalter oder Füller war für diese Zwecke ungeeignet.

Andere Durchschreibeverfahren waren weit komplizierter. Was es mit den Blaupausen der Konstruktionspapiere für U-Boote auf sich hatte, die vor Jahren einmal in einer Werksspionagesache eine Rolle gespielt haben, kann ich mir bis heute nicht erklären. Dafür lernte ich beruflich in den 1960er Jahren ein merkwürdiges Durchschreibeverfahren kennen, die sog. Tailorix-Gehaltsbuchhaltung. Da wurden auf großen Spezialheftern die Gehälter und Abzüge der Arbeiter und Angestellten berechnet. Für jede Abrechnung gab es lange Streifen, die perforiert waren und ausgerissen wurden. Das zweite Blatt war ein halbdurchsichtiges Pergament. Zwischen diesem und dem Grundblatt wurde ein riesiges Blaupausenpapier gelegt, das auf beiden Seiten Farbpigmente hatte. Die Zahlen auf dem Pergament waren also in Spiegelschrift, man konnte sie aber richtig sehen, weil sie auf dem Pergament durchschimmerten. Ob so auch jene Blaupausen gefertigt wurden, die in dem Spionagefall eine Rolle spielten, weiß ich nicht.

Wer eine Schreibmaschine hatte, konnte ebenfalls mit einer dazwischen gelegten schwarzen Folie, Kohlepapier nannte man das, eine Kopie anfertigen. Wenn sehr dünnes Papier verwendet wurde, schafften gewiefte Schreibkräfte in unserem Betrieb bis zu 6 Durchschläge, wie man diese Kopien auch nannte, weil die Tasten der mechanischen Maschinen besonders stark angeschlagen werden mussten. Das war ebenfalls noch in den frühen 1960er Jahren so, obwohl es damals schon Kopiergeräte gab. Diese Methode war aber schneller und billiger.

Ich arbeitete damals in Berlin in einer großen Behörde, die ihre 5 - 6.000 Mitarbeitern öfter mal mit Büroverfügungen beglückte. Da diese Verfügungen vervielfältigt werden mussten, gab es eine firmeneigene Druckerei, die über mehrere Rotaprint-Maschinen verfügte. Man spannte eine Spezialfolie mit dem Text, der zuvor mit einer normalen Schreibmaschine geschrieben wurde, auf die Drucktrommel, in der sich die Druckerfarbe befand. Normales Papier war ungeeignet, man brauchte ein spezielles Saugpapier, auf dem die Farbe schnell trocknete. Diese Apparate druckten mit atemberaubender Geschwindigkeit etwa 3-4.000 Exemplare in der Stunde. Zusatzgeräte waren dann sogar in der Lage, die in Fächern gesammelten Blätter zusammenzulegen und zu heften. Ich besitze aus den ersten Jahren meiner beruflichen Tätigkeit solche Werke, die durchaus noch ansehnlich sind.

Kurz danach gab es aber auch schon echte Fotokopierer im wahrsten Sinne des Wortes. Flache graue Apparate, in denen spezielles Fotopapier in einem Säurebad entwickelt wurde, das in wenigen Minuten trocknete. Selber machen durfte man das nicht, aber der abgeordnete Mitarbeiter ließ uns gern mal zugucken. Die Säuredämpfe waren ebenfalls, aber in durchaus gesundheitsschädlicher Weise „atemberaubend“.

Brauchte man schnell mal ein paar Kopien, musste in diesen Jahren eine vom Chef abgezeichnete Genehmigung haben und tippelte dann durchs Haus zur Druckerei, die aber nie Zeit hatte, jedenfalls wurde immer gezetert, erinnere ich mich.

Mitte der 1970er Jahre arbeitete ich vorübergehend in unserer Mannheimer Dependance. Dort bekamen wir den ersten einigermaßen praktikablen Kopierapparat von Xerox, den auch der Normalangestellte ohne Schulung bedienen konnte. Wie diese Dinger funktionieren, ist mir letztlich egal, aber sie liefern ruckzuck gestochen scharfe Kopien in schwarz/weiß. Angeblich wird Rußpulver verwendet, das auf einer sehr heißen Trommel praktisch aufs Papier eingebrannt wird – so muss sich das Klein-Fritzchen wohl vorstellen. Der Apparat in Mannheim hatte die Ausmaße eines normalen Kühlschranks und konnte sogar sortieren. Die Kopien wurden in Fächern übereinander abgelegt, man brauchte sie dann nur noch selber zu heften. Eine tolle Arbeitserleichterung.

Die Bürokopierer arbeiten heute noch nach diesem Prinzip. Das scheint das Non-plus-ultra zu sein, aber an den Ausstattungsmerkmalen hat sich vieles getan. Da gibt es spezielle Druckershops, in denen man sie manchmal sogar bestaunen kann. Sie drucken Kleinauflagen von Broschüren doppelseitig und sogar in Farbe und heften sie auch. Sie können mit Papiervorlagen aber auch mit elektronische Dateien gefüttert werden, also es bleiben keine Wünsche offen, wenn es um die Machbarkeit der gewünschten Details geht.

Unsere kleine Zeitschrift, die wir vier Mal im Jahr herausgeben und verteilen, wird bei „staples“ in HH-Langenhorn gedruckt. Für 200 Exemplare, fertig zum Ausliefern, braucht man etwa 1 Stunde. Und der Preis ist auch tragbar – wir bezahlen ihn aus unserer Kaffeekasse!

 

Bei den Krabbenpulerinnen

Vorlesen lassen

 

