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Taschengeld und anderes von Fritz Schukat und Uwe Neveling
70 Jahre „Vom Winde verweht“ von Annemarie Lemster

 

Taschengeld und anderes

Auszug aus der Niederschrift über unser Treffen vom 21.11.2013
von Fritz Schukat und Uwe Neveling

Heute diskutierten wir unter der Überschrift „Wie funktionierte das eigentlich damals?“ über Dinge aus unserer Jugendzeit. Beleuchtungen, Radios, Displays (Anzeigen oder Zählwerke sagte man früher dazu) an Apparaten etc., die genaue telefonische Zeitansage, Ferngespräche nach Übersee mit stundenlanger Wartezeit und Kinobesuche waren dabei bevorzugte Gesprächsobjekte.
Wie war das damals in unserer Jugend?

Bei den Eintrittspreisen für Kinobesuche gab es viele Wortmeldungen. Die meisten mussten den Eintritt aus eigener Tasche finanzieren, das Taschengeld musste dafür herhalten. Und weil kaum jemand ausreichend Taschengeld bekam, konnte jeder eine nette Geschichte zum Besten geben.

Anfang der 1950er Jahre, als es noch kein Fernsehen gab, sind wir gern ins Kino gegangen. Das war für uns ein teures Vergnügen, denn wir mussten die Karten vom eigenen Geld kaufen. Manche bekamen von den Eltern Taschengeld, das reichte gerade mal eben für das Notwendigste wie für Hefte, Bleistifte und andere besondere Dinge, aber nicht mehr für einen Kinobesuch. In der DDR kostete der Kinobesuch der Nachmittagsvorstellung ohne Wochenschau (musste beim Kartenkauf gesagt werden, weil diese Karte billiger war) 25 Pfennige. Woher nehmen, wenn man kein Taschengeld bekam? In Deutschland (Ost) hat man schon sehr früh Papier und Altglas gesammelt und dafür ein geringes Geld bekommen. Renate berichtete, dass sie auch schon mal in den Keller ging und leere Flaschen stibitzte, die Vater dort hortete, denn sie machten damals auch eigenen Wein, wofür er diese Flaschen brauchte. 25 Pfennige waren dann schnell verdient.

 

Kinokarten aus Berlin von 1959 An dem Tag bin ich mit meiner Frau ins Kino am Berliner Kurfürstendamm gegangen. Wir haben da wohl gesehen: "Die Katze auf dem heißen Blechdach" oder fleicht auch "Wer hat Angst vor Virginia Wulf" beides waren Filme mit Elizabeth Taylor.

 

Werner berichtete, dass man in seiner Jugendzeit auch Knochen (Suppenknochen etc.) sammelte. Bei Papier und Altglas kann man sich vorstellen, wie sie wiederverwendet werden, bei Knochen fällt das schwer. Für diese Sammelaktion erhielt Werner Geld.

„Lumpen, Knochen, Eisen und Papier - ausgeschlagene Zähne sammeln wir...“ ein altes Schmählied, das alle kannten, hatte einen durchaus realen Hintergrund. Gelegentlich liefen Hausierer mit kleinen Handkarren umher und sammelten gerade diese Dinge. Manchmal zahlten sie auch ein geringes Handgeld dafür, insbesondere dann, wenn sie von Kindern gebracht wurden. Auch mit solchen Gelegenheitsverdiensten finanzierten wir im Westen unsere Kinobesuche.

Billig und beliebt waren die Besuche im AKI, dem Aktualitätenkino, also dem Wochenschau-Kino, das es in jedem Hauptbahnhof im ganzen Bundesgebiet gab. Für den einmaligen Eintritt konnte man sich sogar mehrere Durchläufe des Programms ansehen. Klaus berichtete, dass es auch im Leipziger Hauptbahnhof ein ähnliches Kino gab. Die Ost-Wochenschau hieß „Der Augenzeuge“. Im DDR-Fernsehen lief die Wochenschau später unter dem gleichen Titel.

Werner weiß noch, dass man in den Hungerjahren nach dem Kriegsende im Winter zum Kinobesuch auch noch Presskohle mitbringen musste. Da wurde natürlich auch geschummelt. Weil man wusste, wo sie gelagert wurden, wurde manche Presskohle 2-3x am Kartenschalter abgegeben. Später haben wir uns auch schon mal mit Nachhilfeunterricht ein Beibrot verdient. Der Jüngste von Fritz hat in den 1990er Jahren Botengänge mit dem Fahrrad für eine Apotheke erledigt. Das war Knochenarbeit und musste auch bei Regen und Dunkelheit erfolgen. Der Erlös jedoch ließ sich sehen und wurde auch versteuert!

Heute akzeptiert man das „Recht auf Taschengeld“, und es gibt sogar Tabellen, in denen festgeschrieben steht, was z.B. ein 11-Jähriger wöchentlich bekommen sollte. Und danach richten sich viele Eltern. Dass das Smartphone oder die PlayStation auch mit dem Taschengeld finanziert wird, ist ein Gerücht. Auch die teuren Jeans oder andere it-Bekleidungsstücke gehören zum MUSS für die jungen Leute. Wer sie nicht hat, hat heute schon soziale Probleme, wird gemobbt und manchmal sogar vom Cliquenleben ausgeschlossen. Mit normalem Taschengeld kann man da kaum noch mithalten!