von Hans Meier erstellt am 22.08.2006

Ich weiß noch als ich das erste Mal Anfang der 1960er Jahre zu Besuch nach Büsum zu meinem Opa kam. Er war Krabbenfischer von Beruf. Ich war man nur`n lütten Dutt und ging noch nicht in die Schule.
Mein Opa wohnte in einem alten Strohdachhaus fast am Deich. Heute ist da die moderne Einkaufstraße von Büsum. Damals hatte er noch Pflastersteine vor der Haustür und auch am Seiteneingang, der zum Hinterhof führte.
Opa und meine Mutter hatten etwas zu bereden und ich sollte deswegen aus dem Wohnzimmer. Sie schickten mich zum Hinterhof, zu den Krabbenpulerinnen. Vor mir im Freien stand ein Küchentisch mit einem riesigen Berg voller Krabben darauf. Ich hatte noch nie in meinem Leben Krabben gesehen, und die vier oder fünf Frauen, die am Tisch saßen, holten aus den Tierchen auch noch was raus, genauer konnte ich das aber nicht sehen, die Finger waren viel zu schnell. Eine Frau zeigte mir dann ganz langsam wie sie die Krabbe drückte, drehte, umbog und ein Würmchen aus der Schale hervorzauberte und bot es mir zu essen an.
Nee, das wollte ich nicht.
Doch dann sah ich, wie sie es selber in ihren Mund steckte und genüsslich aß. Die anderen taten das Gleiche, demonstrativ zeigten sie mir, wie gut es schmeckte. Nun war ich aber doch neugierig geworden, nahm mir eine hingehaltene Krabbe und aß vorsichtig, prüfend. Ja, das schmeckte lecker, dann bekam ich noch eine, und noch eine, von den anderen Frauen auch. Nun weiß ich nicht mehr wie viele es waren, denn auf einmal sagte die Frau, die mir das erste Mal eine Krabbe gegeben hatte: „So, nun muss aber Schluss sein“. Das konnte ich aber nicht verstehen, da war doch noch dieser riesige Berg voller Krabben auf dem Tisch. Wie sollte ich damals auch wissen, dass den Frauen der Fang nicht gehörte und ich sie von der Arbeit abhielt. Ich werde wohl ein ziemlich trauriges Gesicht gemacht haben, denn eine andere Pulerin griff in die Tasche und gab mir eine Mark in die Hand. Ich sollte mir was Schönes kaufen, meinte sie, die anderen fanden, das wäre zu viel Geld, aber sie sagte nur, das wäre in Ordnung so. Ich soll denn ja auch schön die große Holztür wieder hinter mir schließen, wenn ich auf die Straße gehe, und nur auf dieser Straße bleiben, um mir was schönes für die Mark zu kaufen.
Nur kam ich nicht weit, schon am zweiten Geschäft klebte ich an der Schaufensterscheibe des Fischgeschäftes. Ich ging hinein bis zum Tresen, die Verkäuferin fragte, was ich denn haben möchte. In meiner kleinen Hand hatte ich dieses große Markstück und reichte erst mal, auf Zehenspitzen stehend, dieses Geldstück der Verkäuferin und dann sagte ich erst, dass ich die Krabben haben wolle, die im Schaufenster lagen. Sie bot mir zwar gepulte an, aber die wollte ich nicht.
Schon auf dem Rückweg war ich ganz ungeduldig und konnte gar nicht schnell genug zu Opas Haus laufen. Die Frauen guckten ganz erstaunt. Ich hatte eine große durchsichtige Plastiktüte mit ungepulten Krabben direkt neben den Berg von Krabben auf den Tisch gestellt.
Eine Frau lachte, die anderen blickten die Tüte an. Eine sagte: „Das schöne Geld!“ Eine andere darauf: „Lass ihn doch, war ja seine Mark“. „Und pulen sollen wir die wohl auch noch“, sagte eine dritte. Ich war mir trotzdem keiner Schuld bewusst. Ich sollte später wieder kommen, dann wären sie fertig.
Endlich meine eigenen Krabben, die nur mir gehörten!
Später als sie fertig waren, riefen sie nach mir. Da lag er nun, mein Haufen gepulter Krabben, nur ein kleines Häuflein von der Riesentüte ist übriggeblieben. Misstrauisch guckte ich die Frauen an. Ich konnte nicht glauben, dass nur so wenig davon übriggeblieben sein sollte. Trotzdem, nachdem ich sie alle verspeist hatte, war ich pappsatt.

 

Handvermittelt

von Heinz Münchow

Als angehende Nachwuchskräfte im fernmeldetechnischen Dienst der Deutschen Bundespost hatte ich auch in die Telefon-Vermittlung hineinzuschnuppern, nicht nur in die Technik, sondern auch in die Tätigkeiten „Fräulein – vom – Amt“. Anfang der 50er Jahre werden die Ortsgespräche schon seit längerer Zeit durch Selbstwahl hergestellt; die Ferngespräche müssen jedoch beim „Fernamt“ angemeldet werden.

Und so hockten ich in Reih' und Glied mit den Damen und lernten auch die vorgeschriebenen „Redewendungen“, die mir großen Spaß machten (z.B. Der Verlangte antwortet nicht, - Der Anschluss ist besetzt ... ) Für manche Anrufer war es ungewöhnlich, beim Fernamt von einer Männerstimme begrüßt zu werden. Es kam vor, dass jemand vor Schreck sagte: „Oh, falsch verbunden“ und wieder auflegte. Am Aufregendsten fand ich Anrufe von „Münzfernsprechern“. Man musste den Anrufer veranlassen, die Gebühr für ein „3-Minuten-Gespräch“ im voraus zu entrichten. Zur Kontrolle der Zahlung waren in den „Münzern“ sogenannte Klang-Mikrofone eingebaut. Man konnte die eingeworfenen Münzen sehr genau unterscheiden.

Und eines Morgens hatte mein Kollege Karl-Heinz einen Anruf vom „Münzer“! Er ließ den Anrufer zahlen, stellte die Verbindung her - und vergaß den Vorgang. Nach vielleicht 10 Minuten - oh Schreck - bemerkte er das Versäumnis. Nach 3 Minuten hätte er mit den Worten „Sprechen Sie noch?“ in die Verbindung eintreten und ggf. für weitere 3 Minuten kassieren müssen! Jetzt war er von sich selbst so geschockt, dass er nur noch sagen konnte: Jetzt ist es aber genug!“ und die Verbindung trennte.

Die „Fräulein-vom-Amt-Ära“ wurde Mitte der 50er Jahre durch den „Selbstwähl-Ferndienst“ abgelöst.

 

Ferien-Zeit, Ernte-Zeit! (1948-1950)

von Edith Kollecker

Ich war damals 15-16 Jahre alt! Weil wir Kinder auf dem Lande, im Sommer nach der Schule, immer aufs Feld mussten, sei es Torf ringen, Rüben hacken, oder Heu umwenden, unsere Sommerferien waren ausschließlich der Landwirtschaft gewidmet.

Die Eltern meiner Schulkameraden hatten alle kleine Bauernhöfe, die nur mit den eigenen Kindern bewirtschaftet wurden. Ich wohnte zu der Zeit mit meinen Eltern auf einem kleinen Gut und musste dort in den Ferien auch arbeiten, um zu unserem Lebensunterhalt beizutragen.

Morgens um sieben wurden wir mit einem Leiterwagen aufs Feld gefahren. Das Gut hatte sehr große Flächen Getreide angebaut. Den Anfang machten Männer mit einer Sense. Sie mähten erst eine Schneise, damit später der Selbstbinder eingesetzt werden konnte. Ich harkte mit einer Holzharke die von den Männer abgemähten Halme zusammen, die dann von älteren Frauen zu Garben zusammengebunden wurden. Wurde dann der Selbstbinder eingesetzt, machte er diese Arbeit alleine. Die Garben lagen in Reihen auf dem Feld. Wir nahmen dann in jede Hand eine Garbe und stellten sie zu Stiegen (Hocken) zusammen. Es gehörten immer zwei Personen dazu, so wurden sie schräg aneinander gestellt, 8-10 Garben gehörten zu einer Stiege. Nun konnte das Korn trocknen und in der Zwischenzeit wurde das Heu eingefahren. Nach einiger Zeit begann dann die Einfuhr von Weizen, Hafer und Roggen. Alles musste in die Scheune gebracht werden. Die Männer haben die Wagen, mit den Pferden davor, auf dem Feld beladen und fuhren sie vor die Scheune.

Da ich nicht so kräftig war, musste ich die Garben in der Scheune entgegennehmen, die mir zwei kräftige Frauen vom Wagen aus zureichten und ordentlich packen. Da ich mich furchtbar vor den dicken, gelben Spinnen ekelte, die sich in großer Zahl im Korn eingenistet hatten, hatte mein Vater Erbarmen und ich durfte dann die Wagen vom Feld zur Scheune fahren, was mir wesentlich mehr Spaß machte. So endeten unsere Sommerferien.

In den Herbstferien war es dann ebenso. Dann begann die Kartoffelernte. Der Kartoffelroder fuhr die Kartoffelreihen entlang und schleuderte die Kartoffeln 2 Meter auseinander, die dann von uns aufgesammelt werden mussten. Wir sammelten sie in Kiepen, zwei Männer schütteten diese auf den Pferdewagen und gaben uns dafür eine Marke, die wir dann im Büro gegen Geld eintauschten. Vom vielen Bücken bekam ich Kopf- und Rückenschmerzen, die sich dann durch das gute Mittagessen und zum Kaffee den schönen Streuselkuchen etwas milderte. Leider aß ich dann so viel davon und bekam beim nächsten Bücken Bauchschmerzen.

Das waren dann unsere Herbstferien.

 

Schornsteinfeger bringen Glück

von Hans Meier erstellt am 22.08.2006

Unser altes Badezimmer musste dringend renoviert werden. Die Einrichtung stammte noch aus uralter Zeit. Jetzt, in den Siebzigerjahren in Quickborn-Heide, wurde es auch mal Zeit. Meine Eltern rätselten, wie sie am besten alles rausreißen und trotzdem das „tägliche Geschäft“ verrichten konnten.

Da kam meiner Mutter eine gute Idee. Ein Campingklo wurde gekauft und hinter dem Haus an der Wand aufgestellt, so dass es keiner sehen konnte. Nun konnten die Abrissarbeiten im Badezimmer beginnen, und wie es so ist mit den Planungen, die Arbeiten verzögerten sich. Für mich war dies aber nicht schlimm, denn an das Außenklo hatte ich mich gewöhnt.
Eines Tages, ich kam gerade nach Hause, die Schule war aus, und meine Mutter war nicht da, da kam der Schornsteinfeger angeradelt. Als ich ihm sagte, dass meine Mutter nicht da wäre, schaute er etwas enttäuscht.

Er ging um unser Haus herum und fragte, ob ich eine Leiter hätte. Dies verneinte ich. Wohl um den weiten Weg nicht noch einmal per Rad zu machen, so denke ich, gab er nicht auf, denn da, wo das Außenklo stand, war das Dach sehr niedrig. Denn er schaute zum Dach und Klo ein paarmal hoch und runter.

Nun war klar, er wollte das Klo als Tritthilfe nehmen, um auf das niedrige Dach zu kommen, um dann den Schornstein zu reinigen. Er trat mit seinem Bein auf den Klodeckel, nahm Schwung, um sich hochzuangeln, und es krachte. Der, ich glaube, aus Bakelit bestehende Klodeckel hatte ein Loch bekommen!

Das Bein des schwarzen Mannes war bis zum Knie in dem übergroßen Eimer versunken. Hastig versuchte er, es aus dem gut gefüllten Behältnis herauszuziehen. Als er sein Bein hochgehoben hatte, sah man das ganze Malheur!

Schräg hing der Klodeckel unter seinem Knie herab, die Wade verhinderte ein Runterrutschen des Lokusdeckels am nassen Bein. Das war zu viel für mich. Brüllend vor Lachen sank ich auf die Knie und kippte dann seitlich kraftlos um. Ich lachte, bis mir die Tränen kamen. In Luftnot sah ich noch das angewiderte Gesicht, wobei er versuchte, mit dem Bein auf und ab zu schaukeln, um den ekligen Deckel loszuwerden. Auf seinem Schuh wippte ein Streifen Papier im Takt mit, die Umgebung war mit kleinen braunen Punkten besät.
Kaum hatte ich wieder Luft bekommen, lachte ich wieder bis zur Atemnot. Hatte er doch noch Glück, die festen Stoffe waren ja zu Boden gesunken. Es nützte ihm nichts, er musste den nassen Deckel anfassen, um ihn vom Bein zu bekommen. Hurtig ging er zu seinem Fahrrad, sagte noch „da gäbe es gar nichts zu lachen“ und fuhr schnell davon.

Kurze Zeit später kam nun endlich auch meine Mutter nach Hause. Ließ sich das Unglück von mir erklären und nahm sofort das Telefon. Ich weiß nicht mehr, wen sie am Hörer hatte, aber meine Mutter klang sehr empört. Sie erzählte vieles durcheinander, so dass es sich anhörte, als wenn der Schornsteinfeger in ein Klo eingebrochen wäre, so durch das Dach. Naja, er wurde bestimmt ordentlich bei seinen Kollegen empfangen, und das Geld für das Klo wurde uns auch ersetzt.

Schornsteinfeger bringen eben Glück!

 

Ein Frisör der alten Schule

von Hans Meier erstellt am 29.05.2006

Mein Ziel war das Städtische Krankenhaus in Kiel, um dort einen Besuch zu machen. So fuhr ich rechtzeitig los und war schneller als erwartet dort angekommen, denn das Krankenhaus war in unmittelbarer Nähe an der Autobahnausfahrt von Kiel nach Hamburg.
Da ich eigentlich schon seit Wochen meine Haare schneiden lassen wollte, nutzte ich die freie Zeit bis zu meinem Besuch, um in Krankenhausnähe einen Frisör aufzusuchen. Ich versuchte mein Glück in den Nebenstraßen. Erst später sah ich, dass direkt vor dem Krankenhaus ein Frisör gewesen wäre. Als ich nach gut 15 Minuten in der Langenbeckstraße diesen gefunden hatte, öffnete ich die Tür, und hatte sie noch nicht ganz geschlossen, da blickte ich erstaunt in den Raum.

So etwas hatte ich noch nie gesehen, dieser Frisörsalon war in dem Stil der fünfziger Jahre eingerichtet. Es war keine Menschenseele zu sehen, die uralten Sitzmöbel waren leer. Alte Waschbecken, Spiegel, Glasschränke und Frisörstühle die in einer Reihe standen, versetzten mich in eine Zeit, die es mal gab. Hier ist die Zeit stehen geblieben, dachte ich und war etwas irritiert, ob ich hier überhaupt richtig bin.

An der Wandseite öffnete sich eine Tür und ein sehr alter Mann trat in den Raum herein und begrüßte mich und fragte, was ich denn wolle. „Einmal Haare schneiden“, sagte ich. Er nickte und zog sich eine weiße Jacke an, deren Schnittmuster wohl auch aus einer anderen Zeit stammte. Ich nahm auf dem bequemen Stuhl Platz und mir wurde eine Schürze aus dickem Stoff umgehängt. Vor mir war ein altes Waschbecken, links und rechts der Holztresen, der schon recht stark abgenutzte Gebrauchsspuren aufwies. Jetzt erst bemerkte ich auch die uralten Hornkämme neben dem Waschbecken. Er nahm einen Kamm, eine Schere und wollte von mir genau wissen, wie ich meine Frisur haben wollte.

Er begann zu schneiden, nun bemerkte ich dass seine Hand doch etwas zittrig war, und sein Sehvermögen nicht mehr so gut, denn sein Kopf war recht nahe am Geschehen. Er atmete etwas schwer und häufig, doch ich sah ihn in voller Konzentration seine Arbeit machen. Ich war so angetan von seinem Tun, den mir unbekannten Instrumenten, deren Funktion ich nur erahnen konnte und dem Flair des Raumes, dass es mir große Freude machte, dort zu sitzen.