Um ihr Taschengeld aufzubessern hatte Edith in der Erntezeit auch gern mal „gestoppelt“, also auf abgemähten Feldern Ähren gesucht. Gibt es heute auch nicht mehr.

Als wir über Radios, Kofferradios und die heutigen Digitalradios sprachen, fiel Walter eine ganz famose Geschichte ein. Er sei bei Kriegsende mit seinen Eltern nicht geflohen. Sie blieben auf dem heimatlichen Hof im südlichen Teil Ostpreußens, der dann Polen zugeschlagen wurde. Zunächst blieb alles beim Alten, allerdings änderte sich die Versorgungslage dramatisch. Außerdem gab es keine geregelte Stromversorgung mehr mit der Folge, dass man auch kein Radio hören konnte. Starke Batterien oder Kofferradios hatte man damals nicht. Es gab im Ort noch mehrere deutsche Familien, mit denen ständiger Kontakt bestand. Jemand fand eine „Goebbels-Schnauze“, einen Volksempfänger, der offenbar noch intakt war, aber er funktionierte nur mit Strom. Dieser Knabe hatte eine tolle Idee: „...wir machen uns unseren Strom selber!“ Zunächst mussten 49 Flaschen besorgt werden, die für den beabsichtigten Zweck präpariert werden mussten. Ein starker Bindfaden, der um den Flaschenhals gewickelt wurde, musste nun ganz schnell hin und her gezogen werden, um an dieser Stelle Hitze zu erzeugen. Wenn man das mit Ausdauer machte und die so behandelte Flasche kurz in kaltes Wasser tauchte, sprang das Halsstück ab. So hatte man nun das gewünschte Gefäß, das wahrscheinlich mit essigessenzhaltigem Sand und einer salzhaltigen Lösung gefüllt wurde. Diese Bestandteile reagierten miteinander. Die aneinander gereihten Flaschen wurden nun mit Kupferdraht verbunden, dessen beide Enden an das Radio angeschlossen wurden. Zu aller Verblüffung funktionierte das und man konnte nach einigen Versuchen auch wieder deutsche Rundfunksender hören.

Als wir anschließend über die Nachkriegs-Sperrholzautos von DKW und Borgward-Lloyd sprachen, fiel Hans ein, dass er einmal mit einer Isabella von Borgward gefahren war. Seinem Lobgesang über dieses auch heute noch bildhübsche Auto schlossen sich alle an. Aber das ist eine andere Geschichte, die uns Hans sicher nicht vorenthalten wird!

Bleibt noch die Sache mit der automatischen Zeitansage per Telefon. Früher musste man einfach nur die 119 wählen, dann wurde eine 0 vorgesetzt und eine 1 hinten angefügt und schließlich wurde daraus sogar noch ein kostenpflichtiger Mehrwertdienst unter der 0900-Vorwahl. Die Telekom hat schon einige Male Änderungen machen müssen, aber wer braucht heute noch eine kostenpflichtige Ansage, wo doch jede Funkuhr die tatsächliche Zeit anzeigt?

Wir hätten auch noch Geschichten über das langsame Sterben der Glühfadenlampe erzählen können. Über 100 Jahre spendete sie ihr augenfreundliches Licht, bis ihr die Europäischen Bürokraten aus Brüssel den Hals umdrehten, weil sie angeblich mehr heizten als Licht emittieren. Die zum Ersatz empfohlenen Nachfolgelampen sind stark gewöhnungsbedürftig. Aber auch das ist eine andere Geschichte.

Unser Durchschnittsalter liegt weit über 70 Jahre. Da kommen Erfahrungen zusammen, die uns gestatten, über alles zu reden, aber wir sind auch selbstkritisch genug, einzusehen, dass wir kaum etwas ändern können - und das ist eigentlich schade!

 

70 Jahre „Vom Winde verweht“

von Annemarie Lemster

Vor 70 Jahren kam der Film „Vom Winde verweht“ in unsere Kinos. Es gibt wohl ganz wenige Menschen, die diesen grandiosen Film nicht gesehen haben oder noch gar nicht. Man hat schon gehört, manche Menschen haben ihn zehn Mal gesehen. Noch heute ist er fester Bestand in unseren Fernsehprogrammen. Im Laufe der Zeit dürften auch so einige Kilometer Klinextücher verbraucht worden sein.
gespeichert (erst) 05.01.2010

Recherche.
Dieser monumentale Farbfilm wurde in den USA am 23.02.1939 in Atlanta/Georgia uraufgeführt.
Kinostart in Deutschland war tatsächlich erst am 15.01.1953.
Originaltitel: „Gone With The Wind“, nach dem gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell.
Hauptdarsteller: Vivien Leigh, Clark Gable, Leslie Howard, Olivia de Havilland.
Produzent: David O. Selznik.
aus Wikipedia, F. Schukat, im Mai 2011