 

Beim Frisör, 700 DM koste in den 50er Jahren dieser Frisörschrank

 

Nun legte er Kamm und Schere ab und griff mit der Hand in die Luft. Ich sah im Spiegel, dass hinter mir ein langes Seil quer über den Raum gespannt war. Ein alter klobiger Elektromotor hing an einem Kabel herab. Mittels einer Rolle konnte er zu jedem Stuhl im Raume gezogen werden. Dieser Motor trieb eine Welle an, wie wir sie von einem Zahnarztbohrer her kennen. Nur dass dieser den elektrischen Haarschneider antrieb. Mit überraschend leisem Motorgeräusch setzte er seine Arbeit fort. Links neben mir öffnete er eine alte klapprige Schublade, wo mehrere übergroße Haarschneideköpfe waren und wechselte sie. Ich sagte noch, dass ich es wunderbar fände, dass er noch mit so alten Geräten arbeitet, wo doch alles so modern wäre. „Ja, das taucht alles nichts“, bekam ich zu Antwort. Fasziniert von diesen Menschen bemerkte ich mich jetzt erst im Spiegel. Ich lächelte die ganze Zeit, meine Augen freuten sich. Ich freute mich über diesen Menschen, dass er, in seinem hohen Alter noch arbeiten darf, dass er für gute Arbeit seinen Lohn bekommt. Es sei hier meine Frage vorweggenommenen, die ich ihm am Schluss gestellte hatte, wie alt er denn wäre. Ich war völlig platt, als er mir sagte, dass er 93 sei.
Meine Besorgnis, dass unter seiner zittrigen Hand meine Frisur leiden könnte, hatte sich nicht erfüllt. Doch jetzt, wo er fast fertig war, griff er in eine Schublade und holte ein Rasiermesser raus. Mir wurde ganz anders, mein Kopf guckte gerade aus zum Spiegel, doch mit den Augen schaute ich nach links, wo er mittels eines alten Lederriemens dieses Rasiermesser hin und her wetzte. Völlig regungslos sah ich, wie seine zitternde Hand die restlichen Haare aus meinem Nacken kratzte. Dieses Messer hatte schon angelaufene Patina. Es machte jedenfalls keinen glänzenden Eindruck. Nun entdeckte er hinter meinem linken Ohr ebenfalls Handlungsbedarf. Er klappte die obere Ohrhälfte um. Ich hielt den Atem an, seine zitternde Hand kam näher und kurz vor Berührung der Haut wurde sie völlig ruhig, und er kratzte die restlichen Haare weg. Als das überstanden war, brauchte ich nur noch mein zweites Ohr ruhig halten. Als er dann das Rasiermesser einklappte, atmete ich entspannt aus.

 

Beim zweiten Besuch mit Kamera gut zu sehen: Die Kasse, die alten Haarschneider, der am Seil hängende Haarschneidermotor und der freundliche Frisör Kurt Ehleben.

 

Nun nahm er wieder den alten Hornkamm, kämmte mir die Haare, holte einen sehr kleinen Handspiegel und zeigte mir von allen Seiten seine Arbeit. Ich war begeistert, alles perfekt, der Mann verstand sein Handwerk trotz seines Alters. Als ich später von meiner Frau die Frisur bewundern ließ, meinte sie, dass ich am Hinterkopf bis oben hin, ja gar keine Haare mehr hätte. Jetzt wusste ich auch, was der Frisör meinte, als er sagte, dass ich jetzt ja man wieder vernünftig aussähe.

Nun kam die nächste Überraschung, er stand an der Ausgangstür und wollte seinen Lohn erhalten. Ich glaubte nicht richtig zu hören, 7,50 Euro wollte er nur haben.
Natürlich ist mir seine Freude nicht entgangen, als er mich das erste mal sah, dass er vielleicht endlich mal wieder einen Kunden hatte. Wer weiß schon, wie viele Leute überhaupt noch zu ihm kommen? Seine Leidenschaft beim Haareschneiden, die mir große Freude beim Zusehen bereitete. All das ging mir durch den Kopf. Klar, dass er von mir einen 10 Euroschein bekam, der Rest war Trinkgeld. Erst war er ein wenig ungläubig, dann schaute er mich an und freute sich.

Noch Tage danach dachte ich an diesem Erlebnis. Wieder einmal hat mir mein Schicksal in eindrucksvoller Weise gezeigt, das Vorurteile einen vom richtigen Leben abhalten können. Was wäre gewesen, wenn ich im Salon auf der Stelle kehrt gemacht hätte, was ich einen Augenblick lang auch tun wollte? Ich hätte viel versäumt.

Wenn Sie mal wieder in Kiel was zu tun haben, lassen Sie sich dieses 50er Jahre Ambiente nicht entgehen. Ich jedenfalls fahre das nächste Mal wieder hin.

 

Ferienzeit, Erntezeit!

von Edith Kollecker, 7. Oktober 2003

Ich war damals 15-16 Jahre alt. Weil wir Kinder auf dem Lande im Sommer in den Schulferien immer mit aufs Feld mussten, sei es, um Torf zu ringen, Rüben zu hacken oder Heu umzuwenden, verbrachten wir unsere Sommer- und schließlich auch unsere Herbstferien ausschließlich in der Landwirtschaft.
Viele Eltern meiner Schulkameraden hatten kleine Bauernhöfe, die nur mit den eigenen Kindern bewirtschaftet wurden. Ich wohnte zu der Zeit mit meinen Eltern auf einem etwas größeren Gut, musste aber dort in den Ferien auch mitarbeiten, um so zu unserem Lebensunterhalt beizutragen.
Morgens um sieben Uhr wurden wir mit einem Leiterwagen aufs Feld gefahren. Das Gut hatte sehr große Flächen Getreide angebaut. Den Anfang machten Männer mit einer Sense. Sie mähten erst eine Schneise, damit später der Selbstbinder eingesetzt werden konnte. Ich harkte mit einer Holzharke die von den Männer abgemähten Halme zusammen, die dann von älteren Frauen zu Garben zusammengebunden wurden. Wurde dann der Selbstbinder eingesetzt, machte er diese Arbeit alleine. Die Garben lagen in langen Reihen auf dem Feld. Wir nahmen dann in jede Hand eine Garbe und stellten sie zu Stiegen (Hocken) zusammen. Es gehörten immer zwei Personen dazu, so wurden sie schräg aneinander gestellt, 8-10 Garben gehörten zu einer Stiege. Nun konnte das Korn trocknen. In der Zwischenzeit wurde das Heu eingefahren.
Nach einiger Zeit begann dann das Einfahren von Weizen, Hafer und Roggen. Alles musste in die Scheune gebracht werden. Die Männer haben die Wagen, mit den Pferden davor, auf dem Feld beladen und fuhren sie vor die Scheune.
Da ich nicht kräftig war, musste ich die Garben in der Scheune entgegennehmen, die mir zwei kräftige Frauen vom Wagen aus zureichten und ordentlich packen. Da ich mich furchtbar vor den dicken, gelben Spinnen ekelte, die sich in großer Zahl im Korn eingenistet hatten, hatte mein Vater Erbarmen und ich durfte dann die Wagen vom Feld in zur Scheune fahren, was mir wesentlich mehr Spaß machte. So endeten unsere Sommerferien.
In den Herbstferien war es ebenso. Dann begann die Kartoffelernte. Der Kartoffelroder fuhr die Kartoffelreihen entlang und schleuderte die Kartoffeln 2 Meter auseinander, die von uns dann aufgesammelt werden mussten. Wir sammelten sie in Kiepen. Zwei Männer schütteten sie auf einen Pferdewagen und gaben uns dafür eine Marke, die wir im Büro gegen Geld eintauschten. Vom vielen Bücken bekam ich Kopf- und Rückenschmerzen, die sich aber durch das gute Mittagessen und zum Kaffee den schönen Streuselkuchen etwas milderten.
Oftmals aß ich zuviel davon und bekam dafür beim nächsten Bücken Bauchschmerzen.
Das waren dann unsere Herbstferien.

 

Oma, der Abwasch und die Ziegen

von Annemarie Lemster erstellt am 09.02.2007

Bei meinen Großeltern wurde der Abwasch nicht wie heute in der Geschirrspülmaschine gemacht. So etwas gab es damals noch nicht, zu der Zeit war alles noch Handarbeit. Oma stellte zwei große weiße, mit einem blauen Rand geschmückte Emailleschüsseln auf den Tisch. In beide Schüsseln kam heißes Wasser. Dahinter legte sie ein dickes Geschirrtuch. Nun wurde gespült. Spülmittel wurden nicht benutzt, mir ist auch nicht bekannt, ob es so etwas damals schon gab.
Zuerst wusch Oma die Gläser in der einen Schüssel ab, spülte sie in der anderen nach und stellte sie dann auf das Tuch zum Abtropfen. So ging es in der Reihenfolge der Beschmutzung des Geschirrs fort. Langsam wurde das Wasser in der ersten Schüssel immer trüber und der Fettrand immer dicker. Mit den Töpfen und Pfannen wurde der Abwasch beendet. Das Wasser aus der zweiten Schüssel wurde in den Ausguss geschüttet. Mit der ersten Schüssel, die sie fest an ihre dunkelblaue Schürze drückte, ging Oma nach draußen in den Ziegenstall. Dort freuten sich immer die Ziegen auf diese „Köstlichkeit“. Dieses - für mich war das „Dreckwasser“- tranken die Vierbeiner gerne. Oma sagte mir, „...mein Mädchen, in dem Wasser ist Fett und auch ein bisschen Salz von den Speisen, das mögen unsere Ziegen.“
Heute werden diese Bestandteile durch Spülmittel neutralisiert. Keine Ziege würde dieses Wasser noch saufen.

 

Wäschewaschen auf dem Hof

von Annemarie Lemster erstellt am 20.02.2007

In unseren ersten drei Ehejahre wohnten wir in einem Zimmer ohne Wasser. Wie waren wir glücklich. 1958-59 waren Wohnungen Mangelware. Viele junge Familien wohnten noch bei den Eltern, was oft zu Spannungen führte. Zu dem Jung und Alt kam noch der beengte Wohnraum hinzu. Wir hatten es gut getroffen, wir bekamen von einem Onkel von mir ein Zimmer und dieses war dann unser erstes kleines Reich. Was machte es da, wenn das Wasser aus dem Keller geholt werden musste.
In unserem Küchenschrank war unten Platz für zwei Wassereimer und diese wurden immer aus dem Keller mit Wasser befüllt. In einer Ecke war Platz für den so genannten Waschhocker, unten waren Schubladen und der Deckel oben war hochzunehmen. Dort war die Waschschüssel untergebracht. Dieses war unser kleines Waschparadies. Wir fühlten uns sehr wohl in diesem beengten Raum und wurden auch von einigen meiner Freundinnen beneidet, denn sie mussten noch bei den Eltern wohnen.
Es gab da aber doch etwas, wo keiner mit mir tauschen wollte. Das Wäschewaschen. Da sich auch recht schnell Nachwuchs eingestellt hatte, gab es viel Wäsche. In einem Einkochtopf kochte ich die weiße Wäsche auf einem mit Holz und Kohle befeuerten Herd. Während dieser Zeit stellte ich mir Wannen auf den Hof und holte Wasser aus dem Keller. Auf dem Hof gab es eine alte Bank, diese diente mir als Untergestell für meine Waschwanne. Kochte meine Wäsche, trug ich sie über den Flur nach draußen und goss sie in die Wanne. Nun kam das gute alte Waschbrett zum Einsatz. Nach kräftigem Rubbeln wurde jedes einzelne Stück kräftig ausgewrungen und in eine mit Wasser befüllte Wanne zum Spülen geworfen. Nach zwei- bis dreimaligen Spülen kam die nun schön saubere Wäsche auf die Wäscheleine. In die Lauge der Weißwäsche kam jetzt das Bunte. Strümpfe wurden als Letztes gewaschen. Das gebrauchte Wasser musste dann in eine Sickergrube gegossen werden. Waschen als solches fand ich gar nicht so schlimm, so lange nur das Wetter gut war. Bei Regen und im Winter war es schon eine große Belastung. Sollte es mal regnen und die Wäsche konnte draußen nicht getrocknet werden, so spannte ich über Nacht Leinen in unserem kleinen 20 qm großen Raum und trocknete dort.
Heute denke ich oft an diese Zeit zurück, nie mit Groll, es war eben so. Wir waren glücklich und zufrieden, mit bald vier Personen, in unserer ersten kleinen Wohnung ohne Wasser.







 

Wünsche kann man sich nur ...

Annemarie Lemster erstellt am 03.10.2004

1947, neunjährig, wusste ich wohl, was Taschengeld war, nur bekommen habe ich keines. Das Geld war überall knapp und wurde für wichtigere Dinge gebraucht. So langsam gab es aber Kleinigkeiten, die auch ein Kind gern gehabt hätte.
Mein großer Wunsch war damals ein Stundenlutscher. Heute sagt man Lolly dazu. Diese standen bei „Bertchen“, einem „Tante-Emma“-Laden, in einem großen Glas auf dem Tresen.
Wie kam ich nur an Geld, um mir diesen Wunsch zu erfüllen? Die Möglichkeit bekam ich durch Pferdeäpfelsammeln!
Für einen Handwagen voll dieses edlen Düngers bekam ich 50 Pfennig. Mit Kehrschaufel und Handfeger zog ich los.
Wenn es 1947 auch noch nicht so viele Autos gab und der Bauer noch mit Pferd und Wagen durch den Ort fuhr, so war es doch sehr mühselig, einen Handwagen voll Pferdeäpfel zu sammeln.
Tritt man einmal in einen dieser Äpfel, so ist er immer viel zu groß. Liegt aber einer in dem Handwagen, ist er winzig klein. Ich glaube, ich habe damals bloß 2,00 Mark verdient.
So gut waren nun „Bertchens“ Stundenlutscher auch nicht.
Diese Geschichte des damaligen Geldverdienens hatte vor kurzer Zeit ein Journalist in seiner Zeitung verwandt. Es ist ihm leider ein Fehler unterlaufen. In der Zeitung las ich: „...sie bekam für e i n e n Pferdeapfel 50 Pfennig.“
Er hatte angenommen, es sei ein Übermittlungsfehler, das mit dem Handwagen voll, und machte deshalb einen Apfel daraus.
Dieser junge Journalist konnte nicht wissen, was 50 Pfennig damals für einen Wert darstellte.

 

Müllabfuhr

von Fritz Schukat

Früher war alles irgendwie anders, auch die Müllabfuhr. Die Müllcontainer hießen einfach Müllkästen und sie waren auch nicht aus Plastik sondern aus Zinkblech, und sie waren auch größer. Es machte ihnen auch nichts aus, wenn mal heiße Asche hineingekippt wurde.
Ich erinnere mich, dass in den ersten Jahren nach dem Krieg in Berlin noch Pferdegespanne mit Spezialwagen herumfuhren, um die Müllkästen zu entleeren. Die Begleitmannschaft bestand nach meiner Erinnerung aus fünf Mann, und zwar aus zwei Männern, die mit stabilen Karren die Behälter aus den Höfen zum Fahrbahnrand brachten und weiteren zwei Männern, die mit vereinten Kräften die Kästen an den beiden Bügelgriffen, die an den Seiten auf halber Höhe angebracht waren, in eine Halterung einhakten. Wie der Inhalt der Behälter dann in den Bauch des Sammelfahrzeugs kam, weiß ich nicht mehr, vielleicht durch Gegengewichte oder eine Kurbel, auf jeden Fall landeten die leeren Blechkästen mit einem gewaltigen Knall wieder auf dem Pflaster, so dass der Deckel sich leicht anhob und geräuschvoll zuklappte. Es kamen auch nicht dieselben Kästen nach der Entleerung zurück, die Müllmänner hatten die bereits geleerten vom Nachbarhof auf ihren Karren und tauschten sie einfach gegen die vollen aus, sonst hätten sie ja zweimal auf die Höfe fahren müssen.
Durch die braune Asche des Hausbrands waren die meisten Müllkästen bereits typisch verfärbt, jedenfalls konnte man die eigentliche silberne Farbe des Zinkblechs in der Regel nicht mehr erkennen. Übrigens, etwas anderes als Asche kam auch kaum in die Müllkästen, denn es wurde fast alles verbrannt, auch normale Küchenabfälle, wie z.B. Kartoffelschalen. Damit soll es sogar eine besondere Bewandtnis gehabt haben, denn wenn man Kartoffelschalen verbrannte, soll das eine reinigende Wirkung auf die Schornsteine gehabt haben. Ob das die Mieter der Wohnungen in den typischen Berliner Mietskasernen wussten, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Die bulligen Zugpferde der Müllfahrzeuge hatten meist hübsche Geschirre an und wurden bestimmt liebevoll gepflegt. An den Deichselspitzen hing auch manchmal ein Eimer mit Futter oder Wasser, so genau weiß ich das nicht mehr. Der Kutscher auf dem Bock blieb dort immer sitzen. Er hatte offenbar nur die Aufgabe, das Gespann ordentlich zu führen.
Überhaupt hat man Pferdegespanne in Berlin, in der Nachkriegszeit recht oft gesehen, nicht nur kleine Krauter, die sich nur ein Pferd leisten konnten, sondern vielfach waren es die Brauereien, die ihr Bier manchmal sogar mit einem Vierergespann ausliefern ließen.
Irgendwann Mitte der 1950er Jahre kam dann aber das Aus für die Pferdegespanne der Müllabfuhr. Die ersten Müllmänner fuhren dann motorisiert durch die Gegend und das typische Geräusch, das die Pferdehufe auf den Pflastersteinen machten, verstummte für immer.
erstellt im Februar 2010

Recherche:
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Berlin zu zwei Dritteln zerstört, die Kanalisation funktionsunfähig und die Müllabfuhr zum Erliegen gekommen. Die sowjetische Militäradministration erließ den Befehl, dass die Bevölkerung nach besten Kräften "zur Müllbeseitigung und Sauberhaltung der Straßen und Häuser" (Curter 1996, S. 35) beitragen sollte. Noch im selben Jahr wurde die „Großberliner Straßenreinigung und Müllabfuhr“ gebildet. Außerdem beseitigten in der ganzen Stadt insbesondere Frauen, die sogenannten "Trümmerfrauen", einen Großteil des Bauschutts.
Mit der politischen Teilung der Stadt 1948 trennten sich auch die Müllabfuhr und Straßenreinigung. In Ost-Berlin blieb es bei der "Großberliner Straßenreinigung und Müllabfuhr", während in West-Berlin die "Berliner Stadtreinigung" (BSR) entstand. Um den Haus- und Straßenmüll zu beseitigen, ging man in den beiden Stadthälften unterschiedliche Wege. In West-Berlin setzte man auf Verbrennung und Deponierung, doch in Ost-Berlin wurde das SERO-System (Sekundärrohstoff) zur Wiederverwertung von Altpapier, Glas und Schrott geschaffen.
aus verschiedenen Quellen
fsch, 2/2010

 

Die Macht der Gewohnheit

von Uwe Neveling erstellt am 13.04.2011

Es muss im Februar 1961 gewesen sein. Vor einem Monat war ich nach Hamburg gekommen. Man hatte mir ein spärlich möbliertes Zimmer bei einer alten Dame in Bahrenfeld vermittelt. Die Vermieterin sah ich nur einmal im Monat bei Übergabe der Zimmermiete. Sie kränkelte, und ich machte mir Sorgen, dass ihr etwas passieren könne. Das war nicht ganz abwegig, denn in der ganzen Wohnung roch es unangenehm nach Medikamenten. Ich war daher froh, wenn ich sie bei der Mietübergabe noch lebend sah.

Ich fuhr damals mit der Straßenbahn in die Firma. Bahrenfeld-Trabrennbahn war Endstation der Linie 11. Da stieg ich jeden Morgen ein. Ich fuhr dann bis zum Karl-Muck-Platz. Ich hatte mich zwischenzeitlich mit Arbeitskollegen angefreundet, mit denen ich gelegentlich die Abende verbrachte. Oftmals erwischte ich noch die letzte Bahn Richtung Bahrenfeld. Gestern war es wieder Mal spät geworden. Ich wachte am Morgen auf. Mein kleiner Reisewecker zeigte auf halb neun. Ich hatte verschlafen. Ich sprang aus dem Bett, gönnte mir eine Katzenwäsche mit Blitzrasur und eilte zur Haltestelle. Die Linie 11 stand abfahrtbereit, so als hätte sie auf mich gewartet. Ich stieg ein. Die sonst volle Bahn war halbleer. Da ich noch nie so spät am Morgen mit der Bahn gefahren war, hielt ich das für normal. Eine halbe Stunde später erreichte ich mein Fahrziel. Ich eilte zur Firma. Die Pförtnerloge war besetzt. Der Pförtner sprach mich an und fragte mich, was ich am Sonntag in der Firma zu suchen hätte. Da wurde mir klar, dass mich die Macht der Gewohnheit aus dem Bett getrieben hatte, machte sofort kehrt und fuhr mit der nächsten Bahn zurück nach Bahrenfeld. Um zehn Uhr war ich wieder in meinem Zimmer, legte mich aufs Bett und holte den unterbrochenen Schlaf nach.

Seit der Zeit blicke ich nach dem Aufwachen immer auf die Datumsanzeige meiner Uhr. Ist es Sonntag, bleibe ich eine Stunde länger liegen. Auch als Ruheständler gönne ich mir diese zusätzliche Stunde. Es soll mir nicht noch einmal passieren, dass ich am Sonntag mein Bett fluchtartig verlasse. Das hat sich in meinem Gedächtnis fest eingeprägt, und auf mein Gedächtnis kann ich mich verlassen.

Daran glaube ich so lange, bis mir jemand das Gegenteil beweist.

 

Ich gipse

von Uwe Neveling erstellt am 28.01.2011

In den fünfziger Jahren waren Dübel unbekannt, auch Bohrmaschinen gab es nicht. Wenn etwas an die Wand befestigt werden musste, waren handwerkliche Fähigkeiten gefragt. Der Prozess zog sich über Stunden hin. Aus der Werkzeugkiste – so eine Kiste hatten wir – entnahm ich Hammer, Meißel, Spachtel und Schraubenzieher. Diese Gerätschaften gehörten zur Grundausstattung, mehr gab es zumeist nicht. Dann stemmte ich in die Wand mit Hammer und Meißel einen Hohlraum.

In einer Tasse oder einem ähnlichen Behältnis rührte ich Gips an. Die Konsistenz durfte nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn sein. Mit einem Spachtel verfüllte ich das Loch mit dem angerührten Gips und drückte in die so präparierte Wand einen Holzpflock. Kenner hatten den Pflock zuvor leicht konisch zugeschnitten und nannten das Ganze dann Holzdübel. Das tat ich auch, schließlich zählte ich mich zu den Kennern. Dann schmierte ich die Stelle säuberlich plan zu. Nun musste ich warten.

Nach einer Stunde etwa war alles abgetrocknet und ich konnte in das in die Wand versenkte Holz eine Schraube drehen. Für ein kleines Bücherregal wurden zwei Löcher gebraucht. In der Zeit bis zum endgültigen Abtrocknen gönnte ich mir eine Tasse Kaffee, die ich mir aus mehligem Kaffeeextrakt zubereitete. In einem Becher kochte ich Wasser mit einem kleinen Tauchsieder. Den Tauchsieder gab es damals bereits. Er war für mich ein unverzichtbares Küchenutensil. Wenn man Glück hatte hielt das an der Wand befestigte Regal auch unter Last der dort abgestellten Bücher.

Es kam aber auch vor, dass alles von der Wand fiel. Da hatte man etwas falsch gemacht oder wahrscheinlich die Trockenzeit nicht abgewartet. Es hieß dann: Auf ein Neues.

Dieses Mal aber mit mehr Sorgfalt.

 

Senioren-"Werkstätten"

von Jürgen Hühnke erstellt am 27.02.2007

„Großmutter erzählt“... so leitet man alte Märchen und Mythen ein, die das Kollektivbewusstsein, die kollektive Erinnerung eines Volkes tradieren. Aus eigenem Erleben sei hinzugefügt - „Urgroßvater singt“. Ja, tatsächlich, mein Uropa, ein Zimmermann und doch zugleich Antialkoholiker, nahm mich auf das Knie und sang dabei, eigentlich bekennender Sozialdemokrat, die Soldatenlieder von anno 1870/71, die schon seine Jugend bestimmt hatten.
Seit die alte Großfamilie am Aussterben ist und teilweise bereits atomisiert wurde, haben so genannte Werkstätten der Kirchen, der Wohlfahrtsverbände und der Volkshochschulen die ehedem ureigene Aufgabe der Alten neu belebt: Geschichts-, Erinnerungs- oder Schreibwerkstätten.
Das Wort „Werkstatt“ ist direkt aus dem englischen „workshop“ übersetzt, zunächst für die Erarbeitung von Theaterstück entstanden. Gemeint ist eine offene Arbeitsweise wie auf einem mittelalterlichen Markt oder einem orientalischen Basar, auf dem die Handwerker zugleich produzieren und verkaufen und der Kunde sich über das Entstehen seiner Souvenirs ein Bild machen kann. Entsprechend ist „workshop“ ein Verfahren, sich in gemeinsamer Anstrengung vom „Rohling“ oder der Idee zum Endprodukt heranzuarbeiten.
Definitorisch lassen sich solche Gruppierungen näher bestimmen, doch zeigt sich schnell, dass die Grenzen oft sehr fließend sind.
Eine Geschichtswerkstatt befasst sich mit der Aufarbeitung mündlicher Erinnerung an regionalhistorische Ereignisse, Sachverhalte und Personen. Wird die Arbeit ernsthaft und wissenschaftlich geleistet, bedient sie sich methodologisch jenes Instrumentariums, das für die oral history die Maßstäbe setzt, und bettet das subjektive Erzählverhalten des Interviews in den Kontext objektiver Quellenaussagen ein, ohne die private Note, das Kolorit, zu beschädigen.
Ähnlich lassen Erinnerungswerkstätten, zu denen die Zeitzeugenarbeit zählt, die persönlichen Nuancen eines Berichtes Farbe gewinnen, mag es nun um historische Fragestellungen gehen oder sich um volkskundliche Themen handeln, wie etwa Sitten, Gebräuche, Zeit. und Modetrends. Hier steht nicht so sehr die historische „Wahrheit“ als vielmehr ein mentalitätsgeschichtlicher Aspekt im Vordergrund.
Eine gänzlich anders geartete Kategorie ergibt sich mit der Schreibwerkstatt, die sich auch der Erinnerung bedienen kann, etwa zur Erarbeitung von autobographischen Texten, aber oft auch die Phantasie vornan stellt.

 

Working & Shopping

von Jürgen Hühnke erstellt am 19.03.2011

„Workshops" oder „Werkstätten" bzw. „Börsen" - Theaterworkshop, Kreativ- oder Schreib- oder Geschichts- oder Erinnerungswerkstatt sowie „Zeitzeugenbörse" - erfreuen sich einiger Beliebtheit, und das in einer Zeit, da das Handwerk die Stadt nicht mehr als sozialprägender Faktor beherrscht. Eben weil die Menschen das Sozialgebilde Stadt mit ihren Gilden und Zünften lediglich als historische Kulisse betrachten, müssen sie sich angesichts der vielen Workshops fragen, was denn da wohl zusammengezimmert oder zurechtgeschustert werden mag.
Aber auch heute noch kennt man, wie durchweg im Mittelalter, den auf Kleinreparaturen spezialisierten Schuhmacher, der im Beisein des Kunden am Werken ist und ihm die Treter am Ende frisch besohlt wieder herausgibt. So mancher kennt auch einen orientalischen Basar aus eigener Anschauung, auf dem Weber wie Gürtler, Goldschmiede wie Töpfer ihre Produkte vor aller Augen herstellen und verkaufen. In diesem Sinne ist der Begriff „Workshop" zu verstehen - als Laden, der zugleich Werkstatt ist, oder sinnbildlich als Ort, an dem gemeinschaftlich etwas produziert und sodann präsentiert wird. Entscheidend ist, dass man das Ergebnis im Prozess seiner Entstehung erleben kann.
Wer einem Theaterworkshop beiwohnt, zahlt nicht für eine voll ausgereifte Aufführung, sondern auch für deren Zwischenstufen von der ersten Leseprobe an. Also darf man den Wortbestandteil „Workshop“ nicht 1:1 verstehen, sowenig wie eine Zeitzeugenbörse mit Aktionären und dem Finanzmarkt zu tun hat. Wohl aber steckt im „Work" oder „Werk" kreatives Tun, das man nun wirklich nicht als Flickschusterei sehen darf.

 

Zeitzeugen sind im weitesten Sinne...

von Fritz Schukat erstellt 2005/2011

Zeitzeugen sind, wie Autobiografen, im weitesten Sinne eigentlich Exhibitionisten. Wären sie dies nicht, bräuchte man sie auch nicht, dann könnte man einer Faktensammelmaschine das Aufzeichnen des Alltäglichen und der mehr oder weniger wichtigen Ereignisse übertragen. Was da dann rauskommt, ist langweiliger Kram, mit dem sich wahrscheinlich nicht einmal Historiker befassen würden. Möglicherweise gäbe es diesen honorablen Berufsstand dann auch gar nicht.
Jeder der schreibt, schreibt seine Sicht der Dinge auf, er wertet und wichtet sie bereits in dem Augenblick, in dem er ein Komma setzt oder einen Punkt. Insofern sind auch die von Historikern aufgeschriebenen und gewichteten Darstellungen des Geschehens nur subjektive Deutungen und nicht „Geschichte“ schlechthin. Man kann deren Sicht der Dinge akzeptieren oder bezweifeln, letztlich bleibt einem nichts anderes übrig, als mehrere Quellen anzuzapfen, um sich selbst aus der Vielfalt der einzelnen Berichte ein Bild zu machen, das im Endeffekt allerdings auch nur eine subjektive Sicht der Dinge darstellen kann.
Wer nach dieser Einleitung die Geschichten liest, die wir hier aufgeschrieben haben, erfährt etwas über unsere Kindheit und unsere Jugendzeit, die die Zeitspanne von etwa 1930 bis 1955 umfasst, und zwar wie wir sie erlebten! Es sind Erlebnisse aus dem alltäglichen Geschehen - wie wir spielten, wie das mit dem Krieg war und der Nachkriegszeit, letztlich also wie unsere Jugend aussah, in der es nur wenige Autos gab, Fernsehen etwas war, was sich in Rundfunkgeschäften abspielte, man noch keine Handys kannte und das Wort ‚Computer’ zumindest in Deutschland unbekannt war.
Lesen Sie bitte diese Geschichten mit der gleichen Begeisterung, mit der wir sie aufgeschrieben haben und wenn Sie zu „unserer“ Generation, also zu den heutigen Senioren gehören, stöbern Sie mal in Ihrem Langzeitgedächtnis, Sie werden ähnliche Geschichten erlebt haben und sich vielleicht freuen, dass man so etwas mal nachlesen kann. Wir glauben aber auch, dass unsere Geschichten für die Jüngeren interessant sind. Unseren Kindern haben wir damals diese Geschichten nicht erzählt, meist weil wir keine Zeit hatten. Man erzählte so was einfach nicht! Und die Enkel erfahren nichts darüber, weil die derzeitige „Mittel-Generation“ nichts erfahren hat!
Im Zeitalter der totalen Vernetzung unserer Umwelt - was auch immer man darunter verstehen will - ist es viel einfacher geworden, sich zu artikulieren und vor allem seine Gedanken aufzuschreiben und zu verbreiten. Auch viele ältere Mitmenschen besitzen heute schon einen Computer, schreiben ihre Erinnerungen auf, forschen über Suchmaschinen nach ihren Wurzeln und sind so aktive und erfolgreiche Ahnenforscher geworden.
Als ich nach meiner Pensionierung zaghaft anfing, meine Lebenserinnerungen aufzuschreiben, tat ich das eigentlich auch, weil ich meinen beiden Söhnen erzählen wollte, wo wir herkommen und wie weit verzweigt doch die Familie ist. Anders als bei „Dieter Bohlen und Genossen“ ging und geht es mir nicht darum, damit Geld zu verdienen. Hier hat auch die besondere, aber höchst zweifelhafte Würze, wie ‚Penisbruch und Kollegenschelte’ nichts zu suchen. Das sind übrigens auch Dinge, die in einer seriösen Autobiografie nichts zu suchen haben. Und trotzdem, wenn man nicht doch ein wenig Exhibitionist ist, wird die Sache langweilig.
Ich gebe gern zu, ich bin der Sache wegen gern ein solcher „Exhibitionist“!

 

Das Kreative an "Werkstätten"

von Jürgen Hühnke

Heute gibt es Werkstätten all überall oder, was dasselbe besagt, workshops. Kreativ-, Erzähl-, Geschichts- oder Zeitzeugenwerkstätten. Wie man in einem Theaterworkshop das Werden einer Aufführung vom Rohling der Leseprobe über den Feinschliff des Rollenspiels bis zur Darstellungsreife erleben kann, so zeigt sich auch in anderen „Werkstätten“ das „Produkt“ in seiner Entstehung - wie auf einem orientalischen Basar der Prozess von der Fertigung bis zur verkaufsfertigen Ware. Der Unterschied liegt aber darin, dass im workshop nicht ein Handwerker bosselt, sondern ein Team, das zumeist, über ein Stichwort angeregt, ein Gespräch führt und kollektiv zu einer Lösung gelangt. Oder aber ein individuelles Ereignis wird vorgetragen, und spontan fällt dem/der einen oder dem/der anderen Ähnliches, Ergänzendes wieder ein, was sonst verschollen geblieben wäre. Insofern ist solches Tun höchst kreativ. Für Geschichts- und Zeitzeugenwerkstätten, die sich auf Gedächtnis und Erinnerung stützen, wäre die alte griechische Göttin Mnemosyne zuständig, von der unter anderem die Mnemotechnik, das Gedächtnistraining, ausgeht. Wie alle Schönen auf dem Olymp der Hellenen wurde auch sie eines Tages dem Harem des unersättlichen Göttervaters Zeus einverleibt und gebar ihm aus neun Nächten des Beilagers die entsprechende Anzahl Kinderchen, lauter Mädchen. Wir kennen sie als die für Dichtung, Gesang, Tanz und Wissenschaften zuständigen Göttinnen, die Musen. Und siehe da, die enge Verwandtschaft von Gedächtnis und Kreativität ist unbezweifelbar nachgewiesen!

 

Scherenschleifer

von Fritz Schukat erstellt am 03.02.2011

Quickborn-Heide, Lornsenstr. - 3. Februar 2011, Martin-Luther-Kirche – 12:15 Uhr.

Ich komme gerade vom letzten Treffen der Zeitzeugen zum Parkplatz, da höre ich ein feines Summen. Hört sich an, als würde jemand ein Messer schleifen. Gut, ich habe seit 25 Jahren einen Tinnitus, der pfeift manchmal ganz schön laut, wie Scherenschleifen hat sich das noch nie angehört. Aber hier im Freien? Ich schaue mich befremdet um und sehe am Straßenrand einen Kombi mit hochgeklappter Hintertür. Auf der Ladefläche steht ein etwas größerer Werkblock, an dem sich Wetzsteine drehen. Davor steht ein Herr, so um 45-50 Jahre alt in normaler Straßenkleidung, der in kurzen Abständen ein Messer an den rotierenden Stein hält. Kleine Funken blitzen auf. Dann nimmt er ein Blatt Papier, hält es hochkant und schneidet mit dem gerade geschärften Messer ein paar Zentimeter hinein. „Wie Butter“, sagt er und grinst mich freundlich an. Er scheint zufrieden zu sein.

Fasziniert schaue ich ihm zu, geh dann einen Schritt näher zu ihm und frage, ob er das berufsmäßig mache. „Eigentlich nein“, meint er, das sei noch sein Hobby. Aber in letzter Zeit werde er oft von Leuten angerufen und es könnte schon bald ein echtes Geschäft werden. Es scheint eine Marktlücke zu sein. Er habe tatsächlich schon einigen Zulauf!

Dann preist er seine Kunst an, er schärfe auch Messer mit Wellenschliff, natürlich auch Haushalts- und Nagelscheren. Nachdem ihn viele Freunde und Bekannte schon ermutigt hätten, das doch berufsmäßig zu machen, habe er sich entschlossen, es nun doch bald als Gewerbe anzumelden. Schleifen alter, stumpfer Schneidewerkzeuge sei doch allemal billiger, als sich neue zu kaufen! Sagte es und zog eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche. Ich sage ihm dann, wo wir wohnen. „Ach, in Lentföhrden wohnen Sie, das ist ja gar nicht weit von mir! Wenn Sie zwei, drei Nachbarn zusammentrommeln können, komme ich – kurzer Anruf genügt!“ Dann greift er ein neues „Altmesser“ und wieder ertönt das feine Summen.

Vor einer halben Stunde habe ich bei den Quickborner Zeitzeugen das Mitteilungsblatt der Hamburger Zeitzeugen-Börse gelesen. Ulkig, auf Seite 10 bedauert der Autor Carsten Stern, dass es keine Scherenschleifer mehr gäbe. Den letzten habe er 1960 gesehen!

Ich schau mir die Visitenkarte des Scherenschleifers an. Dann beschließe ich, ein paar Sätze aufzuschreiben und diese dem Autor Carsten Stern zukommen zu lassen!
Natürlich mit einer Kopie der Visitenkarte „meines“ Scherenschleifers!